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Raabe, Wilhelm: Die Chronik der Sperlingsgasse. Berlin, 1857.

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wegen; da wäscht er Kutscher und Pferde, Herren und
Damen -- maskirt und unmaskirt, da wäscht er Katzen
auf den Dächern und Ratten in den Rinnsteinen; da
wäscht er Nachtwächter und Schildwachen in ihrem Schil-
derhaus. Alles was er erreichen kann, wäscht er!
Kurz: "Bei Tag und Nacht allgemeiner Scheuertag, und
Hausmütterchen Natur so unliebenswürdig, wie nur eine
Hausfrau um drei Uhr Nachmittag's an einem Sonn-
abend sein kann!" Das ist das Bülletin des Februars,
den man einst mensis purgatorius nannte. -- Jetzt
finde ich auch einen Vergleich für das Aussehen der
großen Stadt. Lange genug hab' ich mich besonnen,
keiner schien passend. Nun aber hab' ich's! Auf's Haar
gleicht sie einem unglücklichen Hausvater, den die Flu-
then des sonnabendlichen Scheuerns auf einen Stuhl
am kalten Ofen geschwemmt haben, wo er sitzt -- ein
neuer Robinson Crusöe -- mit Kind, Hund, Katze und
Dompfaffenbauer, die Beine auf einem hohen Schemel
stehend und die Schlafrockenden herabhängend in die
Wogen.

"Brr!" -- Das ist mal wieder ein Wetter, um in
alten Mappen zu wühlen und -- ich wühle auch darin
schon seit geraumer Zeit! Da muß ein Brief sein, den
ich trotz aller Mühe nicht finden kann und der doch ei-
gentlich schon früher der Chronik hätte eingelegt werden

wegen; da wäſcht er Kutſcher und Pferde, Herren und
Damen — maskirt und unmaskirt, da wäſcht er Katzen
auf den Dächern und Ratten in den Rinnſteinen; da
wäſcht er Nachtwächter und Schildwachen in ihrem Schil-
derhaus. Alles was er erreichen kann, wäſcht er!
Kurz: „Bei Tag und Nacht allgemeiner Scheuertag, und
Hausmütterchen Natur ſo unliebenswürdig, wie nur eine
Hausfrau um drei Uhr Nachmittag’s an einem Sonn-
abend ſein kann!“ Das iſt das Bülletin des Februars,
den man einſt mensis purgatorius nannte. — Jetzt
finde ich auch einen Vergleich für das Ausſehen der
großen Stadt. Lange genug hab’ ich mich beſonnen,
keiner ſchien paſſend. Nun aber hab’ ich’s! Auf’s Haar
gleicht ſie einem unglücklichen Hausvater, den die Flu-
then des ſonnabendlichen Scheuerns auf einen Stuhl
am kalten Ofen geſchwemmt haben, wo er ſitzt — ein
neuer Robinſon Cruſöe — mit Kind, Hund, Katze und
Dompfaffenbauer, die Beine auf einem hohen Schemel
ſtehend und die Schlafrockenden herabhängend in die
Wogen.

„Brr!“ — Das iſt mal wieder ein Wetter, um in
alten Mappen zu wühlen und — ich wühle auch darin
ſchon ſeit geraumer Zeit! Da muß ein Brief ſein, den
ich trotz aller Mühe nicht finden kann und der doch ei-
gentlich ſchon früher der Chronik hätte eingelegt werden

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[173/0183] wegen; da wäſcht er Kutſcher und Pferde, Herren und Damen — maskirt und unmaskirt, da wäſcht er Katzen auf den Dächern und Ratten in den Rinnſteinen; da wäſcht er Nachtwächter und Schildwachen in ihrem Schil- derhaus. Alles was er erreichen kann, wäſcht er! Kurz: „Bei Tag und Nacht allgemeiner Scheuertag, und Hausmütterchen Natur ſo unliebenswürdig, wie nur eine Hausfrau um drei Uhr Nachmittag’s an einem Sonn- abend ſein kann!“ Das iſt das Bülletin des Februars, den man einſt mensis purgatorius nannte. — Jetzt finde ich auch einen Vergleich für das Ausſehen der großen Stadt. Lange genug hab’ ich mich beſonnen, keiner ſchien paſſend. Nun aber hab’ ich’s! Auf’s Haar gleicht ſie einem unglücklichen Hausvater, den die Flu- then des ſonnabendlichen Scheuerns auf einen Stuhl am kalten Ofen geſchwemmt haben, wo er ſitzt — ein neuer Robinſon Cruſöe — mit Kind, Hund, Katze und Dompfaffenbauer, die Beine auf einem hohen Schemel ſtehend und die Schlafrockenden herabhängend in die Wogen. „Brr!“ — Das iſt mal wieder ein Wetter, um in alten Mappen zu wühlen und — ich wühle auch darin ſchon ſeit geraumer Zeit! Da muß ein Brief ſein, den ich trotz aller Mühe nicht finden kann und der doch ei- gentlich ſchon früher der Chronik hätte eingelegt werden

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Zitationshilfe: Raabe, Wilhelm: Die Chronik der Sperlingsgasse. Berlin, 1857, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_sperlingsgasse_1857/183>, abgerufen am 26.11.2024.