behrlichen Instrumente flatterten wohl ungeschnitten auf den Feldern und Wegen, um die Kochstellen; aber aus den Ställen und von den Höfen waren sie weniger zu holen. Dafür hatten sowohl der Vicomte von Belsunce wie der Herr General von Luckner und ihre Völker zu Fuß und zu Pferde schon seit dem Sommer des Jahres gesorgt. Wem's Papier nicht ausgegangen war an solch' einer entlegenen Kulturstätte, mochte item von Glück sagen. Weder Charta pura, rein sauber Papier, noch Charta emporetica, Kramerpapier gab es viel zu Amelungsborn; von Charta Claudiana, Regal¬ papier und Charta augusta, seinem, gelinden Schreib¬ papier ganz zu geschweigen. Die wenigen Bogen des letztern, die der Magister Buchius übrig hat, die hütet er wie seinen Augapfel und bedient sich ihrer nur ver¬ stohlen zu seinen im Trubel der Zeiten fortlaufenden Collectaneen.
Das jüngste Buch in der Zelle des Cistercienser¬ mönchs Philemon und des letzten am Orte nachgelasse¬ nen Kollaborators der Gründung des heiligen Berhard von Clairvaux stammt aus dem Jahre 1756, und ist eine vierte Auflage und zu haben zu Lemgo in der Meyeri¬ schen Buchhandlung. Es liegt an diesem bösen un¬ ruhevollen Herbstabend auf dem Tische des heutigen alten Bewohners der Zelle und sein Titel lautet:
"Der wunderbare Todes-Bote oder Schrift- und Vernunftmässige Untersuchung Was von den Leichen-Erscheinungen, Sarg-Zuklopfen, Hunde¬
behrlichen Inſtrumente flatterten wohl ungeſchnitten auf den Feldern und Wegen, um die Kochſtellen; aber aus den Ställen und von den Höfen waren ſie weniger zu holen. Dafür hatten ſowohl der Vicomte von Belſunce wie der Herr General von Luckner und ihre Völker zu Fuß und zu Pferde ſchon ſeit dem Sommer des Jahres geſorgt. Wem's Papier nicht ausgegangen war an ſolch' einer entlegenen Kulturſtätte, mochte item von Glück ſagen. Weder Charta pura, rein ſauber Papier, noch Charta emporetica, Kramerpapier gab es viel zu Amelungsborn; von Charta Claudiana, Regal¬ papier und Charta augusta, ſeinem, gelinden Schreib¬ papier ganz zu geſchweigen. Die wenigen Bogen des letztern, die der Magiſter Buchius übrig hat, die hütet er wie ſeinen Augapfel und bedient ſich ihrer nur ver¬ ſtohlen zu ſeinen im Trubel der Zeiten fortlaufenden Collectaneen.
