[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 1. Leipzig, 1751.Von der Vortrefflichkeit Zwar möchte mancher einwenden: Es sey un- itzt ich nun in meine Anmerkungen auch etwas Jtalienisches setzen wollte, gleichwohl mir nichts anders, als vorstehen- des, bekannt war: So habe ich lieber der natürlichen Ord- nung ein wenig Gewalt anthun, als diese Schönheit mis- sen wollen. 27 On voit peu d'Esprits sans doute, qui ne soient capables de quelque Art ou de quelque Science. Ils ont tous un certain desir d'apprendre & d' augmenter leurs lumieres, qui se peut fortifier par une bonne Methode. Mr. No- ble dans l' Ecole du monde. 28 It is a true saying, that misfortunes alone prove one's
friendships, they show us not only other peoples for us, but our own fvr them; we hardly know our selves any otherwise. New Letters of Mr. Al. Pope. p. 207. Von der Vortrefflichkeit Zwar moͤchte mancher einwenden: Es ſey un- itzt ich nun in meine Anmerkungen auch etwas Jtalieniſches ſetzen wollte, gleichwohl mir nichts anders, als vorſtehen- des, bekannt war: So habe ich lieber der natuͤrlichen Ord- nung ein wenig Gewalt anthun, als dieſe Schoͤnheit miſ- ſen wollen. 27 On voit peu d’Eſprits ſans doute, qui ne ſoient capables de quelque Art ou de quelque Science. Ils ont tous un certain deſir d’apprendre & d’ augmenter leurs lumieres, qui ſe peut fortifier par une bonne Methode. Mr. No- ble dans l’ Ecole du monde. 28 It is a true ſaying, that misfortunes alone prove one’s
friendships, they show us not only other peoples for us, but our own fvr them; we hardly know our ſelves any otherwiſe. New Letters of Mr. Al. Pope. p. 207. <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0096" n="22"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Von der Vortrefflichkeit</hi> </fw><lb/> <p>Zwar moͤchte mancher einwenden: Es ſey un-<lb/> moͤglich, daß ein jeder eine ſo weitlaͤuftige Wiſſen-<lb/> ſchaft in Sprachen beſitze; man habe nicht allemal<lb/> Gelegenheit, ſie zu erlernen; Nicht ein jeder ſey faͤ-<lb/> hig <note place="foot" n="27"><hi rendition="#aq">On voit peu d’Eſprits ſans doute, qui ne ſoient capables<lb/> de quelque Art ou de quelque Science. Ils ont tous un<lb/> certain deſir d’apprendre & d’ augmenter leurs lumieres,<lb/> qui ſe peut fortifier par une bonne Methode. Mr. No-<lb/> ble dans l’ Ecole du monde.</hi></note>, ſolche zu faſſen. Sollte man denn deswegen<lb/> das reizende Vergnuͤgen entbehren, etwas zu ſchrei-<lb/> ben? Keinesweges. Jch ſehe es nicht, als eine un-<lb/> umgaͤngliche Nothwendigkeit an, daß man viele<lb/> Sprachen verſtehen muͤſſe. Jch verlange nur, daß<lb/> die Anmerkungen aus vielen Sprachen beſtehen ſol-<lb/> len. Was man nicht ſelbſt kann, das werden doch wohl<lb/> unſre guten Freunde koͤnnen. Dieſe <note place="foot" n="28"><hi rendition="#aq">It is a true ſaying, that misfortunes alone prove one’s<lb/> friendships, they show us not only other peoples for<lb/> us, but our own fvr them; we hardly know our ſelves<lb/> any otherwiſe. New Letters of Mr. Al. Pope. p.</hi> 207.</note> ſind ſchul-<lb/> dig, uns in der Noth zu helfen, und uns aus der<lb/> Schande der Unwiſſenheit zu reißen. Wer wollte<lb/> mir zumuthen, daß ich Griechiſch, Rabbiniſch, Ebraͤ-<lb/> iſch, Chaldaͤiſch, Syriſch, Arabiſch, Franzoͤſiſch,<lb/> Jtalieniſch und Engliſch koͤnnte? Jch verſtehe nichts,<lb/> als meine Mutterſprache, und ein wenig Latein.<lb/> Gleichwohl wuͤrde man es mir nimmermehr anſe-<lb/> hen, wenn ich nicht ſo offenherzig waͤre, und es an-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">itzt</fw><lb/><note xml:id="seg2pn_5_2" prev="#seg2pn_5_1" place="foot" n="26">ich nun in meine Anmerkungen auch etwas Jtalieniſches<lb/> ſetzen wollte, gleichwohl mir nichts anders, als vorſtehen-<lb/> des, bekannt war: So habe ich lieber der natuͤrlichen Ord-<lb/> nung ein wenig Gewalt anthun, als dieſe Schoͤnheit miſ-<lb/> ſen wollen.</note><lb/></p> </body> </text> </TEI> [22/0096]
Von der Vortrefflichkeit
Zwar moͤchte mancher einwenden: Es ſey un-
moͤglich, daß ein jeder eine ſo weitlaͤuftige Wiſſen-
ſchaft in Sprachen beſitze; man habe nicht allemal
Gelegenheit, ſie zu erlernen; Nicht ein jeder ſey faͤ-
hig 27, ſolche zu faſſen. Sollte man denn deswegen
das reizende Vergnuͤgen entbehren, etwas zu ſchrei-
ben? Keinesweges. Jch ſehe es nicht, als eine un-
umgaͤngliche Nothwendigkeit an, daß man viele
Sprachen verſtehen muͤſſe. Jch verlange nur, daß
die Anmerkungen aus vielen Sprachen beſtehen ſol-
len. Was man nicht ſelbſt kann, das werden doch wohl
unſre guten Freunde koͤnnen. Dieſe 28 ſind ſchul-
dig, uns in der Noth zu helfen, und uns aus der
Schande der Unwiſſenheit zu reißen. Wer wollte
mir zumuthen, daß ich Griechiſch, Rabbiniſch, Ebraͤ-
iſch, Chaldaͤiſch, Syriſch, Arabiſch, Franzoͤſiſch,
Jtalieniſch und Engliſch koͤnnte? Jch verſtehe nichts,
als meine Mutterſprache, und ein wenig Latein.
Gleichwohl wuͤrde man es mir nimmermehr anſe-
hen, wenn ich nicht ſo offenherzig waͤre, und es an-
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27 On voit peu d’Eſprits ſans doute, qui ne ſoient capables
de quelque Art ou de quelque Science. Ils ont tous un
certain deſir d’apprendre & d’ augmenter leurs lumieres,
qui ſe peut fortifier par une bonne Methode. Mr. No-
ble dans l’ Ecole du monde.
28 It is a true ſaying, that misfortunes alone prove one’s
friendships, they show us not only other peoples for
us, but our own fvr them; we hardly know our ſelves
any otherwiſe. New Letters of Mr. Al. Pope. p. 207.
26 ich nun in meine Anmerkungen auch etwas Jtalieniſches
ſetzen wollte, gleichwohl mir nichts anders, als vorſtehen-
des, bekannt war: So habe ich lieber der natuͤrlichen Ord-
nung ein wenig Gewalt anthun, als dieſe Schoͤnheit miſ-
ſen wollen.
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