Raabe, Wilhelm: Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte. Berlin, 1891.Ich war, wie gesagt, nach Jahren der Abwesen- Natürlich könnte man hier Gedanken, Gefühle, Nämlich als Kind schon begleitete ich meinen jetzt Ich bin also Stammgast des Brummersumms Ich war, wie geſagt, nach Jahren der Abweſen- Natürlich könnte man hier Gedanken, Gefühle, Nämlich als Kind ſchon begleitete ich meinen jetzt Ich bin alſo Stammgaſt des Brummerſumms <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0018" n="8"/> <p>Ich war, wie geſagt, nach Jahren der Abweſen-<lb/> heit einmal wieder ihr Gaſt, der Gaſt der Heimath-<lb/> ſtadt, im Kruge zum Brummerſumm geweſen, oder<lb/> hatte vielmehr endlich einmal wieder daſelbſt einen<lb/> Stuhl eingenommen.</p><lb/> <p>Natürlich könnte man hier Gedanken, Gefühle,<lb/> Stimmungen und Anmerkungen aus der Tiefe des<lb/> deutſchen Herzens, Buſens und Gemüthes heraus,<lb/> noch recht erklecklich weiter und zwar ins Behaglichſte<lb/> ausmalen; man thut es aber nicht, ſondern bemerkt<lb/> nur das Nothwendige.</p><lb/> <p>Nämlich als Kind ſchon begleitete ich meinen jetzt<lb/><choice><sic>ſängſt</sic><corr>längſt</corr></choice> verſtorbenen Vater dorthin. Er hatte ſeine Pfeife<lb/> da ſtehen, doch dann und wann hatte ich ihm auch<lb/> eine neue hinauszutragen. Viele Leute werden nun<lb/><choice><sic>lagen</sic><corr>ſagen</corr></choice>: Der ſelige alte Herr gab da ſeinem Jungen<lb/> ein recht ſauberes Beiſpiel! Und ſie haben Recht,<lb/> und wiſſen gar nicht wie ſehr ſie Recht haben. Er<lb/> that es auch und gab mir ein nettes Beiſpiel; —<lb/> freilich nicht bloß in dieſer Hinſicht.</p><lb/> <p>Ich bin alſo Stammgaſt des Brummerſumms<lb/> von Kindesbeinen an geweſen, und habe ſchon um<lb/> deſſentwegen mit geheirathet, um gleich dem wackern<lb/> alten Vater, Allerlei von dorther an meine eigenen<lb/> Jungen drunten im „heißen Afrika“ weiter geben zu<lb/> können. Die verwilderten halbſchlächtig deutſch-hol-<lb/> ländiſchen Schlingel geben gottlob unter den Buren,<lb/> Kaffern und Hottentotten manch ein Kulturmoment<lb/> weiter, was aus dem Brummerſumm ſtammt. Sie<lb/> ſagen dann gewöhnlich dabei: Mein Vater hat's<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [8/0018]
Ich war, wie geſagt, nach Jahren der Abweſen-
heit einmal wieder ihr Gaſt, der Gaſt der Heimath-
ſtadt, im Kruge zum Brummerſumm geweſen, oder
hatte vielmehr endlich einmal wieder daſelbſt einen
Stuhl eingenommen.
Natürlich könnte man hier Gedanken, Gefühle,
Stimmungen und Anmerkungen aus der Tiefe des
deutſchen Herzens, Buſens und Gemüthes heraus,
noch recht erklecklich weiter und zwar ins Behaglichſte
ausmalen; man thut es aber nicht, ſondern bemerkt
nur das Nothwendige.
Nämlich als Kind ſchon begleitete ich meinen jetzt
längſt verſtorbenen Vater dorthin. Er hatte ſeine Pfeife
da ſtehen, doch dann und wann hatte ich ihm auch
eine neue hinauszutragen. Viele Leute werden nun
ſagen: Der ſelige alte Herr gab da ſeinem Jungen
ein recht ſauberes Beiſpiel! Und ſie haben Recht,
und wiſſen gar nicht wie ſehr ſie Recht haben. Er
that es auch und gab mir ein nettes Beiſpiel; —
freilich nicht bloß in dieſer Hinſicht.
Ich bin alſo Stammgaſt des Brummerſumms
von Kindesbeinen an geweſen, und habe ſchon um
deſſentwegen mit geheirathet, um gleich dem wackern
alten Vater, Allerlei von dorther an meine eigenen
Jungen drunten im „heißen Afrika“ weiter geben zu
können. Die verwilderten halbſchlächtig deutſch-hol-
ländiſchen Schlingel geben gottlob unter den Buren,
Kaffern und Hottentotten manch ein Kulturmoment
weiter, was aus dem Brummerſumm ſtammt. Sie
ſagen dann gewöhnlich dabei: Mein Vater hat's
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeWilhelm Raabes "Stopfkuchen. Eine See- und Mordge… [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |