Raabe, Wilhelm: Die Chronik der Sperlingsgasse. Berlin, 1857.notonen Musik des Regens da draußen, bis ich endlich Das verschlingt sich, um sich zu lösen; das verdichtet Nur das Concreteste vermag ich dann und wann Was ist das für eine kleine Stadt zwischen den grü- notonen Muſik des Regens da draußen, bis ich endlich Das verſchlingt ſich, um ſich zu löſen; das verdichtet Nur das Concreteſte vermag ich dann und wann Was iſt das für eine kleine Stadt zwiſchen den grü- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0024" n="14"/> notonen Muſik des Regens da draußen, bis ich endlich<lb/> der Gegenwart vollſtändig entrückt bin. Ein Bild nach<lb/> dem andern zieht wie in einer Laterna magica an mir<lb/> vorbei, verſchwindend, wenn ich mich beſtrebe es feſt zu<lb/> halten. O, es iſt wahrlich nicht das, was mich am<lb/> meiſten feſſelt und hinreißt, was ich auf das Papier feſt-<lb/> bannen kann; — ein ganz anderer Maler müßte ich<lb/> ſein, um das zu vermögen. —</p><lb/> <p>Das verſchlingt ſich, um ſich zu löſen; das verdichtet<lb/> ſich, um zu verwehen; das leuchtet auf, um zu verflie-<lb/> gen, und jeder nächſte Augenblick bringt etwas Anderes.<lb/> Oft ertappe ich mich auf Gedanken, welche aufgeſchrieben,<lb/> kindiſch, albern, trivial erſcheinen würden, die aber, mir<lb/> dem alten Mann in ihrem flüchtigen Vorübergleiten ſo<lb/> ſüß, ſo heimlich, ſo beſeligend ſind, daß ich um keinen<lb/> Preis mich ihnen entreißen könnte.</p><lb/> <p>Nur das Concreteſte vermag ich dann und wann<lb/> feſtzuhalten, und diesmal ſind es Bilder aus meinem<lb/> eigenen Leben, die ich hier dem Papier anvertraue.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Was iſt das für eine kleine Stadt zwiſchen den grü-<lb/> nen buchenbewachſenen Bergen? Die rothen Dächer<lb/> ſchimmern in der Abendſonne; da und dort laufen die<lb/> Kornfelder an den Berghalden hinauf; aus einem Thal<lb/> kommt rauſchend und plätſchernd ein klarer Bach, der<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [14/0024]
notonen Muſik des Regens da draußen, bis ich endlich
der Gegenwart vollſtändig entrückt bin. Ein Bild nach
dem andern zieht wie in einer Laterna magica an mir
vorbei, verſchwindend, wenn ich mich beſtrebe es feſt zu
halten. O, es iſt wahrlich nicht das, was mich am
meiſten feſſelt und hinreißt, was ich auf das Papier feſt-
bannen kann; — ein ganz anderer Maler müßte ich
ſein, um das zu vermögen. —
Das verſchlingt ſich, um ſich zu löſen; das verdichtet
ſich, um zu verwehen; das leuchtet auf, um zu verflie-
gen, und jeder nächſte Augenblick bringt etwas Anderes.
Oft ertappe ich mich auf Gedanken, welche aufgeſchrieben,
kindiſch, albern, trivial erſcheinen würden, die aber, mir
dem alten Mann in ihrem flüchtigen Vorübergleiten ſo
ſüß, ſo heimlich, ſo beſeligend ſind, daß ich um keinen
Preis mich ihnen entreißen könnte.
Nur das Concreteſte vermag ich dann und wann
feſtzuhalten, und diesmal ſind es Bilder aus meinem
eigenen Leben, die ich hier dem Papier anvertraue.
Was iſt das für eine kleine Stadt zwiſchen den grü-
nen buchenbewachſenen Bergen? Die rothen Dächer
ſchimmern in der Abendſonne; da und dort laufen die
Kornfelder an den Berghalden hinauf; aus einem Thal
kommt rauſchend und plätſchernd ein klarer Bach, der
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