Landes und sank, Staub zu Staub, hinunter in die Gruft der Kirche Beatae Mariae Virginis zu Wolfenbüttel. Julius hieß der Erbe und Nachfolger im Reich, der neuen Lehre zuerst sogar als Märtyrer zugethan, nun aber ihr mächtiger Gönner und Beförderer. Ich habe Gott Amor im Verdacht, daß er dem alten Herrn Andreas sein Märtyrerthum des Uebertritts zum Luther¬ thum nach Möglichkeit erleichterte vor seinem Gewissen. Wie dem auch sei, der letzte katholische Abt von Ame¬ lungsborn legte sich sofort um auf die andere Seite und zog auch seinen ganzen Convent mit hinüber. Und im Jahre 1572 freiete er, der Abt, nicht der Convent, und führte heim in's Kloster Jungfrawen Margarethen Peinen, eines Bürgers zu Stadtoldendorf eheleiblich und hoffentlich auch lieblich Töchterlein. Ob Sanct Bernhard sich darob in seinem Grabe zu Clairvaux umgelegt habe, weiß Keiner; eine Verleumdung aber ist es, daß Vater Andreas Steinhauer seiner Eheliebsten den Thurm der Stadtkirche zu Stadtoldendorf als Heirathsgut verschrieben habe. Der Thurm eignet heute noch dem Kloster Amelungsborn und nur die daran hängende Kirche gehört löblicher Bürgerschaft. Im Jahre 1588 ist auch dieser werthe Mann zu seinen Vätern versammelt und in der Klosterkirche beigesetzt worden. Sein Bild und Grabstein sind heute noch dort zu sehen, und der Magister Noah Buchius, der nicht einmal den Namen mit dem seligen Ahnherrn gemein hat, hat im währenden siebenjährigen Kriege
Landes und ſank, Staub zu Staub, hinunter in die Gruft der Kirche Beatae Mariae Virginis zu Wolfenbüttel. Julius hieß der Erbe und Nachfolger im Reich, der neuen Lehre zuerſt ſogar als Märtyrer zugethan, nun aber ihr mächtiger Gönner und Beförderer. Ich habe Gott Amor im Verdacht, daß er dem alten Herrn Andreas ſein Märtyrerthum des Uebertritts zum Luther¬ thum nach Möglichkeit erleichterte vor ſeinem Gewiſſen. Wie dem auch ſei, der letzte katholiſche Abt von Ame¬ lungsborn legte ſich ſofort um auf die andere Seite und zog auch ſeinen ganzen Convent mit hinüber. Und im Jahre 1572 freiete er, der Abt, nicht der Convent, und führte heim in's Kloſter Jungfrawen Margarethen Peinen, eines Bürgers zu Stadtoldendorf eheleiblich und hoffentlich auch lieblich Töchterlein. Ob Sanct Bernhard ſich darob in ſeinem Grabe zu Clairvaux umgelegt habe, weiß Keiner; eine Verleumdung aber iſt es, daß Vater Andreas Steinhauer ſeiner Eheliebſten den Thurm der Stadtkirche zu Stadtoldendorf als Heirathsgut verſchrieben habe. Der Thurm eignet heute noch dem Kloſter Amelungsborn und nur die daran hängende Kirche gehört löblicher Bürgerſchaft. Im Jahre 1588 iſt auch dieſer werthe Mann zu ſeinen Vätern verſammelt und in der Kloſterkirche beigeſetzt worden. Sein Bild und Grabſtein ſind heute noch dort zu ſehen, und der Magiſter Noah Buchius, der nicht einmal den Namen mit dem ſeligen Ahnherrn gemein hat, hat im währenden ſiebenjährigen Kriege
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Landes und ſank, Staub zu Staub, hinunter in die Gruft
der Kirche Beatae Mariae Virginis zu Wolfenbüttel.
Julius hieß der Erbe und Nachfolger im Reich, der
neuen Lehre zuerſt ſogar als Märtyrer zugethan, nun
aber ihr mächtiger Gönner und Beförderer. Ich habe
Gott Amor im Verdacht, daß er dem alten Herrn
Andreas ſein Märtyrerthum des Uebertritts zum Luther¬
thum nach Möglichkeit erleichterte vor ſeinem Gewiſſen.
Wie dem auch ſei, der letzte katholiſche Abt von Ame¬
lungsborn legte ſich ſofort um auf die andere Seite
und zog auch ſeinen ganzen Convent mit hinüber. Und
im Jahre 1572 freiete er, der Abt, nicht der Convent,
und führte heim in's Kloſter Jungfrawen Margarethen
Peinen, eines Bürgers zu Stadtoldendorf eheleiblich
und hoffentlich auch lieblich Töchterlein. Ob Sanct
Bernhard ſich darob in ſeinem Grabe zu Clairvaux
umgelegt habe, weiß Keiner; eine Verleumdung aber
iſt es, daß Vater Andreas Steinhauer ſeiner Eheliebſten
den Thurm der Stadtkirche zu Stadtoldendorf als
Heirathsgut verſchrieben habe. Der Thurm eignet heute
noch dem Kloſter Amelungsborn und nur die daran
hängende Kirche gehört löblicher Bürgerſchaft. Im
Jahre 1588 iſt auch dieſer werthe Mann zu ſeinen
Vätern verſammelt und in der Kloſterkirche beigeſetzt
worden. Sein Bild und Grabſtein ſind heute noch
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nicht einmal den Namen mit dem ſeligen Ahnherrn
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Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_odfeld_1889/15>, abgerufen am 21.11.2024.
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