Raabe, Wilhelm: Die Chronik der Sperlingsgasse. Berlin, 1857.Der Spruch in aller Herzen, und -- das Vater- Das letzte Hausgeräth war zusammengebunden und "S'ist 'n hart Ding, s'ist 'n hart Ding!" sagte seuf- "Es ist Zeit, Mann! Faßt Euch ein Herz, geht "Der Todtengräber hat versprochen, er will unseres Burger wischte sich mit dem Aermel über die Augen, Der Spruch in aller Herzen, und — das Vater- Das letzte Hausgeräth war zuſammengebunden und „S’iſt ’n hart Ding, ſ’iſt ’n hart Ding!“ ſagte ſeuf- „Es iſt Zeit, Mann! Faßt Euch ein Herz, geht „Der Todtengräber hat verſprochen, er will unſeres Burger wiſchte ſich mit dem Aermel über die Augen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0265" n="255"/> <p>Der Spruch in aller Herzen, und — das Vater-<lb/> land iſt ewig! —</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Das letzte Hausgeräth war zuſammengebunden und<lb/> auf den kleinen Wagen in der Gaſſe gelegt. Traurig<lb/> ſchauten ſich die armen Leute in ihrer verödeten Woh-<lb/> nung, die alle Leiden und Freuden der Familie geſehen<lb/> hatte, um.</p><lb/> <p>„S’iſt ’n hart Ding, ſ’iſt ’n hart Ding!“ ſagte ſeuf-<lb/> zend der Meiſter, und Strobel klopfte ihm leiſe auf die<lb/> Schulter.</p><lb/> <p>„Es iſt Zeit, Mann! Faßt Euch ein Herz, geht<lb/> Eurer Frau mit einem guten Beiſpiel voran.“</p><lb/> <p>„Der Todtengräber hat verſprochen, er will unſeres<lb/> Fritzen Hügel draußen nicht verrotten laſſen!“ ſchluchzte<lb/> die Frau.</p><lb/> <p>Burger wiſchte ſich mit dem Aermel über die Augen,<lb/> erhob ſich aus ſeinem Hinbrüten und ging, ſeine alte<lb/> Mutter hinaufzuführen; ſeine Frau weinte laut, brach<lb/> einen Zweig von der verkümmerten Myrthe im Fenſter,<lb/> legte ihn in ihr Gebetbuch und nahm ihr jüngſtes Kind<lb/> auf den Arm, während ſich die andern an ihre Schürze<lb/> und ihren Rock hingen. Die Familie ſtieg die enge,<lb/> ſchwarze Treppe, welche auf die Straße führt hinauf, —<lb/> ſie hatte ihren langen Weg begonnen!</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [255/0265]
Der Spruch in aller Herzen, und — das Vater-
land iſt ewig! —
Das letzte Hausgeräth war zuſammengebunden und
auf den kleinen Wagen in der Gaſſe gelegt. Traurig
ſchauten ſich die armen Leute in ihrer verödeten Woh-
nung, die alle Leiden und Freuden der Familie geſehen
hatte, um.
„S’iſt ’n hart Ding, ſ’iſt ’n hart Ding!“ ſagte ſeuf-
zend der Meiſter, und Strobel klopfte ihm leiſe auf die
Schulter.
„Es iſt Zeit, Mann! Faßt Euch ein Herz, geht
Eurer Frau mit einem guten Beiſpiel voran.“
„Der Todtengräber hat verſprochen, er will unſeres
Fritzen Hügel draußen nicht verrotten laſſen!“ ſchluchzte
die Frau.
Burger wiſchte ſich mit dem Aermel über die Augen,
erhob ſich aus ſeinem Hinbrüten und ging, ſeine alte
Mutter hinaufzuführen; ſeine Frau weinte laut, brach
einen Zweig von der verkümmerten Myrthe im Fenſter,
legte ihn in ihr Gebetbuch und nahm ihr jüngſtes Kind
auf den Arm, während ſich die andern an ihre Schürze
und ihren Rock hingen. Die Familie ſtieg die enge,
ſchwarze Treppe, welche auf die Straße führt hinauf, —
ſie hatte ihren langen Weg begonnen!
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