halb kann ich auch mit Dir nicht nach Hause gehen; die Heimath würde mir und ihm nur zu verwirrend dreinreden und mir an meinem einzigen Besitz auf Erden zerren und zupfen. Auch die Berge und Thäler der Heimath würden sich nur zwischen uns, zwischen Velten Andres und Helene Trotzendorff drängen. Ich kann sie nicht wiedersehen, und sie sollen mir sein Gesicht so lassen, wie ich vorgestern das Tuch darüber gedeckt habe." --
Da habe ich es auch ihr, wie seiner Zeit Velten gegenüber, aufgeben müssen, die im Alltage Fremd¬ gewordene in mein Haus einzuladen als lieben und kranken Gast; sie aber hat die Frau Fechtmeisterin Feucht geküßt und ihr weinend den Kopf auf die Schulter gelegt und geschluchzt:
"Mutter, daß Du nicht mit mir kommen wirst, das weiß ich; also sieh, damit man uns, Dich und mich, nie von hier austreiben könne, habe ich dieses Haus gekauft, Deines lieben Stübchens und dieser vier Wände wegen. Euer Freund, Herr Leon, ist mir auch dabei behilflich gewesen, lieber Krumhardt. Sie mögen wohnen bleiben und ihr Leben und ihre Geschäfte treiben da draußen, der Gasse zu; was kümmert uns das?! Aber hier soll Niemand weiter ein Recht haben, als die Frau Fechtmeisterin Feucht und Helene Trotzendorff. Ich werde wohl noch oft
halb kann ich auch mit Dir nicht nach Hauſe gehen; die Heimath würde mir und ihm nur zu verwirrend dreinreden und mir an meinem einzigen Beſitz auf Erden zerren und zupfen. Auch die Berge und Thäler der Heimath würden ſich nur zwiſchen uns, zwiſchen Velten Andres und Helene Trotzendorff drängen. Ich kann ſie nicht wiederſehen, und ſie ſollen mir ſein Geſicht ſo laſſen, wie ich vorgeſtern das Tuch darüber gedeckt habe.“ —
Da habe ich es auch ihr, wie ſeiner Zeit Velten gegenüber, aufgeben müſſen, die im Alltage Fremd¬ gewordene in mein Haus einzuladen als lieben und kranken Gaſt; ſie aber hat die Frau Fechtmeiſterin Feucht geküßt und ihr weinend den Kopf auf die Schulter gelegt und geſchluchzt:
„Mutter, daß Du nicht mit mir kommen wirſt, das weiß ich; alſo ſieh, damit man uns, Dich und mich, nie von hier austreiben könne, habe ich dieſes Haus gekauft, Deines lieben Stübchens und dieſer vier Wände wegen. Euer Freund, Herr Leon, iſt mir auch dabei behilflich geweſen, lieber Krumhardt. Sie mögen wohnen bleiben und ihr Leben und ihre Geſchäfte treiben da draußen, der Gaſſe zu; was kümmert uns das?! Aber hier ſoll Niemand weiter ein Recht haben, als die Frau Fechtmeiſterin Feucht und Helene Trotzendorff. Ich werde wohl noch oft
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halb kann ich auch mit Dir nicht nach Hauſe gehen;
die Heimath würde mir und ihm nur zu verwirrend
dreinreden und mir an meinem einzigen Beſitz auf
Erden zerren und zupfen. Auch die Berge und
Thäler der Heimath würden ſich nur zwiſchen uns,
zwiſchen Velten Andres und Helene Trotzendorff
drängen. Ich kann ſie nicht wiederſehen, und ſie
ſollen mir ſein Geſicht ſo laſſen, wie ich vorgeſtern
das Tuch darüber gedeckt habe.“ —
Da habe ich es auch ihr, wie ſeiner Zeit Velten
gegenüber, aufgeben müſſen, die im Alltage Fremd¬
gewordene in mein Haus einzuladen als lieben und
kranken Gaſt; ſie aber hat die Frau Fechtmeiſterin
Feucht geküßt und ihr weinend den Kopf auf die
Schulter gelegt und geſchluchzt:
„Mutter, daß Du nicht mit mir kommen wirſt,
das weiß ich; alſo ſieh, damit man uns, Dich und
mich, nie von hier austreiben könne, habe ich dieſes
Haus gekauft, Deines lieben Stübchens und dieſer
vier Wände wegen. Euer Freund, Herr Leon, iſt
mir auch dabei behilflich geweſen, lieber Krumhardt.
Sie mögen wohnen bleiben und ihr Leben und ihre
Geſchäfte treiben da draußen, der Gaſſe zu; was
kümmert uns das?! Aber hier ſoll Niemand weiter
ein Recht haben, als die Frau Fechtmeiſterin Feucht
und Helene Trotzendorff. Ich werde wohl noch oft
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Raabe, Wilhelm: Die Akten des Vogelsangs. Berlin, 1896, S. 316. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_akten_1896/326>, abgerufen am 23.11.2024.
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