Raabe, Wilhelm: Die Chronik der Sperlingsgasse. Berlin, 1857.Seeburg, die da seit alter Zeit auf dem Neste saßen. Der Alte stöhnte hier laut auf und barg den Kopf "Hab' das nie gethan," sagte der alte, eiserne Mann, Seeburg, die da ſeit alter Zeit auf dem Neſte ſaßen. Der Alte ſtöhnte hier laut auf und barg den Kopf „Hab’ das nie gethan,“ ſagte der alte, eiſerne Mann, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0063" n="53"/> Seeburg, die da ſeit alter Zeit auf dem Neſte ſaßen.<lb/> Hab’s geleſen in alten Chroniken, wie ſie die Leute plag-<lb/> ten und die Kaufleute fingen. Trieb’s auch die neue<lb/> Art, die damals in ſeidenen Strümpfen und Schuhen<lb/> ging, nicht viel beſſer, wenn auch anders. Halt’s Maul,<lb/> Burchhard, weiß, was Du ſagen willſt. — Ich war da-<lb/> mals ein ſchmucker Burſch’, wußte trefflich mit der<lb/> Büchſe umzugehen und war Andreas Ralff bekannt als<lb/> Meiſterſchütze auf Kirchweihen und Vogelſchießen weit<lb/> und breit, wie Deine Mutter, Franz, meine Schweſter,<lb/> als das ſchönſte Mädchen im Lande. Sagte mir da-<lb/> mals der junge Graf, der eben von Reiſen zurückkam:<lb/> „Hör’ Andreas, tritt in meinen Dienſt, will Dich gut<lb/> halten und ſoll es Dein Schaden nicht ſein. — Da<lb/> faßte mich der Satan, daß ich’s für mein Glück hielt<lb/> und einſchlug.“</p><lb/> <p>Der Alte ſtöhnte hier laut auf und barg den Kopf<lb/> in den Kiſſen, während Burchhard aufſtand und leiſe<lb/> eine Jägerweiſe aus dem Fenſter pfiff. Ich beſchwor<lb/> den Ohm, ſeine Erzählung abzubrechen und zu ver-<lb/> ſchieben.</p><lb/> <p>„Hab’ das nie gethan,“ ſagte der alte, eiſerne Mann,<lb/> „iſt nicht rechte Jägermanier, eine Kreatur angeſchoſſen<lb/> umherlaufen zu laſſen. Reine Büchſe, reiner Schuß. —<lb/> Schuf’s der böſe Feind, daß der Graf die Louiſe zu<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [53/0063]
Seeburg, die da ſeit alter Zeit auf dem Neſte ſaßen.
Hab’s geleſen in alten Chroniken, wie ſie die Leute plag-
ten und die Kaufleute fingen. Trieb’s auch die neue
Art, die damals in ſeidenen Strümpfen und Schuhen
ging, nicht viel beſſer, wenn auch anders. Halt’s Maul,
Burchhard, weiß, was Du ſagen willſt. — Ich war da-
mals ein ſchmucker Burſch’, wußte trefflich mit der
Büchſe umzugehen und war Andreas Ralff bekannt als
Meiſterſchütze auf Kirchweihen und Vogelſchießen weit
und breit, wie Deine Mutter, Franz, meine Schweſter,
als das ſchönſte Mädchen im Lande. Sagte mir da-
mals der junge Graf, der eben von Reiſen zurückkam:
„Hör’ Andreas, tritt in meinen Dienſt, will Dich gut
halten und ſoll es Dein Schaden nicht ſein. — Da
faßte mich der Satan, daß ich’s für mein Glück hielt
und einſchlug.“
Der Alte ſtöhnte hier laut auf und barg den Kopf
in den Kiſſen, während Burchhard aufſtand und leiſe
eine Jägerweiſe aus dem Fenſter pfiff. Ich beſchwor
den Ohm, ſeine Erzählung abzubrechen und zu ver-
ſchieben.
„Hab’ das nie gethan,“ ſagte der alte, eiſerne Mann,
„iſt nicht rechte Jägermanier, eine Kreatur angeſchoſſen
umherlaufen zu laſſen. Reine Büchſe, reiner Schuß. —
Schuf’s der böſe Feind, daß der Graf die Louiſe zu
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