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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 2. Leipzig, 1751.

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von Buchdruckerstöcken.
einem Philosophen, so erbittert man gewiß ein gan-
zes Heer junger Schriftsteller, welche das Lehrgebäu-
de ihres Abgotts, durch Heischesätze, Lehrsätze, Grund-
sätze, und Aufgaben, vertheidigen, und uns wohl gar
mit a + b -- x. von dem gelehrten Boden wegde-
monstriren. Kömmt es aber gar so weit, daß sich
ihr Anführer selbst in den Kampf mengt, so wer-
den wir uns gewiß keine gelindere Züchtigung ver-
sprechen können, als daß er uns methodo mathe-
matica
auf einmal aus einem Menschen in ein un-
vernünftiges Thier verwandelt. Noch mehr! Die
delphische Priesterinn wahrsagte nicht eher, als bis sie,
durch genugsame Opfer, Geschenke und Belohnun-
gen in ihre heilige Wut gerieth: Und meine Phi-
losophen werden niemals eher - - - Doch ich irre
mich. Meine Philosophen schreiben bloß aus Liebe
zur Wahrheit.

Unsre heydnischen Vorfahren gaben ihren Prie-
stern den Barden, Schuld, daß sie in ihren Liedern und
Gesängen mit vieler Heftigkeit wider den Geiz eifer-
ten, und gleichwohl selbst die geizigsten im ganzen
Volke wären. Da wir nunmehr Christen sind, so
ist freylich diese üble Gewohnheit mit noch viel an-
dern Lastern abgekommen, welche die alten Deutschen
an sich hatten. Doch etwas ähnliches davon findet
sich noch bey einigen unsrer Philosophen. Jch will
ihrer nur mit wenig Worten gedenken, da ich mich
im Vorhergehenden auf gewisse Maaße dazu anhei-
schig gemacht habe. Es giebt deren zwischen Straß-
burg und Breßlau nur dreye, höchstens viere, welche

in
G 2

von Buchdruckerſtoͤcken.
einem Philoſophen, ſo erbittert man gewiß ein gan-
zes Heer junger Schriftſteller, welche das Lehrgebaͤu-
de ihres Abgotts, durch Heiſcheſaͤtze, Lehrſaͤtze, Grund-
ſaͤtze, und Aufgaben, vertheidigen, und uns wohl gar
mit a + b — x. von dem gelehrten Boden wegde-
monſtriren. Koͤmmt es aber gar ſo weit, daß ſich
ihr Anfuͤhrer ſelbſt in den Kampf mengt, ſo wer-
den wir uns gewiß keine gelindere Zuͤchtigung ver-
ſprechen koͤnnen, als daß er uns methodo mathe-
matica
auf einmal aus einem Menſchen in ein un-
vernuͤnftiges Thier verwandelt. Noch mehr! Die
delphiſche Prieſterinn wahrſagte nicht eher, als bis ſie,
durch genugſame Opfer, Geſchenke und Belohnun-
gen in ihre heilige Wut gerieth: Und meine Phi-
loſophen werden niemals eher ‒ ‒ ‒ Doch ich irre
mich. Meine Philoſophen ſchreiben bloß aus Liebe
zur Wahrheit.

Unſre heydniſchen Vorfahren gaben ihren Prie-
ſtern den Barden, Schuld, daß ſie in ihren Liedern und
Geſaͤngen mit vieler Heftigkeit wider den Geiz eifer-
ten, und gleichwohl ſelbſt die geizigſten im ganzen
Volke waͤren. Da wir nunmehr Chriſten ſind, ſo
iſt freylich dieſe uͤble Gewohnheit mit noch viel an-
dern Laſtern abgekommen, welche die alten Deutſchen
an ſich hatten. Doch etwas aͤhnliches davon findet
ſich noch bey einigen unſrer Philoſophen. Jch will
ihrer nur mit wenig Worten gedenken, da ich mich
im Vorhergehenden auf gewiſſe Maaße dazu anhei-
ſchig gemacht habe. Es giebt deren zwiſchen Straß-
burg und Breßlau nur dreye, hoͤchſtens viere, welche

in
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[99/0099] von Buchdruckerſtoͤcken. einem Philoſophen, ſo erbittert man gewiß ein gan- zes Heer junger Schriftſteller, welche das Lehrgebaͤu- de ihres Abgotts, durch Heiſcheſaͤtze, Lehrſaͤtze, Grund- ſaͤtze, und Aufgaben, vertheidigen, und uns wohl gar mit a + b — x. von dem gelehrten Boden wegde- monſtriren. Koͤmmt es aber gar ſo weit, daß ſich ihr Anfuͤhrer ſelbſt in den Kampf mengt, ſo wer- den wir uns gewiß keine gelindere Zuͤchtigung ver- ſprechen koͤnnen, als daß er uns methodo mathe- matica auf einmal aus einem Menſchen in ein un- vernuͤnftiges Thier verwandelt. Noch mehr! Die delphiſche Prieſterinn wahrſagte nicht eher, als bis ſie, durch genugſame Opfer, Geſchenke und Belohnun- gen in ihre heilige Wut gerieth: Und meine Phi- loſophen werden niemals eher ‒ ‒ ‒ Doch ich irre mich. Meine Philoſophen ſchreiben bloß aus Liebe zur Wahrheit. Unſre heydniſchen Vorfahren gaben ihren Prie- ſtern den Barden, Schuld, daß ſie in ihren Liedern und Geſaͤngen mit vieler Heftigkeit wider den Geiz eifer- ten, und gleichwohl ſelbſt die geizigſten im ganzen Volke waͤren. Da wir nunmehr Chriſten ſind, ſo iſt freylich dieſe uͤble Gewohnheit mit noch viel an- dern Laſtern abgekommen, welche die alten Deutſchen an ſich hatten. Doch etwas aͤhnliches davon findet ſich noch bey einigen unſrer Philoſophen. Jch will ihrer nur mit wenig Worten gedenken, da ich mich im Vorhergehenden auf gewiſſe Maaße dazu anhei- ſchig gemacht habe. Es giebt deren zwiſchen Straß- burg und Breßlau nur dreye, hoͤchſtens viere, welche in G 2

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 2. Leipzig, 1751, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung02_1751/99>, abgerufen am 24.11.2024.