Die Sonne war schon im Untergehen; sie leuchtete aber auf dieser Höhe noch durch den Buschwald und die Wipfel glühten in ihrem Scheine. Wir Zwei aus dem Vogelsang lagen in dem hohen Grase, Leon des Beaux saß auf einem Baumstumpfe, hatte auf den Knieen die feinen Aristokratenhände zusammengelegt, blickte zum Zenith und träumerisch in die Runde, sah auf den Freund und seufzte:
"O, Herr -- wenn ich es doch nur sagen könnte, wie mir zu Muthe ist. Welch ein wunder¬ voller Tag das wieder war --"
"Für einen Menschen, der mit Stangen im Land der Goldorangen und Citronen, im Orient und am Nordkap war, aus Albi stammt, den Großen Kurfürsten in Germanien zum Pathen hat, den ge¬ schmackvollsten und nahrhaftesten Schneider von Berlin zum Papa, sich Leon des Beaux nennt, und als königlich preußischer Kommerzienrath dermaleinst einen wirklichen Künstler mit der Schöpfung seines Grab¬ denkmals beauftragen wird! Leon, das Wundervollste ist doch noch für Sie zurück und kommt jetzt erst. Der Abend ist freilich schön genug dazu."
Er, Velten Andres, sprach das so mürrisch, so verbissen giftig, daß ich mich auf dem Ellbogen emporstemmte, um ihn besser betrachten zu können, und Leon ihn fast ängstlich anstarrte.
Die Sonne war ſchon im Untergehen; ſie leuchtete aber auf dieſer Höhe noch durch den Buſchwald und die Wipfel glühten in ihrem Scheine. Wir Zwei aus dem Vogelſang lagen in dem hohen Graſe, Leon des Beaux ſaß auf einem Baumſtumpfe, hatte auf den Knieen die feinen Ariſtokratenhände zuſammengelegt, blickte zum Zenith und träumeriſch in die Runde, ſah auf den Freund und ſeufzte:
„O, Herr — wenn ich es doch nur ſagen könnte, wie mir zu Muthe iſt. Welch ein wunder¬ voller Tag das wieder war —“
„Für einen Menſchen, der mit Stangen im Land der Goldorangen und Citronen, im Orient und am Nordkap war, aus Albi ſtammt, den Großen Kurfürſten in Germanien zum Pathen hat, den ge¬ ſchmackvollſten und nahrhafteſten Schneider von Berlin zum Papa, ſich Leon des Beaux nennt, und als königlich preußiſcher Kommerzienrath dermaleinſt einen wirklichen Künſtler mit der Schöpfung ſeines Grab¬ denkmals beauftragen wird! Leon, das Wundervollſte iſt doch noch für Sie zurück und kommt jetzt erſt. Der Abend iſt freilich ſchön genug dazu.“
Er, Velten Andres, ſprach das ſo mürriſch, ſo verbiſſen giftig, daß ich mich auf dem Ellbogen emporſtemmte, um ihn beſſer betrachten zu können, und Leon ihn faſt ängſtlich anſtarrte.
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Die Sonne war ſchon im Untergehen; ſie leuchtete
aber auf dieſer Höhe noch durch den Buſchwald und
die Wipfel glühten in ihrem Scheine. Wir Zwei aus
dem Vogelſang lagen in dem hohen Graſe, Leon des
Beaux ſaß auf einem Baumſtumpfe, hatte auf den
Knieen die feinen Ariſtokratenhände zuſammengelegt,
blickte zum Zenith und träumeriſch in die Runde, ſah
auf den Freund und ſeufzte:
„O, Herr — wenn ich es doch nur ſagen
könnte, wie mir zu Muthe iſt. Welch ein wunder¬
voller Tag das wieder war —“
„Für einen Menſchen, der mit Stangen im
Land der Goldorangen und Citronen, im Orient
und am Nordkap war, aus Albi ſtammt, den Großen
Kurfürſten in Germanien zum Pathen hat, den ge¬
ſchmackvollſten und nahrhafteſten Schneider von Berlin
zum Papa, ſich Leon des Beaux nennt, und als
königlich preußiſcher Kommerzienrath dermaleinſt einen
wirklichen Künſtler mit der Schöpfung ſeines Grab¬
denkmals beauftragen wird! Leon, das Wundervollſte
iſt doch noch für Sie zurück und kommt jetzt erſt.
Der Abend iſt freilich ſchön genug dazu.“
Er, Velten Andres, ſprach das ſo mürriſch, ſo
verbiſſen giftig, daß ich mich auf dem Ellbogen
emporſtemmte, um ihn beſſer betrachten zu können,
und Leon ihn faſt ängſtlich anſtarrte.
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Raabe, Wilhelm: Die Akten des Vogelsangs. Berlin, 1896, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_akten_1896/152>, abgerufen am 28.11.2024.
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