Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 2. Leipzig, 1751.

Bild:
<< vorherige Seite

zu Swifts Codicille.
Swallow. Es steht im Codicille ausdrücklich,
daß er noch nicht mündig sey, und der Verfasser
des Schlüssels nennt ihn doch Jhro Magnificenz.
Wie wenig räumt sich das zusammen? Mit einem
Worte; er hat alles auspunktirt, so gar, wer
Johann Gale ist, den er für einen Thorschreiber
hält.

Wir lassen alle diese Vermuthungen an ihren
Ort gestellt seyn, sowohl als den Namen des Ver-
fassers dieses Swiftischen Codicills, welcher uns
sehr umständlich angezeigt, und so gar dessen Amt,
so er gegenwärtig bekleidet, gemeldet wird.

Wir nehmen uns die Freyheit, nur etwas zu
errinnern.

Es ist eine Beleidigung für einen vernünftigen
Satyrenschreiber, wenn man glaubt, daß die Namen,
deren er sich in seinen Charaktern bedient, nur auf
gewisse einzelne Personen gehen müssen. So enge
Gränzen hat nur ein Pasqvill; eine Satyre ist viel
allgemeiner. Wenn ich den Herrn Something
nenne, so meyne ich wohl zwanzig hochmüthige
Narren auf einmal, und wir getrauen uns, zwi-
schen Leipzig und Hamburg mehr, als ein Dutzend
lächerliche Swallows, zu finden.

Noch eine größere Beleidigung ist dieses, daß
er den Namen des Verfassers vom Swiftischen
Codicille nennt. Wir haben Ursachen, an der
Richtigkeit dieses Angebens sehr zu zweifeln, und

wäre
S 2

zu Swifts Codicille.
Swallow. Es ſteht im Codicille ausdruͤcklich,
daß er noch nicht muͤndig ſey, und der Verfaſſer
des Schluͤſſels nennt ihn doch Jhro Magnificenz.
Wie wenig raͤumt ſich das zuſammen? Mit einem
Worte; er hat alles auspunktirt, ſo gar, wer
Johann Gale iſt, den er fuͤr einen Thorſchreiber
haͤlt.

Wir laſſen alle dieſe Vermuthungen an ihren
Ort geſtellt ſeyn, ſowohl als den Namen des Ver-
faſſers dieſes Swiftiſchen Codicills, welcher uns
ſehr umſtaͤndlich angezeigt, und ſo gar deſſen Amt,
ſo er gegenwaͤrtig bekleidet, gemeldet wird.

Wir nehmen uns die Freyheit, nur etwas zu
errinnern.

Es iſt eine Beleidigung fuͤr einen vernuͤnftigen
Satyrenſchreiber, wenn man glaubt, daß die Namen,
deren er ſich in ſeinen Charaktern bedient, nur auf
gewiſſe einzelne Perſonen gehen muͤſſen. So enge
Graͤnzen hat nur ein Pasqvill; eine Satyre iſt viel
allgemeiner. Wenn ich den Herrn Something
nenne, ſo meyne ich wohl zwanzig hochmuͤthige
Narren auf einmal, und wir getrauen uns, zwi-
ſchen Leipzig und Hamburg mehr, als ein Dutzend
laͤcherliche Swallows, zu finden.

Noch eine groͤßere Beleidigung iſt dieſes, daß
er den Namen des Verfaſſers vom Swiftiſchen
Codicille nennt. Wir haben Urſachen, an der
Richtigkeit dieſes Angebens ſehr zu zweifeln, und

