[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752.Satyrische Briefe. gung weiter zu ahnden. Erwerben Sie Sich dasVerdienst, eine unglückliche Frau mit einem Man- ne auszusöhnen, welcher sich übereilt hat, und ei- ne Freundschaft wieder herzustellen, die zwischen mir und ihm so lange Zeit, und bis auf den trau- rigen Augenblick unverbrüchlich gepflogen worden ist. Sie machen Sich durch diese gütige Vermit- telung zwo Familien auf einmal verbindlich, und ich ins besondre werde Gelegenheit suchen, Jhnen in der That zu zeigen, daß ich mit der größten Er- kenntlichkeit sey, Hochgeehrter Herr Stadtrichter, Jhr ergebenster Diener. - - - - - N. S. Jch habe vorige Woche von den Ge- "Da, wie ich oben erinnert habe, die Kunst "den
Satyriſche Briefe. gung weiter zu ahnden. Erwerben Sie Sich dasVerdienſt, eine ungluͤckliche Frau mit einem Man- ne auszuſoͤhnen, welcher ſich uͤbereilt hat, und ei- ne Freundſchaft wieder herzuſtellen, die zwiſchen mir und ihm ſo lange Zeit, und bis auf den trau- rigen Augenblick unverbruͤchlich gepflogen worden iſt. Sie machen Sich durch dieſe guͤtige Vermit- telung zwo Familien auf einmal verbindlich, und ich ins beſondre werde Gelegenheit ſuchen, Jhnen in der That zu zeigen, daß ich mit der groͤßten Er- kenntlichkeit ſey, Hochgeehrter Herr Stadtrichter, Jhr ergebenſter Diener. ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ N. S. Jch habe vorige Woche von den Ge- „Da, wie ich oben erinnert habe, die Kunſt „den
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Satyriſche Briefe.
gung weiter zu ahnden. Erwerben Sie Sich das
Verdienſt, eine ungluͤckliche Frau mit einem Man-
ne auszuſoͤhnen, welcher ſich uͤbereilt hat, und ei-
ne Freundſchaft wieder herzuſtellen, die zwiſchen
mir und ihm ſo lange Zeit, und bis auf den trau-
rigen Augenblick unverbruͤchlich gepflogen worden
iſt. Sie machen Sich durch dieſe guͤtige Vermit-
telung zwo Familien auf einmal verbindlich, und
ich ins beſondre werde Gelegenheit ſuchen, Jhnen
in der That zu zeigen, daß ich mit der groͤßten Er-
kenntlichkeit ſey,
Hochgeehrter Herr Stadtrichter,
Jhr
ergebenſter Diener.
‒ ‒ ‒ ‒ ‒
N. S. Jch habe vorige Woche von den Ge-
bruͤdern N. N. einen Wechſel auf fuͤnfhundert
Thaler an Zahlungsſtatt annehmen muͤſſen, wel-
chen Sie ausgeſtellt haben, und der auf kuͤnftige
Meſſe gefaͤllig iſt. Es iſt mir bekannt, daß Jhre
Umſtaͤnde Sie gegenwaͤrtig ſchlechterdings hindern,
Zahlung zu leiſten. Jch verlange auf keinerley
Art Jhnen beſchwerlich zu fallen. Melden Sie
mir Jhre Gedanken in ein paar Zeilen, oder noch
beſſer, erzeigen Sie mir dieſen Abend die Ehre,
und ſpeiſen Sie mit mir in meinem Garten. Wir
ſind ganz allein. Muͤndlich von allem ein mehrers.
„Da, wie ich oben erinnert habe, die Kunſt
„zu beſtechen eine Kunſt iſt, ſich der herrſchen-
„den
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