Raabe, Wilhelm: Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte. Berlin, 1891.zeigt, und ich hatte auch nie ein Bedürfniß danach; "So sind die Weiber!" seufzte Stopfkuchen. "In "O Heinrich, das weiß ich ja!" rief die Frau, zeigt, und ich hatte auch nie ein Bedürfniß danach; „So ſind die Weiber!“ ſeufzte Stopfkuchen. „In „O Heinrich, das weiß ich ja!“ rief die Frau, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0212" n="202"/> zeigt, und ich hatte auch nie ein Bedürfniß danach;<lb/> aber er hat ſelber auch nie ein Bedürfniß danach<lb/> gehabt! Er hat ſeit unſerer Verheirathung keine<lb/> ſechsmal den Fuß über unſer Beſitzthum und ſeine<lb/> Knochenſucherei in der nächſten Nähe hinausgeſetzt.<lb/> In die Stadt geht er nur, wenn ihm eine Behörde<lb/> dreimal ein Mandat geſchickt hat und zuletzt mit Ge-<lb/> fängniß droht! Er macht mich ſchwindlig mit ſo<lb/> einem Wort, wie er eben geſprochen hat!“</p><lb/> <p>„So ſind die Weiber!“ ſeufzte Stopfkuchen. „In<lb/> Paris, Berlin und Rom hatten wir eben nicht das<lb/> Mindeſte zu ſuchen; aber in der Stadt dort unten haben<lb/> wir heute Abend ausnahmsweiſe noch ein Geſchäft.<lb/> Wir, Frau Valentine Schaumann, geborene Quakatz!<lb/> Sollteſt Dich doch auch heute Abend noch einmal<lb/> darauf verlaſſen, daß ich weiß, was für unſere Ge-<lb/> müthlichkeit das Zweckmäßigſte iſt?“</p><lb/> <p>„O Heinrich, das weiß ich ja!“ rief die Frau,<lb/> zitternd den Arm ihres Mannes faſſend und ihm<lb/> ängſtlich in die Augen ſehend. „Aber das iſt heute<lb/> Abend doch ganz was Anderes als wie ſonſt! Du<lb/> erzählſt freilich den ganzen Tag durch nach Deiner<lb/> gewöhnlichen Art das Schlimmſte und das Beſte,<lb/> das Herzbrechendſte und das Dummſte wie als wenn<lb/> man einen alten Strumpf aufriwwelt; aber jetzt<lb/> ſollteſt Du damit aufhören und Rückſicht auf mich<lb/> nehmen: gerade wenn Du mich auch zu allen übrigen<lb/> Frauen auf Erden rechneſt. Es iſt mein Vater, von<lb/> dem Du ſo erzählſt! es iſt meine kümmerliche Kinder-<lb/> angſt und Jugendnoth, von der Du ſo ſprichſt!<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [202/0212]
zeigt, und ich hatte auch nie ein Bedürfniß danach;
aber er hat ſelber auch nie ein Bedürfniß danach
gehabt! Er hat ſeit unſerer Verheirathung keine
ſechsmal den Fuß über unſer Beſitzthum und ſeine
Knochenſucherei in der nächſten Nähe hinausgeſetzt.
In die Stadt geht er nur, wenn ihm eine Behörde
dreimal ein Mandat geſchickt hat und zuletzt mit Ge-
fängniß droht! Er macht mich ſchwindlig mit ſo
einem Wort, wie er eben geſprochen hat!“
„So ſind die Weiber!“ ſeufzte Stopfkuchen. „In
Paris, Berlin und Rom hatten wir eben nicht das
Mindeſte zu ſuchen; aber in der Stadt dort unten haben
wir heute Abend ausnahmsweiſe noch ein Geſchäft.
Wir, Frau Valentine Schaumann, geborene Quakatz!
Sollteſt Dich doch auch heute Abend noch einmal
darauf verlaſſen, daß ich weiß, was für unſere Ge-
müthlichkeit das Zweckmäßigſte iſt?“
„O Heinrich, das weiß ich ja!“ rief die Frau,
zitternd den Arm ihres Mannes faſſend und ihm
ängſtlich in die Augen ſehend. „Aber das iſt heute
Abend doch ganz was Anderes als wie ſonſt! Du
erzählſt freilich den ganzen Tag durch nach Deiner
gewöhnlichen Art das Schlimmſte und das Beſte,
das Herzbrechendſte und das Dummſte wie als wenn
man einen alten Strumpf aufriwwelt; aber jetzt
ſollteſt Du damit aufhören und Rückſicht auf mich
nehmen: gerade wenn Du mich auch zu allen übrigen
Frauen auf Erden rechneſt. Es iſt mein Vater, von
dem Du ſo erzählſt! es iſt meine kümmerliche Kinder-
angſt und Jugendnoth, von der Du ſo ſprichſt!
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