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Raabe, Wilhelm: Das letzte Recht. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Peter Kurz. Bd. 21. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 205–280. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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ungehindert die Sonne, der Fußboden war immer noch überschwemmt von dem in der Sturmnacht eingedrungenen Regenwasser. Kisten und Kasten, alter Hausrath, Bretter und Plunder versperrten überall den Weg; in einem Winkel stand Wolf Scheffer und um ihn das erstarrte Volk. Von einem Balken herab hing die Leiche Christian Jakob Heyliger's, und um sie standen Truhen von Geldsäcken und Pergament, goldenen und silbernen Kostbarkeiten aller Art -- ein gewaltiger Reichthum.

Und zu dem Leichnam sprang der Scharfrichter, umfaßte ihn mit dem linken Arm und rief:

Raum für des Henkers Recht!

Mit dem Richtschwert beschrieb er auf dem Boden einen weiten Kreis um die Leiche, und in den Kreis fielen die Kisten und Truhen, die Pergamente, die silbernen Schüsseln und Becher, die goldenen Ringe, Ketten und Spangen.

Kennt ihr des Scharfrichters Recht, ihr Herren von Rothenburg? rief er mit wildem Frohlocken. Was an des Selbstmörders Leiche in den Kreis fällt, den des Scharfrichters Schwert zieht, ist des Scharfrichters! Herr Notarius, wollt Ihr gegen dieses Recht auch Euer Wörtlein sagen? Hoho, gebt dem Scharfrichter sein Recht -- hier! hier!

Neben dem Erhängten niederknieend fing der Mann im rothen Mantel an, in den Truhen, welche sein Eigenthum geworden waren, zu wühlen. Triumphirend hielt er dem Bürgermeister, den Rathsherren, dem Doctor

ungehindert die Sonne, der Fußboden war immer noch überschwemmt von dem in der Sturmnacht eingedrungenen Regenwasser. Kisten und Kasten, alter Hausrath, Bretter und Plunder versperrten überall den Weg; in einem Winkel stand Wolf Scheffer und um ihn das erstarrte Volk. Von einem Balken herab hing die Leiche Christian Jakob Heyliger's, und um sie standen Truhen von Geldsäcken und Pergament, goldenen und silbernen Kostbarkeiten aller Art — ein gewaltiger Reichthum.

Und zu dem Leichnam sprang der Scharfrichter, umfaßte ihn mit dem linken Arm und rief:

Raum für des Henkers Recht!

Mit dem Richtschwert beschrieb er auf dem Boden einen weiten Kreis um die Leiche, und in den Kreis fielen die Kisten und Truhen, die Pergamente, die silbernen Schüsseln und Becher, die goldenen Ringe, Ketten und Spangen.

Kennt ihr des Scharfrichters Recht, ihr Herren von Rothenburg? rief er mit wildem Frohlocken. Was an des Selbstmörders Leiche in den Kreis fällt, den des Scharfrichters Schwert zieht, ist des Scharfrichters! Herr Notarius, wollt Ihr gegen dieses Recht auch Euer Wörtlein sagen? Hoho, gebt dem Scharfrichter sein Recht — hier! hier!

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[0070] ungehindert die Sonne, der Fußboden war immer noch überschwemmt von dem in der Sturmnacht eingedrungenen Regenwasser. Kisten und Kasten, alter Hausrath, Bretter und Plunder versperrten überall den Weg; in einem Winkel stand Wolf Scheffer und um ihn das erstarrte Volk. Von einem Balken herab hing die Leiche Christian Jakob Heyliger's, und um sie standen Truhen von Geldsäcken und Pergament, goldenen und silbernen Kostbarkeiten aller Art — ein gewaltiger Reichthum. Und zu dem Leichnam sprang der Scharfrichter, umfaßte ihn mit dem linken Arm und rief: Raum für des Henkers Recht! Mit dem Richtschwert beschrieb er auf dem Boden einen weiten Kreis um die Leiche, und in den Kreis fielen die Kisten und Truhen, die Pergamente, die silbernen Schüsseln und Becher, die goldenen Ringe, Ketten und Spangen. Kennt ihr des Scharfrichters Recht, ihr Herren von Rothenburg? rief er mit wildem Frohlocken. Was an des Selbstmörders Leiche in den Kreis fällt, den des Scharfrichters Schwert zieht, ist des Scharfrichters! Herr Notarius, wollt Ihr gegen dieses Recht auch Euer Wörtlein sagen? Hoho, gebt dem Scharfrichter sein Recht — hier! hier! Neben dem Erhängten niederknieend fing der Mann im rothen Mantel an, in den Truhen, welche sein Eigenthum geworden waren, zu wühlen. Triumphirend hielt er dem Bürgermeister, den Rathsherren, dem Doctor

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-23T09:56:25Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-23T09:56:25Z)

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Zitationshilfe: Raabe, Wilhelm: Das letzte Recht. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Peter Kurz. Bd. 21. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 205–280. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_recht_1910/70>, abgerufen am 21.11.2024.