Er ist insolvent gestorben der Sieger von Crefeld und Minden, der mildherzige Gutsherr von Vechelde, der gute Herzog Ferdinand von Braunschweig. Nun liegt er schon lange im Dome zu Braunschweig in der Gruft, über welcher geschrieben steht: Hic finis invidiae, persecutionis et querelae, und er liegt da in einem Hemde, das von rechtswegen nicht ihm, sondern seinen Gläubigern gehörte. Er hat im Laufe seines Lebens nicht bloß die silbernen Knöpfe von seinem Uniforms¬ rocke weggegeben, er hat auch wohl den Rock selber ver¬ schenkt, wenn er "ein Elend nicht länger ansehen" konnte. Er hat nach und nach Alles weggeschenkt, was er an irdischem Eigenthum besaß; denn es ist ihm viel Elend auf seinem Wege durch's Leben begegnet; im Kriege wie im Frieden, auf seinen Schlachtfeldern wie auf den Roggen- und Weizenfeldern um Haus und Dorf Vechelde.
Der alte Fritz hat ihm seinerzeit auch den Stuhl vor die Thür gestellt, nach dem siebenjährigen Kriege natürlich, und hat ihn höchstens für einen fou genereux erklärt; und der Neffe Karl Wilhelm Ferdinand hat ihn
Einundzwanzigſtes Kapitel.
Er iſt inſolvent geſtorben der Sieger von Crefeld und Minden, der mildherzige Gutsherr von Vechelde, der gute Herzog Ferdinand von Braunſchweig. Nun liegt er ſchon lange im Dome zu Braunſchweig in der Gruft, über welcher geſchrieben ſteht: Hic finis invidiae, persecutionis et querelae, und er liegt da in einem Hemde, das von rechtswegen nicht ihm, ſondern ſeinen Gläubigern gehörte. Er hat im Laufe ſeines Lebens nicht bloß die ſilbernen Knöpfe von ſeinem Uniforms¬ rocke weggegeben, er hat auch wohl den Rock ſelber ver¬ ſchenkt, wenn er „ein Elend nicht länger anſehen“ konnte. Er hat nach und nach Alles weggeſchenkt, was er an irdiſchem Eigenthum beſaß; denn es iſt ihm viel Elend auf ſeinem Wege durch's Leben begegnet; im Kriege wie im Frieden, auf ſeinen Schlachtfeldern wie auf den Roggen- und Weizenfeldern um Haus und Dorf Vechelde.
Der alte Fritz hat ihm ſeinerzeit auch den Stuhl vor die Thür geſtellt, nach dem ſiebenjährigen Kriege natürlich, und hat ihn höchſtens für einen fou genereux erklärt; und der Neffe Karl Wilhelm Ferdinand hat ihn
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Einundzwanzigſtes Kapitel.
Er iſt inſolvent geſtorben der Sieger von Crefeld
und Minden, der mildherzige Gutsherr von Vechelde,
der gute Herzog Ferdinand von Braunſchweig. Nun
liegt er ſchon lange im Dome zu Braunſchweig in der
Gruft, über welcher geſchrieben ſteht: Hic finis invidiae,
persecutionis et querelae, und er liegt da in einem
Hemde, das von rechtswegen nicht ihm, ſondern ſeinen
Gläubigern gehörte. Er hat im Laufe ſeines Lebens
nicht bloß die ſilbernen Knöpfe von ſeinem Uniforms¬
rocke weggegeben, er hat auch wohl den Rock ſelber ver¬
ſchenkt, wenn er „ein Elend nicht länger anſehen“ konnte.
Er hat nach und nach Alles weggeſchenkt, was er an
irdiſchem Eigenthum beſaß; denn es iſt ihm viel Elend
auf ſeinem Wege durch's Leben begegnet; im Kriege
wie im Frieden, auf ſeinen Schlachtfeldern wie auf den
Roggen- und Weizenfeldern um Haus und Dorf Vechelde.
Der alte Fritz hat ihm ſeinerzeit auch den Stuhl
vor die Thür geſtellt, nach dem ſiebenjährigen Kriege
natürlich, und hat ihn höchſtens für einen fou genereux
erklärt; und der Neffe Karl Wilhelm Ferdinand hat ihn
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Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889, S. [243]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_odfeld_1889/251>, abgerufen am 22.11.2024.
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