Raabe, Wilhelm: Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte. Berlin, 1891.Weile wach und bei meinem Jugendleben lebendigst Es überkam mich ein lachendes Behagen über "Im Bette habe ich sie am festesten beim Wickel, Und in den Traum nahm auch ich sie, die rothe Weile wach und bei meinem Jugendleben lebendigſt Es überkam mich ein lachendes Behagen über „Im Bette habe ich ſie am feſteſten beim Wickel, Und in den Traum nahm auch ich ſie, die rothe <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0033" n="23"/> Weile wach und bei meinem Jugendleben lebendigſt<lb/> feſt hielt. Die rothe Schanze!</p><lb/> <p>Es überkam mich ein lachendes Behagen über<lb/> die rothe Schanze in ihrer Verbindung mit dem Dickſten,<lb/> dem Faulſten, dem Gefräßigſten unter uns von damals.</p><lb/> <p>„Im Bette habe ich ſie am feſteſten beim Wickel,<lb/> Eduard,“ pflegte Stopfkuchen zu ſagen. „Wenn ich<lb/> mal träume, dann träume ich von ihr, und wer dann<lb/> Herr auf ihr iſt und keinen Schulrath, Oberlehrer<lb/> und Kollaborator über den Graben läßt, das iſt nicht<lb/> der Bauer Quakatz, ſondern das bin ich. Ich! ſage<lb/> ich Dir, Eduard.“</p><lb/> <p>Und in den Traum nahm auch ich ſie, die rothe<lb/> Schanze mit hinein in dieſer Nacht in den Heiligen<lb/> drei Königen der Heimathſtadt. In dieſem Traume<lb/> ſah ich ihn noch einmal in meinem Leben, ſo traum-<lb/> haft aller Wunder voll, wie ich ihn von der Ober-<lb/> quarta und <choice><sic>Untertia</sic><corr>Untertertia</corr></choice> aus geſehen hatte, dieſen<lb/> Bauerhof, dieſe rothe Schanze, dieſen alten herrlichen<lb/> Kriegs- und Belagerungs-Aufwurf des Prinzen Xaverius<lb/> von Sachſen, den Hof des Bauern Andreas Quakatz,<lb/> aus welchem der kurſächſiſche Herr Prinz in den<lb/> ſechziger Jahren des achtzehnten Jahrhunderts nicht<lb/> nur die Stadt da unten, ſondern auch die hohe<lb/> Schule, unſer Gymnaſium, darin, ſo gründlich be-<lb/> ſchoſſen hatte, daß ſie beide ſich ihm ſofort übergeben<lb/> mußten, obgleich er wahrlich nicht der erſte und<lb/> größte Held des ſiebenjährigen Krieges war. Der<lb/> ſiebenjährige Krieg war ein paar Jahre länger vor-<lb/> über als meine und Stopfkuchens Kindheit; aber die<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [23/0033]
Weile wach und bei meinem Jugendleben lebendigſt
feſt hielt. Die rothe Schanze!
Es überkam mich ein lachendes Behagen über
die rothe Schanze in ihrer Verbindung mit dem Dickſten,
dem Faulſten, dem Gefräßigſten unter uns von damals.
„Im Bette habe ich ſie am feſteſten beim Wickel,
Eduard,“ pflegte Stopfkuchen zu ſagen. „Wenn ich
mal träume, dann träume ich von ihr, und wer dann
Herr auf ihr iſt und keinen Schulrath, Oberlehrer
und Kollaborator über den Graben läßt, das iſt nicht
der Bauer Quakatz, ſondern das bin ich. Ich! ſage
ich Dir, Eduard.“
Und in den Traum nahm auch ich ſie, die rothe
Schanze mit hinein in dieſer Nacht in den Heiligen
drei Königen der Heimathſtadt. In dieſem Traume
ſah ich ihn noch einmal in meinem Leben, ſo traum-
haft aller Wunder voll, wie ich ihn von der Ober-
quarta und Untertertia aus geſehen hatte, dieſen
Bauerhof, dieſe rothe Schanze, dieſen alten herrlichen
Kriegs- und Belagerungs-Aufwurf des Prinzen Xaverius
von Sachſen, den Hof des Bauern Andreas Quakatz,
aus welchem der kurſächſiſche Herr Prinz in den
ſechziger Jahren des achtzehnten Jahrhunderts nicht
nur die Stadt da unten, ſondern auch die hohe
Schule, unſer Gymnaſium, darin, ſo gründlich be-
ſchoſſen hatte, daß ſie beide ſich ihm ſofort übergeben
mußten, obgleich er wahrlich nicht der erſte und
größte Held des ſiebenjährigen Krieges war. Der
ſiebenjährige Krieg war ein paar Jahre länger vor-
über als meine und Stopfkuchens Kindheit; aber die
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