waͤre
S 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0275" n="275"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">zu Swifts Codicille.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">Swallow.</hi> Es &#x017F;teht im Codicille ausdru&#x0364;cklich,<lb/>
daß er noch nicht mu&#x0364;ndig &#x017F;ey, und der Verfa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
des Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;els nennt ihn doch Jhro Magnificenz.<lb/>
Wie wenig ra&#x0364;umt &#x017F;ich das zu&#x017F;ammen? Mit einem<lb/>
Worte; er hat alles auspunktirt, &#x017F;o gar, wer<lb/><hi rendition="#fr">Johann Gale</hi> i&#x017F;t, den er fu&#x0364;r einen Thor&#x017F;chreiber<lb/>
ha&#x0364;lt.</p><lb/>
            <p>Wir la&#x017F;&#x017F;en alle die&#x017F;e Vermuthungen an ihren<lb/>
Ort ge&#x017F;tellt &#x017F;eyn, &#x017F;owohl als den Namen des Ver-<lb/>
fa&#x017F;&#x017F;ers die&#x017F;es Swifti&#x017F;chen Codicills, welcher uns<lb/>
&#x017F;ehr um&#x017F;ta&#x0364;ndlich angezeigt, und &#x017F;o gar de&#x017F;&#x017F;en Amt,<lb/>
&#x017F;o er gegenwa&#x0364;rtig bekleidet, gemeldet wird.</p><lb/>
            <p>Wir nehmen uns die Freyheit, nur etwas zu<lb/>
errinnern.</p><lb/>
            <p>Es i&#x017F;t eine Beleidigung fu&#x0364;r einen vernu&#x0364;nftigen<lb/>
Satyren&#x017F;chreiber, wenn man glaubt, daß die Namen,<lb/>
deren er &#x017F;ich in &#x017F;einen Charaktern bedient, nur auf<lb/>
gewi&#x017F;&#x017F;e einzelne Per&#x017F;onen gehen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. So enge<lb/>
Gra&#x0364;nzen hat nur ein Pasqvill; eine Satyre i&#x017F;t viel<lb/>
allgemeiner. Wenn ich den Herrn <hi rendition="#fr">Something</hi><lb/>
nenne, &#x017F;o meyne ich wohl zwanzig hochmu&#x0364;thige<lb/>
Narren auf einmal, und wir getrauen uns, zwi-<lb/>
&#x017F;chen Leipzig und Hamburg mehr, als ein Dutzend<lb/>
la&#x0364;cherliche <hi rendition="#fr">Swallows,</hi> zu finden.</p><lb/>
            <p>Noch eine gro&#x0364;ßere Beleidigung i&#x017F;t die&#x017F;es, daß<lb/>
er den Namen des Verfa&#x017F;&#x017F;ers vom Swifti&#x017F;chen<lb/>
Codicille nennt. Wir haben Ur&#x017F;achen, an der<lb/>
Richtigkeit die&#x017F;es Angebens &#x017F;ehr zu zweifeln, und<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">S 2</fw><fw place="bottom" type="catch">wa&#x0364;re</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[275/0275] zu Swifts Codicille. Swallow. Es ſteht im Codicille ausdruͤcklich, daß er noch nicht muͤndig ſey, und der Verfaſſer des Schluͤſſels nennt ihn doch Jhro Magnificenz. Wie wenig raͤumt ſich das zuſammen? Mit einem Worte; er hat alles auspunktirt, ſo gar, wer Johann Gale iſt, den er fuͤr einen Thorſchreiber haͤlt. Wir laſſen alle dieſe Vermuthungen an ihren Ort geſtellt ſeyn, ſowohl als den Namen des Ver- faſſers dieſes Swiftiſchen Codicills, welcher uns ſehr umſtaͤndlich angezeigt, und ſo gar deſſen Amt, ſo er gegenwaͤrtig bekleidet, gemeldet wird. Wir nehmen uns die Freyheit, nur etwas zu errinnern. Es iſt eine Beleidigung fuͤr einen vernuͤnftigen Satyrenſchreiber, wenn man glaubt, daß die Namen, deren er ſich in ſeinen Charaktern bedient, nur auf gewiſſe einzelne Perſonen gehen muͤſſen. So enge Graͤnzen hat nur ein Pasqvill; eine Satyre iſt viel allgemeiner. Wenn ich den Herrn Something nenne, ſo meyne ich wohl zwanzig hochmuͤthige Narren auf einmal, und wir getrauen uns, zwi- ſchen Leipzig und Hamburg mehr, als ein Dutzend laͤcherliche Swallows, zu finden. Noch eine groͤßere Beleidigung iſt dieſes, daß er den Namen des Verfaſſers vom Swiftiſchen Codicille nennt. Wir haben Urſachen, an der Richtigkeit dieſes Angebens ſehr zu zweifeln, und waͤre S 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung02_1751
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung02_1751/275
Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 2. Leipzig, 1751, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung02_1751/275>, abgerufen am 21.11.2024.