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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 2. Leipzig, 1751.

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Da einige Gelehrte unter uns so muthig sind,
und es wagen, ihrer deutschen Muttersprache
sich nicht weiter zu schämen: So werde ich es ver-
antworten können, daß ich mir vorgenommen habe,
durch gegenwärtigen Versuch den Plan zu einem
vollständigen deutschen Wörterbuche zu entwerfen.

Jch habe gefunden, daß viele deutsche Wörter
so unbestimmt sind, daß oftmals derjenige, der sie
braucht, etwas ganz anders dabey denkt, als er
eigentlich denken sollte; und derjenige, der sie hört,
wird, wo nicht gar betrogen, doch leicht irre gemacht.

Es will daher unumgänglich nöthig seyn, daß
die Gelehrten sich mit vereinten Kräften bemühen,
die wahrhaften Bedeutungen der Wörter fest zu stel-
len. Der Vortheil, den wir im gemeinen Leben
davon haben werden, ist unaussprechlich. Wir
werden einander besser, und mit völliger Zuverläßig-
keit, verstehen; alle Zweydeutigkeiten werden sich ver-
lieren; und mancher, den man itzt aus Misbrauch
einen gepriesnen Mecänat genannt hat, wird
künftig hören, daß er ein Dummkopf sey.

Jch ersuche meine Landsleute um ihren Beytrag
zu diesem Wörterbuche. Für mich allein ist dieses
Werk viel zu groß und wichtig. Vielleicht bin ich
zu offenherzig, daß ich dieses Bekenntniß von mir

selbst




Da einige Gelehrte unter uns ſo muthig ſind,
und es wagen, ihrer deutſchen Mutterſprache
ſich nicht weiter zu ſchaͤmen: So werde ich es ver-
antworten koͤnnen, daß ich mir vorgenommen habe,
durch gegenwaͤrtigen Verſuch den Plan zu einem
vollſtaͤndigen deutſchen Woͤrterbuche zu entwerfen.

Jch habe gefunden, daß viele deutſche Woͤrter
ſo unbeſtimmt ſind, daß oftmals derjenige, der ſie
braucht, etwas ganz anders dabey denkt, als er
eigentlich denken ſollte; und derjenige, der ſie hoͤrt,
wird, wo nicht gar betrogen, doch leicht irre gemacht.

Es will daher unumgaͤnglich noͤthig ſeyn, daß
die Gelehrten ſich mit vereinten Kraͤften bemuͤhen,
die wahrhaften Bedeutungen der Woͤrter feſt zu ſtel-
len. Der Vortheil, den wir im gemeinen Leben
davon haben werden, iſt unausſprechlich. Wir
werden einander beſſer, und mit voͤlliger Zuverlaͤßig-
keit, verſtehen; alle Zweydeutigkeiten werden ſich ver-
lieren; und mancher, den man itzt aus Misbrauch
einen gepriesnen Mecaͤnat genannt hat, wird
kuͤnftig hoͤren, daß er ein Dummkopf ſey.

Jch erſuche meine Landsleute um ihren Beytrag
zu dieſem Woͤrterbuche. Fuͤr mich allein iſt dieſes
Werk viel zu groß und wichtig. Vielleicht bin ich
zu offenherzig, daß ich dieſes Bekenntniß von mir

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[171/0171] Da einige Gelehrte unter uns ſo muthig ſind, und es wagen, ihrer deutſchen Mutterſprache ſich nicht weiter zu ſchaͤmen: So werde ich es ver- antworten koͤnnen, daß ich mir vorgenommen habe, durch gegenwaͤrtigen Verſuch den Plan zu einem vollſtaͤndigen deutſchen Woͤrterbuche zu entwerfen. Jch habe gefunden, daß viele deutſche Woͤrter ſo unbeſtimmt ſind, daß oftmals derjenige, der ſie braucht, etwas ganz anders dabey denkt, als er eigentlich denken ſollte; und derjenige, der ſie hoͤrt, wird, wo nicht gar betrogen, doch leicht irre gemacht. Es will daher unumgaͤnglich noͤthig ſeyn, daß die Gelehrten ſich mit vereinten Kraͤften bemuͤhen, die wahrhaften Bedeutungen der Woͤrter feſt zu ſtel- len. Der Vortheil, den wir im gemeinen Leben davon haben werden, iſt unausſprechlich. Wir werden einander beſſer, und mit voͤlliger Zuverlaͤßig- keit, verſtehen; alle Zweydeutigkeiten werden ſich ver- lieren; und mancher, den man itzt aus Misbrauch einen gepriesnen Mecaͤnat genannt hat, wird kuͤnftig hoͤren, daß er ein Dummkopf ſey. Jch erſuche meine Landsleute um ihren Beytrag zu dieſem Woͤrterbuche. Fuͤr mich allein iſt dieſes Werk viel zu groß und wichtig. Vielleicht bin ich zu offenherzig, daß ich dieſes Bekenntniß von mir ſelbſt

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 2. Leipzig, 1751, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung02_1751/171>, abgerufen am 21.11.2024.