te. Vielleicht hatte die Hoffnung, meinem Vater mit der Zeit in seinem Amte zu folgen, oder sonst eine stärkere Kundschaft in seiner Praxis durch mich zu erlangen, mehr Antheil an seiner Zärtlich- keit, als meine Person. Er schrieb an mich:
Mademoiselle,
"Denenselben vermelde in höchster Eil, daß ich "nach reifer der Sachen Ueberlegung und ein- "geholtem Rath von meinen Freunden ernstlich ge- "meynet bin, mich zu verändern, und nach nun- "mehro erfolgtem Absterben meiner seligen Frau "Mutter meine Wirthschaft selbst anzufangen. "Die Kürze der Zeit, und meine dringenden Ver- "richtungen hindern mich, Jhnen umständlichere "Anzeige zu thun, wie viel ansehnliche Gelegenhei- "ten mir in hiesiger Gegend, mich zu verheirathen, "angebothen worden. Wann aber ich das Ver- "gnügen gehabt, bey dem unlängst vor Jhres "Herrn Vaters Amtsgerichten abgewarteten Ter- "mine in Sachen George Frühauffen, contra "Casper Baldigen, in puncto den Gemeinebröm- "mer betrl. Dieselben kennen zu lernen, und ich ei- "ne besondre Zuneigung gegen Sie bey mir ver- "merkt; Als habe mir die Freyheit nehmen wollen, "Dieselben meiner billigen, und in göttlichen und "weltlichen Rechten gegründeten Absichten zu "benachrichtigen, mit angehengtem Suchen, Sie
"wollen
Satyriſche Briefe.
te. Vielleicht hatte die Hoffnung, meinem Vater mit der Zeit in ſeinem Amte zu folgen, oder ſonſt eine ſtaͤrkere Kundſchaft in ſeiner Praxis durch mich zu erlangen, mehr Antheil an ſeiner Zaͤrtlich- keit, als meine Perſon. Er ſchrieb an mich:
Mademoiſelle,
„Denenſelben vermelde in hoͤchſter Eil, daß ich „nach reifer der Sachen Ueberlegung und ein- „geholtem Rath von meinen Freunden ernſtlich ge- „meynet bin, mich zu veraͤndern, und nach nun- „mehro erfolgtem Abſterben meiner ſeligen Frau „Mutter meine Wirthſchaft ſelbſt anzufangen. „Die Kuͤrze der Zeit, und meine dringenden Ver- „richtungen hindern mich, Jhnen umſtaͤndlichere „Anzeige zu thun, wie viel anſehnliche Gelegenhei- „ten mir in hieſiger Gegend, mich zu verheirathen, „angebothen worden. Wann aber ich das Ver- „gnuͤgen gehabt, bey dem unlaͤngſt vor Jhres „Herrn Vaters Amtsgerichten abgewarteten Ter- „mine in Sachen George Fruͤhauffen, contra „Caſper Baldigen, in puncto den Gemeinebroͤm- „mer betrl. Dieſelben kennen zu lernen, und ich ei- „ne beſondre Zuneigung gegen Sie bey mir ver- „merkt; Als habe mir die Freyheit nehmen wollen, „Dieſelben meiner billigen, und in goͤttlichen und „weltlichen Rechten gegruͤndeten Abſichten zu „benachrichtigen, mit angehengtem Suchen, Sie
„wollen
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Satyriſche Briefe.
te. Vielleicht hatte die Hoffnung, meinem Vater
mit der Zeit in ſeinem Amte zu folgen, oder ſonſt
eine ſtaͤrkere Kundſchaft in ſeiner Praxis durch
mich zu erlangen, mehr Antheil an ſeiner Zaͤrtlich-
keit, als meine Perſon. Er ſchrieb an mich:
Mademoiſelle,
„Denenſelben vermelde in hoͤchſter Eil, daß ich
„nach reifer der Sachen Ueberlegung und ein-
„geholtem Rath von meinen Freunden ernſtlich ge-
„meynet bin, mich zu veraͤndern, und nach nun-
„mehro erfolgtem Abſterben meiner ſeligen Frau
„Mutter meine Wirthſchaft ſelbſt anzufangen.
„Die Kuͤrze der Zeit, und meine dringenden Ver-
„richtungen hindern mich, Jhnen umſtaͤndlichere
„Anzeige zu thun, wie viel anſehnliche Gelegenhei-
„ten mir in hieſiger Gegend, mich zu verheirathen,
„angebothen worden. Wann aber ich das Ver-
„gnuͤgen gehabt, bey dem unlaͤngſt vor Jhres
„Herrn Vaters Amtsgerichten abgewarteten Ter-
„mine in Sachen George Fruͤhauffen, contra
„Caſper Baldigen, in puncto den Gemeinebroͤm-
„mer betrl. Dieſelben kennen zu lernen, und ich ei-
„ne beſondre Zuneigung gegen Sie bey mir ver-
„merkt; Als habe mir die Freyheit nehmen wollen,
„Dieſelben meiner billigen, und in goͤttlichen und
„weltlichen Rechten gegruͤndeten Abſichten zu
„benachrichtigen, mit angehengtem Suchen, Sie
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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung03_1752/240>, abgerufen am 23.11.2024.
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