was er brauchte. Und -- er hatte sich drin einge¬ richtet!
"Dem, der uns hierher nachschleicht, dem schlage ich den Hirnkasten ein," hatte Knecht Heinrich, wehmüthig den Kopf schüttelnd, geseufzt, nachdem er von den Förstern um König Heinrichs Vogelherd gejagt, dem alten Buchius auf die Sprünge gerathen war und sich bei ihm ein¬ geschlichen hatte. "Dieses ist ja freilich gewiß und wahrhaftig ganz und gar wie für unsern Herrn Magister und seine Umstände unter den Herren und den Herrn Schülern bei uns in Amelungsborn vom lieben Herr¬ gott eingerichtet!" -- -- -- -- "Hier könnte man schon hausen wie der heilige Antonius, der Große, in der oberägyptischen Wüste, nur mit einem Schaffell und einem härenen Hemde bekleidet und seinen Körper nie¬ mals mit Seife reinigend," hatte der Magister selber geseufzet, als er als der erste von seinem Rector, seinen Collegen und seinen Schülern gepeinigte und gehetzte Schulmeister zum erstenmal den Unterschlupf betrat, oder vielmehr in ihn einkroch.
"Wenn ich nur wüßte, wo ich bin, und wie ich hierher gekommen bin, und, oh, bis auf die Knochen naß!" jammerte Mamsell Selinde. "O Gitte, Gitte, Gitte, und so dunkel!"
was er brauchte. Und — er hatte ſich drin einge¬ richtet!
„Dem, der uns hierher nachſchleicht, dem ſchlage ich den Hirnkaſten ein,“ hatte Knecht Heinrich, wehmüthig den Kopf ſchüttelnd, geſeufzt, nachdem er von den Förſtern um König Heinrichs Vogelherd gejagt, dem alten Buchius auf die Sprünge gerathen war und ſich bei ihm ein¬ geſchlichen hatte. „Dieſes iſt ja freilich gewiß und wahrhaftig ganz und gar wie für unſern Herrn Magiſter und ſeine Umſtände unter den Herren und den Herrn Schülern bei uns in Amelungsborn vom lieben Herr¬ gott eingerichtet!“ — — — — „Hier könnte man ſchon hauſen wie der heilige Antonius, der Große, in der oberägyptiſchen Wüſte, nur mit einem Schaffell und einem härenen Hemde bekleidet und ſeinen Körper nie¬ mals mit Seife reinigend,“ hatte der Magiſter ſelber geſeufzet, als er als der erſte von ſeinem Rector, ſeinen Collegen und ſeinen Schülern gepeinigte und gehetzte Schulmeiſter zum erſtenmal den Unterſchlupf betrat, oder vielmehr in ihn einkroch.
„Wenn ich nur wüßte, wo ich bin, und wie ich hierher gekommen bin, und, oh, bis auf die Knochen naß!“ jammerte Mamſell Selinde. „O Gitte, Gitte, Gitte, und ſo dunkel!“
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was er brauchte. Und — er hatte ſich drin einge¬
richtet!
„Dem, der uns hierher nachſchleicht, dem ſchlage ich
den Hirnkaſten ein,“ hatte Knecht Heinrich, wehmüthig
den Kopf ſchüttelnd, geſeufzt, nachdem er von den Förſtern
um König Heinrichs Vogelherd gejagt, dem alten Buchius
auf die Sprünge gerathen war und ſich bei ihm ein¬
geſchlichen hatte. „Dieſes iſt ja freilich gewiß und
wahrhaftig ganz und gar wie für unſern Herrn Magiſter
und ſeine Umſtände unter den Herren und den Herrn
Schülern bei uns in Amelungsborn vom lieben Herr¬
gott eingerichtet!“ — — — — „Hier könnte man
ſchon hauſen wie der heilige Antonius, der Große, in
der oberägyptiſchen Wüſte, nur mit einem Schaffell und
einem härenen Hemde bekleidet und ſeinen Körper nie¬
mals mit Seife reinigend,“ hatte der Magiſter ſelber
geſeufzet, als er als der erſte von ſeinem Rector, ſeinen
Collegen und ſeinen Schülern gepeinigte und gehetzte
Schulmeiſter zum erſtenmal den Unterſchlupf betrat,
oder vielmehr in ihn einkroch.
„Wenn ich nur wüßte, wo ich bin, und wie ich
hierher gekommen bin, und, oh, bis auf die Knochen
naß!“ jammerte Mamſell Selinde. „O Gitte, Gitte,
Gitte, und ſo dunkel!“
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Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_odfeld_1889/204>, abgerufen am 21.11.2024.
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