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Raabe, Wilhelm: Die Chronik der Sperlingsgasse. Berlin, 1857.

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nächsten Stuhl, schlägt die Thür zu und -- in drei
Sätzen ist sie die Treppe hinunter.

"Lise, Lischen, Elise!" rufe ich, aber wer nicht hört,
ist Fräulein Elise Johanne Ralff.

"Komm schnell, er ruft schon!" sagt unten der
Schlingel, sie am Arm fassend, und fort sind sie um
die Ecke! --

Da liegt nun das blaue Heft; auf dem Umschlag:
"Gustav Berg" und drunter die geniale Uebersetzung
Gustavus Mons mit Angabe von Wohnort, Datum
und Jahreszahl. Ich schlage es auf und es ist wirklich
zweifelhaft, ob der Collaborator Besenmeier es mit rother
Dinte, oder ob es Meister Gustavus Mons mit schwar-
zer geschrieben hat. -- Hier sind die neuesten Seiten.
Reizend! Ita uno tempore quatuor locibus (Schlin-
gel!) pugnabatur etc. etc. Als Schulmeister müßte
ich ausrufen: "Was soll aus dem Jungen werden? Als
Nichtschulmeister aber halte ich mich an das -- Lösch-
blatt und rufe aus: "Was kann aus dem Jungen wer-
den!" -- Hier "an vier Orten" schlagen sie ebenfalls
Römer, Carthager, Macedonier, Sarden, und zwar
besser als im Latein! Pferde, Menschen, Hannibal ante
portas,
Triarier, Veliten, Principes! Ausgezeichnet!
Ich werde dem Schlingel eine tüchtige Rede halten so-
wohl über seine "locibus," als auch über die Unver-

nächſten Stuhl, ſchlägt die Thür zu und — in drei
Sätzen iſt ſie die Treppe hinunter.

„Liſe, Lischen, Eliſe!“ rufe ich, aber wer nicht hört,
iſt Fräulein Eliſe Johanne Ralff.

„Komm ſchnell, er ruft ſchon!“ ſagt unten der
Schlingel, ſie am Arm faſſend, und fort ſind ſie um
die Ecke! —

Da liegt nun das blaue Heft; auf dem Umſchlag:
„Guſtav Berg“ und drunter die geniale Ueberſetzung
Gustavus Mons mit Angabe von Wohnort, Datum
und Jahreszahl. Ich ſchlage es auf und es iſt wirklich
zweifelhaft, ob der Collaborator Beſenmeier es mit rother
Dinte, oder ob es Meiſter Gustavus Mons mit ſchwar-
zer geſchrieben hat. — Hier ſind die neueſten Seiten.
Reizend! Ita uno tempore quatuor locibus (Schlin-
gel!) pugnabatur etc. etc. Als Schulmeiſter müßte
ich ausrufen: „Was ſoll aus dem Jungen werden? Als
Nichtſchulmeiſter aber halte ich mich an das — Löſch-
blatt und rufe aus: „Was kann aus dem Jungen wer-
den!“ — Hier „an vier Orten“ ſchlagen ſie ebenfalls
Römer, Carthager, Macedonier, Sarden, und zwar
beſſer als im Latein! Pferde, Menſchen, Hannibal ante
portas,
Triarier, Veliten, Principes! Ausgezeichnet!
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[165/0175] nächſten Stuhl, ſchlägt die Thür zu und — in drei Sätzen iſt ſie die Treppe hinunter. „Liſe, Lischen, Eliſe!“ rufe ich, aber wer nicht hört, iſt Fräulein Eliſe Johanne Ralff. „Komm ſchnell, er ruft ſchon!“ ſagt unten der Schlingel, ſie am Arm faſſend, und fort ſind ſie um die Ecke! — Da liegt nun das blaue Heft; auf dem Umſchlag: „Guſtav Berg“ und drunter die geniale Ueberſetzung Gustavus Mons mit Angabe von Wohnort, Datum und Jahreszahl. Ich ſchlage es auf und es iſt wirklich zweifelhaft, ob der Collaborator Beſenmeier es mit rother Dinte, oder ob es Meiſter Gustavus Mons mit ſchwar- zer geſchrieben hat. — Hier ſind die neueſten Seiten. Reizend! Ita uno tempore quatuor locibus (Schlin- gel!) pugnabatur etc. etc. Als Schulmeiſter müßte ich ausrufen: „Was ſoll aus dem Jungen werden? Als Nichtſchulmeiſter aber halte ich mich an das — Löſch- blatt und rufe aus: „Was kann aus dem Jungen wer- den!“ — Hier „an vier Orten“ ſchlagen ſie ebenfalls Römer, Carthager, Macedonier, Sarden, und zwar beſſer als im Latein! Pferde, Menſchen, Hannibal ante portas, Triarier, Veliten, Principes! Ausgezeichnet! Ich werde dem Schlingel eine tüchtige Rede halten ſo- wohl über ſeine „locibus,“ als auch über die Unver-

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Zitationshilfe: Raabe, Wilhelm: Die Chronik der Sperlingsgasse. Berlin, 1857, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_sperlingsgasse_1857/175>, abgerufen am 26.11.2024.