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Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889.

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und krachend schlug die Thür der Zelle des Bruders
Philemon hinter ihm in's Schloß. Vergeblich rief sein
väterlicher Freund und Lehrer seine Verblüffung und
seine Klage ihm nach. Abiit, evasit, erupit -- ab
ging er mit seinen achtzehn oder neunzehn Jahren:
denn Sie schrie nach Ihm in ihrer höchsten Noth, im
letzten, schlimmsten Einbruch, in der Vergewaltigung
durch den Fremden, durch den welschen Feind.

Schön hatte ihm sein alter Lateinlehrer nachzu¬
rufen:

"Aber Musjeh? Monsieur Thedel? Herr von
Münchhausen, was fällt Ihm denn ein? Um Gottes
willen, was fällt Ihm ein, wo will Er hin? So höre
Er -- bleibe Er doch --"

Wer nicht hörte, war der Junker von Münchhausen,
und daß er Bescheid wußte in den Gebäulichkeiten, auf
den Treppen und mit den Schlupflöchern von Kloster
Amelungsborn, ist in diesem Augenblick weniger ein
Trost für den Magister Buchius, als für ihn selber.
Und wer, wie gewöhnlich bei solchen Fällen, ganz und
gar keines Trostes bedurfte, weil er aus dem tiefsten
Naturrecht heraus ganz und gar nicht bei Troste war,
das war der Junker Thedel von Münchhausen. Was
Krieg und Brand, Mord und Tod und Welteinfall?
Kein Latein mehr und -- sie drüben im Amthause
nach dem Retter und Ritter in der höchsten Noth
schreiend! Mit einem Jauchzen, das wahrlich nicht nach
Noth, Angst und Verzweiflung klang, sprang der Wild¬

und krachend ſchlug die Thür der Zelle des Bruders
Philemon hinter ihm in's Schloß. Vergeblich rief ſein
väterlicher Freund und Lehrer ſeine Verblüffung und
ſeine Klage ihm nach. Abiit, evasit, erupit — ab
ging er mit ſeinen achtzehn oder neunzehn Jahren:
denn Sie ſchrie nach Ihm in ihrer höchſten Noth, im
letzten, ſchlimmſten Einbruch, in der Vergewaltigung
durch den Fremden, durch den welſchen Feind.

Schön hatte ihm ſein alter Lateinlehrer nachzu¬
rufen:

„Aber Musjeh? Monſieur Thedel? Herr von
Münchhauſen, was fällt Ihm denn ein? Um Gottes
willen, was fällt Ihm ein, wo will Er hin? So höre
Er — bleibe Er doch —“

Wer nicht hörte, war der Junker von Münchhauſen,
und daß er Beſcheid wußte in den Gebäulichkeiten, auf
den Treppen und mit den Schlupflöchern von Kloſter
Amelungsborn, iſt in dieſem Augenblick weniger ein
Troſt für den Magiſter Buchius, als für ihn ſelber.
Und wer, wie gewöhnlich bei ſolchen Fällen, ganz und
gar keines Troſtes bedurfte, weil er aus dem tiefſten
Naturrecht heraus ganz und gar nicht bei Troſte war,
das war der Junker Thedel von Münchhauſen. Was
Krieg und Brand, Mord und Tod und Welteinfall?
Kein Latein mehr und — ſie drüben im Amthauſe
nach dem Retter und Ritter in der höchſten Noth
ſchreiend! Mit einem Jauchzen, das wahrlich nicht nach
Noth, Angſt und Verzweiflung klang, ſprang der Wild¬

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[128/0136] und krachend ſchlug die Thür der Zelle des Bruders Philemon hinter ihm in's Schloß. Vergeblich rief ſein väterlicher Freund und Lehrer ſeine Verblüffung und ſeine Klage ihm nach. Abiit, evasit, erupit — ab ging er mit ſeinen achtzehn oder neunzehn Jahren: denn Sie ſchrie nach Ihm in ihrer höchſten Noth, im letzten, ſchlimmſten Einbruch, in der Vergewaltigung durch den Fremden, durch den welſchen Feind. Schön hatte ihm ſein alter Lateinlehrer nachzu¬ rufen: „Aber Musjeh? Monſieur Thedel? Herr von Münchhauſen, was fällt Ihm denn ein? Um Gottes willen, was fällt Ihm ein, wo will Er hin? So höre Er — bleibe Er doch —“ Wer nicht hörte, war der Junker von Münchhauſen, und daß er Beſcheid wußte in den Gebäulichkeiten, auf den Treppen und mit den Schlupflöchern von Kloſter Amelungsborn, iſt in dieſem Augenblick weniger ein Troſt für den Magiſter Buchius, als für ihn ſelber. Und wer, wie gewöhnlich bei ſolchen Fällen, ganz und gar keines Troſtes bedurfte, weil er aus dem tiefſten Naturrecht heraus ganz und gar nicht bei Troſte war, das war der Junker Thedel von Münchhauſen. Was Krieg und Brand, Mord und Tod und Welteinfall? Kein Latein mehr und — ſie drüben im Amthauſe nach dem Retter und Ritter in der höchſten Noth ſchreiend! Mit einem Jauchzen, das wahrlich nicht nach Noth, Angſt und Verzweiflung klang, ſprang der Wild¬

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Zitationshilfe: Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_odfeld_1889/136>, abgerufen am 21.11.2024.