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Raabe, Wilhelm: Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte. Berlin, 1891.

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Elephanten, Nashörnern, sauberen Namaquamädchen
und aus der Historie vom bravsten der braven aller
Hottentotten Swanepöl auf Dein Kaffern-Eldorado
vor. Den biedern Bauern Klaas Baster wirst Du
wahrscheinlich allmählich auch gefunden haben und
ihn in sentimentalen afrikanischen Stimmungen an
den Busen schließen; aber den biedern Heinrich Schau-
mann hast Du jenerzeit auch nicht gefunden, sondern
ihn nur mit den Übrigen von uns als Stopfkuchen
unter der Hecke belassen. Verzeihe die Abschweifung:
bei dem Bauer Quakatz und seinem verwilderten,
zerzausten Kätzchen, da erklang die Zauberharfe, da
griffen die Geister der rothen Schanze hinein und ent-
lockten
ihr die Töne, welche euch europäischen ge-
zähmten Eseln, Affen und Rhinozerossen, so das
fürstliche Gymnasium alle Nachmittage um vier aus
dem Kulturpferch herausließ, auf, wie ihr euch
freundlich ausdrücktet, auf kompletten Blödsinn hin-
zudeuten schienen. O Eduard, wenn ich heute, jetzt,
endlich doch einmal zu dem Genuß käme, ein theatra-
lisches Interesse an meiner eigenen Person zu nehmen!
Aber damit ist es selbst heute, heute, wo Du wieder
da bist, nichts! Ich kriege es nicht fertig, und so
bleibe ich ohne Arme- und Beine-Schlenkern sitzen,
wo ich mich hingesetzt habe: auf der rothen Schanze.
Mach' nur keine Gesichter, Tinchen, ich bleibe bei
der Sache. Du weißt es ja; wie närrisch ich reden
mag, ich bin immer bei Dir. Da sei nur ganz
ruhig; kein Kind hält sich so krampfhaft fest am
Rocke seiner Mutter, wie ich mich an Deiner Schürze

Elephanten, Nashörnern, ſauberen Namaquamädchen
und aus der Hiſtorie vom bravſten der braven aller
Hottentotten Swanepöl auf Dein Kaffern-Eldorado
vor. Den biedern Bauern Klaas Baſter wirſt Du
wahrſcheinlich allmählich auch gefunden haben und
ihn in ſentimentalen afrikaniſchen Stimmungen an
den Buſen ſchließen; aber den biedern Heinrich Schau-
mann haſt Du jenerzeit auch nicht gefunden, ſondern
ihn nur mit den Übrigen von uns als Stopfkuchen
unter der Hecke belaſſen. Verzeihe die Abſchweifung:
bei dem Bauer Quakatz und ſeinem verwilderten,
zerzauſten Kätzchen, da erklang die Zauberharfe, da
griffen die Geiſter der rothen Schanze hinein und ent-
lockten
ihr die Töne, welche euch europäiſchen ge-
zähmten Eſeln, Affen und Rhinozeroſſen, ſo das
fürſtliche Gymnaſium alle Nachmittage um vier aus
dem Kulturpferch herausließ, auf, wie ihr euch
freundlich ausdrücktet, auf kompletten Blödſinn hin-
zudeuten ſchienen. O Eduard, wenn ich heute, jetzt,
endlich doch einmal zu dem Genuß käme, ein theatra-
liſches Intereſſe an meiner eigenen Perſon zu nehmen!
Aber damit iſt es ſelbſt heute, heute, wo Du wieder
da biſt, nichts! Ich kriege es nicht fertig, und ſo
bleibe ich ohne Arme- und Beine-Schlenkern ſitzen,
wo ich mich hingeſetzt habe: auf der rothen Schanze.
Mach' nur keine Geſichter, Tinchen, ich bleibe bei
der Sache. Du weißt es ja; wie närriſch ich reden
mag, ich bin immer bei Dir. Da ſei nur ganz
ruhig; kein Kind hält ſich ſo krampfhaft feſt am
Rocke ſeiner Mutter, wie ich mich an Deiner Schürze

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[155/0165] Elephanten, Nashörnern, ſauberen Namaquamädchen und aus der Hiſtorie vom bravſten der braven aller Hottentotten Swanepöl auf Dein Kaffern-Eldorado vor. Den biedern Bauern Klaas Baſter wirſt Du wahrſcheinlich allmählich auch gefunden haben und ihn in ſentimentalen afrikaniſchen Stimmungen an den Buſen ſchließen; aber den biedern Heinrich Schau- mann haſt Du jenerzeit auch nicht gefunden, ſondern ihn nur mit den Übrigen von uns als Stopfkuchen unter der Hecke belaſſen. Verzeihe die Abſchweifung: bei dem Bauer Quakatz und ſeinem verwilderten, zerzauſten Kätzchen, da erklang die Zauberharfe, da griffen die Geiſter der rothen Schanze hinein und ent- lockten ihr die Töne, welche euch europäiſchen ge- zähmten Eſeln, Affen und Rhinozeroſſen, ſo das fürſtliche Gymnaſium alle Nachmittage um vier aus dem Kulturpferch herausließ, auf, wie ihr euch freundlich ausdrücktet, auf kompletten Blödſinn hin- zudeuten ſchienen. O Eduard, wenn ich heute, jetzt, endlich doch einmal zu dem Genuß käme, ein theatra- liſches Intereſſe an meiner eigenen Perſon zu nehmen! Aber damit iſt es ſelbſt heute, heute, wo Du wieder da biſt, nichts! Ich kriege es nicht fertig, und ſo bleibe ich ohne Arme- und Beine-Schlenkern ſitzen, wo ich mich hingeſetzt habe: auf der rothen Schanze. Mach' nur keine Geſichter, Tinchen, ich bleibe bei der Sache. Du weißt es ja; wie närriſch ich reden mag, ich bin immer bei Dir. Da ſei nur ganz ruhig; kein Kind hält ſich ſo krampfhaft feſt am Rocke ſeiner Mutter, wie ich mich an Deiner Schürze

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Zitationshilfe: Raabe, Wilhelm: Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte. Berlin, 1891, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_stopfkuchen_1891/165>, abgerufen am 27.11.2024.