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Raabe, Wilhelm: Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte. Berlin, 1891.

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Sympathischeres als Der an sich haben kann! So
dürr -- ausgetrocknet, mit seinem vom Rheinwein
seines Herrn Vaters her angeerbten Podagra etwas
schwach auf den Füßen, aber immer in den Stiefeln!
Immer munter bei sich selber im Halloh, Geheul und
Gebrüll der Parzen und der Kanonen. Mit seinem
Krückstock, seiner Nase voll Schnupftaback, seiner mit
Siegellack eigenhändigst reparirten Degenscheide --
scharfklingig, frech und spitzig, was man jetzt schnoddrig
nennt, gegen die allerhöchsten Damen, Frau Marie
Therese, Frau Elisabeth, Frau Jeanne Antoinette;
was ich freilich meiner allerhöchsten Dame, meines
Tinchens wegen, nicht ganz und gar billigen kann.
Aber dagegen sein Appetit. Tadellos! Gut in seiner
Kindheit, in seiner Jugend; aber über alles Lob er-
haben bei zunehmendem Alter. Hätte ich wo ein
Wort zu verlieren, so wäre es bei dieser Betrachtung,
so wäre es hier. Der Mann verdaute Alles! Ver-
druß, Provinzen, eigenes und fremdes Pech, und
vor Allem seine jeden Tag eigenhändig geschriebene
Speisekarte. Eduard, dieser Mensch wäre auch Herr
der rothen Schanze geworden, wenn er ich gewesen
wäre. Eduard, wenn ein Mensch was dazu gethan
hat, mich zum Herrn, Eigenthümer und Besitzer von
der rothen Schanze und somit auch von Tinchen
Quakatz zu machen, so ist das immer der alte Fritz
von Preußen, selbstverständlich immer in Verbindung
mit seinem herzigen, mir so unendlich werthvollen
Gegner auf dieser Erdstelle, dem Prinzen Xaverius
von Sachsen, kurfürstlicher Hoheit."

W. Raabe. Stopfkuchen. 6

Sympathiſcheres als Der an ſich haben kann! So
dürr — ausgetrocknet, mit ſeinem vom Rheinwein
ſeines Herrn Vaters her angeerbten Podagra etwas
ſchwach auf den Füßen, aber immer in den Stiefeln!
Immer munter bei ſich ſelber im Halloh, Geheul und
Gebrüll der Parzen und der Kanonen. Mit ſeinem
Krückſtock, ſeiner Naſe voll Schnupftaback, ſeiner mit
Siegellack eigenhändigſt reparirten Degenſcheide —
ſcharfklingig, frech und ſpitzig, was man jetzt ſchnoddrig
nennt, gegen die allerhöchſten Damen, Frau Marie
Thereſe, Frau Eliſabeth, Frau Jeanne Antoinette;
was ich freilich meiner allerhöchſten Dame, meines
Tinchens wegen, nicht ganz und gar billigen kann.
Aber dagegen ſein Appetit. Tadellos! Gut in ſeiner
Kindheit, in ſeiner Jugend; aber über alles Lob er-
haben bei zunehmendem Alter. Hätte ich wo ein
Wort zu verlieren, ſo wäre es bei dieſer Betrachtung,
ſo wäre es hier. Der Mann verdaute Alles! Ver-
druß, Provinzen, eigenes und fremdes Pech, und
vor Allem ſeine jeden Tag eigenhändig geſchriebene
Speiſekarte. Eduard, dieſer Menſch wäre auch Herr
der rothen Schanze geworden, wenn er ich geweſen
wäre. Eduard, wenn ein Menſch was dazu gethan
hat, mich zum Herrn, Eigenthümer und Beſitzer von
der rothen Schanze und ſomit auch von Tinchen
Quakatz zu machen, ſo iſt das immer der alte Fritz
von Preußen, ſelbſtverſtändlich immer in Verbindung
mit ſeinem herzigen, mir ſo unendlich werthvollen
Gegner auf dieſer Erdſtelle, dem Prinzen Xaverius
von Sachſen, kurfürſtlicher Hoheit.“

W. Raabe. Stopfkuchen. 6
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[81/0091] Sympathiſcheres als Der an ſich haben kann! So dürr — ausgetrocknet, mit ſeinem vom Rheinwein ſeines Herrn Vaters her angeerbten Podagra etwas ſchwach auf den Füßen, aber immer in den Stiefeln! Immer munter bei ſich ſelber im Halloh, Geheul und Gebrüll der Parzen und der Kanonen. Mit ſeinem Krückſtock, ſeiner Naſe voll Schnupftaback, ſeiner mit Siegellack eigenhändigſt reparirten Degenſcheide — ſcharfklingig, frech und ſpitzig, was man jetzt ſchnoddrig nennt, gegen die allerhöchſten Damen, Frau Marie Thereſe, Frau Eliſabeth, Frau Jeanne Antoinette; was ich freilich meiner allerhöchſten Dame, meines Tinchens wegen, nicht ganz und gar billigen kann. Aber dagegen ſein Appetit. Tadellos! Gut in ſeiner Kindheit, in ſeiner Jugend; aber über alles Lob er- haben bei zunehmendem Alter. Hätte ich wo ein Wort zu verlieren, ſo wäre es bei dieſer Betrachtung, ſo wäre es hier. Der Mann verdaute Alles! Ver- druß, Provinzen, eigenes und fremdes Pech, und vor Allem ſeine jeden Tag eigenhändig geſchriebene Speiſekarte. Eduard, dieſer Menſch wäre auch Herr der rothen Schanze geworden, wenn er ich geweſen wäre. Eduard, wenn ein Menſch was dazu gethan hat, mich zum Herrn, Eigenthümer und Beſitzer von der rothen Schanze und ſomit auch von Tinchen Quakatz zu machen, ſo iſt das immer der alte Fritz von Preußen, ſelbſtverſtändlich immer in Verbindung mit ſeinem herzigen, mir ſo unendlich werthvollen Gegner auf dieſer Erdſtelle, dem Prinzen Xaverius von Sachſen, kurfürſtlicher Hoheit.“ W. Raabe. Stopfkuchen. 6

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Zitationshilfe: Raabe, Wilhelm: Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte. Berlin, 1891, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_stopfkuchen_1891/91>, abgerufen am 25.11.2024.