Das jüngſte Buch in der Zelle des Ciſtercienſer¬ mönchs Philemon und des letzten am Orte nachgelaſſe¬ nen Kollaborators der Gründung des heiligen Berhard von Clairvaux ſtammt aus dem Jahre 1756, und iſt eine vierte Auflage und zu haben zu Lemgo in der Meyeri¬ ſchen Buchhandlung. Es liegt an dieſem böſen un¬ ruhevollen Herbſtabend auf dem Tiſche des heutigen alten Bewohners der Zelle und ſein Titel lautet:
„Der wunderbare Todes-Bote oder Schrift- und Vernunftmäſſige Unterſuchung Was von den Leichen-Erſcheinungen, Sarg-Zuklopfen, Hunde¬
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0063"n="55"/>
behrlichen Inſtrumente flatterten wohl ungeſchnitten auf<lb/>
den Feldern und Wegen, um die Kochſtellen; aber aus<lb/>
den Ställen und von den Höfen waren ſie weniger zu<lb/>
holen. Dafür hatten ſowohl der Vicomte von Belſunce<lb/>
wie der Herr General von Luckner und ihre Völker<lb/>
zu Fuß und zu Pferde ſchon ſeit dem Sommer des<lb/>
Jahres geſorgt. Wem's Papier nicht ausgegangen war<lb/>
an ſolch' einer entlegenen Kulturſtätte, mochte item<lb/>
von Glück ſagen. Weder <hirendition="#aq">Charta pura</hi>, rein ſauber<lb/>
Papier, noch <hirendition="#aq">Charta emporetica</hi>, Kramerpapier gab es<lb/>
viel zu Amelungsborn; von <hirendition="#aq">Charta Claudiana</hi>, Regal¬<lb/>
papier und <hirendition="#aq">Charta augusta</hi>, ſeinem, gelinden Schreib¬<lb/>
papier ganz zu geſchweigen. Die wenigen Bogen des<lb/>
letztern, die der Magiſter Buchius übrig hat, die hütet<lb/>
er wie ſeinen Augapfel und bedient ſich ihrer nur ver¬<lb/>ſtohlen zu ſeinen im Trubel der Zeiten fortlaufenden<lb/>
Collectaneen.</p><lb/><p>Das jüngſte Buch in der Zelle des Ciſtercienſer¬<lb/>
mönchs Philemon und des letzten am Orte nachgelaſſe¬<lb/>
nen Kollaborators der Gründung des heiligen Berhard von<lb/>
Clairvaux ſtammt aus dem Jahre 1756, und iſt eine<lb/>
vierte Auflage und zu haben zu Lemgo in der Meyeri¬<lb/>ſchen Buchhandlung. Es liegt an dieſem böſen un¬<lb/>
ruhevollen Herbſtabend auf dem Tiſche des heutigen<lb/>
alten Bewohners der Zelle und ſein Titel lautet:</p><lb/><p>„Der wunderbare Todes-Bote<lb/>
oder Schrift- und Vernunftmäſſige Unterſuchung Was<lb/>
von den Leichen-Erſcheinungen, Sarg-Zuklopfen, Hunde¬<lb/></p></div></body></text></TEI>
[55/0063]
behrlichen Inſtrumente flatterten wohl ungeſchnitten auf
den Feldern und Wegen, um die Kochſtellen; aber aus
den Ställen und von den Höfen waren ſie weniger zu
holen. Dafür hatten ſowohl der Vicomte von Belſunce
wie der Herr General von Luckner und ihre Völker
zu Fuß und zu Pferde ſchon ſeit dem Sommer des
Jahres geſorgt. Wem's Papier nicht ausgegangen war
an ſolch' einer entlegenen Kulturſtätte, mochte item
von Glück ſagen. Weder Charta pura, rein ſauber
Papier, noch Charta emporetica, Kramerpapier gab es
viel zu Amelungsborn; von Charta Claudiana, Regal¬
papier und Charta augusta, ſeinem, gelinden Schreib¬
papier ganz zu geſchweigen. Die wenigen Bogen des
letztern, die der Magiſter Buchius übrig hat, die hütet
er wie ſeinen Augapfel und bedient ſich ihrer nur ver¬
ſtohlen zu ſeinen im Trubel der Zeiten fortlaufenden
Collectaneen.
Das jüngſte Buch in der Zelle des Ciſtercienſer¬
mönchs Philemon und des letzten am Orte nachgelaſſe¬
nen Kollaborators der Gründung des heiligen Berhard von
Clairvaux ſtammt aus dem Jahre 1756, und iſt eine
vierte Auflage und zu haben zu Lemgo in der Meyeri¬
ſchen Buchhandlung. Es liegt an dieſem böſen un¬
ruhevollen Herbſtabend auf dem Tiſche des heutigen
alten Bewohners der Zelle und ſein Titel lautet:
„Der wunderbare Todes-Bote
oder Schrift- und Vernunftmäſſige Unterſuchung Was
von den Leichen-Erſcheinungen, Sarg-Zuklopfen, Hunde¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_odfeld_1889/63>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.