Raabe, Wilhelm: Die Chronik der Sperlingsgasse. Berlin, 1857.tet ein Pärchen unter eine laubige Akazie, dort ein dicker Die Droschken scheinen sich zu vervielfältigen und -- "Siehst Du Lischen, das hast Du erst gewollt, -- tet ein Pärchen unter eine laubige Akazie, dort ein dicker Die Droſchken ſcheinen ſich zu vervielfältigen und — „Siehſt Du Lischen, das haſt Du erſt gewollt, — <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0255" n="245"/> tet ein Pärchen unter eine laubige Akazie, dort ein dicker<lb/> alter Herr unter den Vorſprung eines Hauſes; hier ſchlüpft<lb/> leichtfüßig ein junges Mädchen dicht an den Häuſerwän-<lb/> den hin, dort wandelt langſam und gleichmüthig ein Na-<lb/> turmenſch daher, nichts vor dem Regen ſchützend als<lb/> ſeine glühende Cigarre.</p><lb/> <p>Die Droſchken ſcheinen ſich zu vervielfältigen und —<lb/> „ſüß iſt’s vom ſichern Hafen Schiffbrüchige zu ſehen“ —<lb/> an allen Fenſtern erſcheinen lachende Geſichter. Studen-<lb/> ten, Referendare, junge Theologen u. ſ. w. wiſchen ihre<lb/> Brillen ab; Maler verlaſſen ihre Palette und Staffelein<lb/> und machen Studien nach dem Leben; Tanten und Müt-<lb/> ter ſchelten über Indecenz. — Platſch! platſch! alle<lb/> Dachrinnen ſenden, wie hämiſche Ungeheuer ihre Waſſer-<lb/> güſſe der dahertrabenden Menſchheit in den Nacken. Es<lb/> iſt lächerlich-ſchrecklich! bei Tage, ſchrecklich bei Nacht!</p><lb/> <p>„Siehſt Du Lischen, das haſt Du erſt gewollt, —<lb/> ſo lange haſt Du mit dem Waſſer geſpielt! Das kommt<lb/> davon!“ ruft ärgerlich die Tante Helene. Guſtav’s Ju-<lb/> bel erreicht den höchſten Grad und lachend ſchleppt er<lb/> ſeine Mutter nach, während diesmal ich mit Liſen vor-<lb/> auslaufe. Nach allen Seiten haben ſich unſere Freunde<lb/> und Freundinnen von vorhin zerſtreut. Das Gewitter<lb/> kommt immer näher, der Donner brummt ganz artig und<lb/> die Blitze ſind gar nicht übel. Selbſt Guſtav meint:<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [245/0255]
tet ein Pärchen unter eine laubige Akazie, dort ein dicker
alter Herr unter den Vorſprung eines Hauſes; hier ſchlüpft
leichtfüßig ein junges Mädchen dicht an den Häuſerwän-
den hin, dort wandelt langſam und gleichmüthig ein Na-
turmenſch daher, nichts vor dem Regen ſchützend als
ſeine glühende Cigarre.
Die Droſchken ſcheinen ſich zu vervielfältigen und —
„ſüß iſt’s vom ſichern Hafen Schiffbrüchige zu ſehen“ —
an allen Fenſtern erſcheinen lachende Geſichter. Studen-
ten, Referendare, junge Theologen u. ſ. w. wiſchen ihre
Brillen ab; Maler verlaſſen ihre Palette und Staffelein
und machen Studien nach dem Leben; Tanten und Müt-
ter ſchelten über Indecenz. — Platſch! platſch! alle
Dachrinnen ſenden, wie hämiſche Ungeheuer ihre Waſſer-
güſſe der dahertrabenden Menſchheit in den Nacken. Es
iſt lächerlich-ſchrecklich! bei Tage, ſchrecklich bei Nacht!
„Siehſt Du Lischen, das haſt Du erſt gewollt, —
ſo lange haſt Du mit dem Waſſer geſpielt! Das kommt
davon!“ ruft ärgerlich die Tante Helene. Guſtav’s Ju-
bel erreicht den höchſten Grad und lachend ſchleppt er
ſeine Mutter nach, während diesmal ich mit Liſen vor-
auslaufe. Nach allen Seiten haben ſich unſere Freunde
und Freundinnen von vorhin zerſtreut. Das Gewitter
kommt immer näher, der Donner brummt ganz artig und
die Blitze ſind gar nicht übel. Selbſt Guſtav meint:
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