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Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889.

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her Halt geboten hätte, war urplötzlich die Schlacht der
Krähen über dem Campus Odini, dem Odfelde zu
Ende! Die streitenden Raben-Heeres-Haufen lösten sich
von einander, es geschah ein Aufschwirren im Ganzen
wie mit einem Ruck. Ein Auseinanderstieben nach allen
vier Winden hin. Nach dem gespenstischen, unheim¬
lichen Getöse, dem Gekreisch und Gekrächze des Zorns
der Kreatur plötzlich die allertiefste Stille! Eben Alles
Grimm, Wuth und Lebendigkeit, nun Alles leer am
Himmel und nun nur noch die Gefallenen, die Todten
und Wunden am Erdboden und das volle Abenddunkel
über der Welt!

Die beiden Männer standen ob dieses Endes des
Prodigiums fast noch betroffener als durch das Wunder¬
zeichen selber. Sie gafften eine ziemliche Zeit stumm
in die stille Höhe. Wer da oben den Sieg davon ge¬
tragen hatte in der Lüfteschlacht, ob das Volk vom
Norden oder das vom Süden, das blieb bei solchem
Ausgang ganz unentschieden.

Nach einer geraumen Weile erst bückte sich der
Magister und erwischte den gefallenen schwarzen Kämpfer,
nach welchem der Amtmann vorhin mit seinem spani¬
schen Rohr schlagen wollte, am Fittich und hob ihn
behutsam auf. Der Amtmann aber schüttelte sich.

"Er kann das so ruhig? Mir grauete beinahe davor."


her Halt geboten hätte, war urplötzlich die Schlacht der
Krähen über dem Campus Odini, dem Odfelde zu
Ende! Die ſtreitenden Raben-Heeres-Haufen löſten ſich
von einander, es geſchah ein Aufſchwirren im Ganzen
wie mit einem Ruck. Ein Auseinanderſtieben nach allen
vier Winden hin. Nach dem geſpenſtiſchen, unheim¬
lichen Getöſe, dem Gekreiſch und Gekrächze des Zorns
der Kreatur plötzlich die allertiefſte Stille! Eben Alles
Grimm, Wuth und Lebendigkeit, nun Alles leer am
Himmel und nun nur noch die Gefallenen, die Todten
und Wunden am Erdboden und das volle Abenddunkel
über der Welt!

Die beiden Männer ſtanden ob dieſes Endes des
Prodigiums faſt noch betroffener als durch das Wunder¬
zeichen ſelber. Sie gafften eine ziemliche Zeit ſtumm
in die ſtille Höhe. Wer da oben den Sieg davon ge¬
tragen hatte in der Lüfteſchlacht, ob das Volk vom
Norden oder das vom Süden, das blieb bei ſolchem
Ausgang ganz unentſchieden.

Nach einer geraumen Weile erſt bückte ſich der
Magiſter und erwiſchte den gefallenen ſchwarzen Kämpfer,
nach welchem der Amtmann vorhin mit ſeinem ſpani¬
ſchen Rohr ſchlagen wollte, am Fittich und hob ihn
behutſam auf. Der Amtmann aber ſchüttelte ſich.

„Er kann das ſo ruhig? Mir grauete beinahe davor.“


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[37/0045] her Halt geboten hätte, war urplötzlich die Schlacht der Krähen über dem Campus Odini, dem Odfelde zu Ende! Die ſtreitenden Raben-Heeres-Haufen löſten ſich von einander, es geſchah ein Aufſchwirren im Ganzen wie mit einem Ruck. Ein Auseinanderſtieben nach allen vier Winden hin. Nach dem geſpenſtiſchen, unheim¬ lichen Getöſe, dem Gekreiſch und Gekrächze des Zorns der Kreatur plötzlich die allertiefſte Stille! Eben Alles Grimm, Wuth und Lebendigkeit, nun Alles leer am Himmel und nun nur noch die Gefallenen, die Todten und Wunden am Erdboden und das volle Abenddunkel über der Welt! Die beiden Männer ſtanden ob dieſes Endes des Prodigiums faſt noch betroffener als durch das Wunder¬ zeichen ſelber. Sie gafften eine ziemliche Zeit ſtumm in die ſtille Höhe. Wer da oben den Sieg davon ge¬ tragen hatte in der Lüfteſchlacht, ob das Volk vom Norden oder das vom Süden, das blieb bei ſolchem Ausgang ganz unentſchieden. Nach einer geraumen Weile erſt bückte ſich der Magiſter und erwiſchte den gefallenen ſchwarzen Kämpfer, nach welchem der Amtmann vorhin mit ſeinem ſpani¬ ſchen Rohr ſchlagen wollte, am Fittich und hob ihn behutſam auf. Der Amtmann aber ſchüttelte ſich. „Er kann das ſo ruhig? Mir grauete beinahe davor.“

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Zitationshilfe: Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_odfeld_1889/45>, abgerufen am 21.11.2024.