einlädt, dem wird er auch einen schlimmen Löffel bei den Napf legen. No, no, freilich, es liegt auch schwer genug auf ihm und er hat mit keinem bessern zu fressen. Der Herr Magister aber haben sich wohl Ihr Abendbrod da im Taschentuch eingeholt? Wie unsere alten Vorfahren hier, die Mönche, Wurzeln aus dem Erdboden. Das ist wohl recht. Den gebratenen Ochsen mit Haß, von dem der weise Sirach schreibt, haben wir also den Franschen wieder vorzusetzen; und die Saker¬ menter lassen all' unsern Kohl mit Liebe drum stehen. Wie lange -- Herr Du mein Je, Herr, ist Er denn wahrhaftig vorhin mit unter den Rabenäsern im Zuge gezogen und hat sich gar einen Gefangenen aus der Bataille mitgebracht?"
"Nur einen Invaliden, Meister," sagte der Magister Noah Buchius. "Nur einen armen flügellahmen Warner von Wodans Felde. Ach, wenn Er, Homeister, durch Schloß und Riegel was dazu thun könnte, Amelungs¬ born morgen vor Feindeseinbruch und Mordbrand zu bewahren!"
einlädt, dem wird er auch einen ſchlimmen Löffel bei den Napf legen. No, no, freilich, es liegt auch ſchwer genug auf ihm und er hat mit keinem beſſern zu freſſen. Der Herr Magiſter aber haben ſich wohl Ihr Abendbrod da im Taſchentuch eingeholt? Wie unſere alten Vorfahren hier, die Mönche, Wurzeln aus dem Erdboden. Das iſt wohl recht. Den gebratenen Ochſen mit Haß, von dem der weiſe Sirach ſchreibt, haben wir alſo den Franſchen wieder vorzuſetzen; und die Saker¬ menter laſſen all' unſern Kohl mit Liebe drum ſtehen. Wie lange — Herr Du mein Je, Herr, iſt Er denn wahrhaftig vorhin mit unter den Rabenäſern im Zuge gezogen und hat ſich gar einen Gefangenen aus der Bataille mitgebracht?“
„Nur einen Invaliden, Meiſter,“ ſagte der Magiſter Noah Buchius. „Nur einen armen flügellahmen Warner von Wodans Felde. Ach, wenn Er, Homeiſter, durch Schloß und Riegel was dazu thun könnte, Amelungs¬ born morgen vor Feindeseinbruch und Mordbrand zu bewahren!“
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0054"n="46"/>
einlädt, dem wird er auch einen ſchlimmen Löffel bei<lb/>
den Napf legen. No, no, freilich, es liegt auch ſchwer<lb/>
genug auf ihm und er hat mit keinem beſſern zu<lb/>
freſſen. Der Herr Magiſter aber haben ſich wohl Ihr<lb/>
Abendbrod da im Taſchentuch eingeholt? Wie unſere<lb/>
alten Vorfahren hier, die Mönche, Wurzeln aus dem<lb/>
Erdboden. Das iſt wohl recht. Den gebratenen Ochſen<lb/>
mit Haß, von dem der weiſe Sirach <choice><sic>ſcheibt</sic><corr>ſchreibt</corr></choice>, haben wir<lb/>
alſo den Franſchen wieder vorzuſetzen; und die Saker¬<lb/>
menter laſſen all' unſern Kohl mit Liebe drum ſtehen.<lb/>
Wie lange — Herr Du mein Je, Herr, iſt Er denn<lb/>
wahrhaftig vorhin mit unter den Rabenäſern im Zuge<lb/>
gezogen und hat ſich gar einen Gefangenen aus der<lb/>
Bataille mitgebracht?“</p><lb/><p>„Nur einen Invaliden, Meiſter,“ſagte der Magiſter<lb/>
Noah Buchius. „Nur einen armen flügellahmen Warner<lb/>
von Wodans Felde. Ach, wenn Er, Homeiſter, durch<lb/>
Schloß und Riegel was dazu thun könnte, Amelungs¬<lb/>
born morgen vor Feindeseinbruch und Mordbrand zu<lb/>
bewahren!“</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/></div></body></text></TEI>
[46/0054]
einlädt, dem wird er auch einen ſchlimmen Löffel bei
den Napf legen. No, no, freilich, es liegt auch ſchwer
genug auf ihm und er hat mit keinem beſſern zu
freſſen. Der Herr Magiſter aber haben ſich wohl Ihr
Abendbrod da im Taſchentuch eingeholt? Wie unſere
alten Vorfahren hier, die Mönche, Wurzeln aus dem
Erdboden. Das iſt wohl recht. Den gebratenen Ochſen
mit Haß, von dem der weiſe Sirach ſchreibt, haben wir
alſo den Franſchen wieder vorzuſetzen; und die Saker¬
menter laſſen all' unſern Kohl mit Liebe drum ſtehen.
Wie lange — Herr Du mein Je, Herr, iſt Er denn
wahrhaftig vorhin mit unter den Rabenäſern im Zuge
gezogen und hat ſich gar einen Gefangenen aus der
Bataille mitgebracht?“
„Nur einen Invaliden, Meiſter,“ ſagte der Magiſter
Noah Buchius. „Nur einen armen flügellahmen Warner
von Wodans Felde. Ach, wenn Er, Homeiſter, durch
Schloß und Riegel was dazu thun könnte, Amelungs¬
born morgen vor Feindeseinbruch und Mordbrand zu
bewahren!“
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_odfeld_1889/54>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.