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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752.

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Satyrische Briefe.
"davor ekelte? Der Himmel erwecke Jhnen doch
"bald wieder einen Officier, der sich überwinden
"kann, den traurigen Rest Jhrer Schönheit zu
"bewundern. Ein guter dauerhafter Lieutenant
"wird das beste Recept wider Jhre Krankheit seyn.
"Kömmt dieser nicht, so rathe ich Jhnen, nehmen
"Sie den ersten den besten Musketier. Es hilft
"gewiß, oder ich muß mein Handwerk gar nicht
"verstehn. Nicht wahr das ist die beste Kur? Le-
"ben Sie wohl, und helfen Sie Sich so gut, als
"Sie können. Alles was ich thun kann, ist die-
"ses, daß ich sage, ich sey,

Mademoiselle,
[Spaltenumbruch] vom Hause,
am 8. Januar
1749.
[Spaltenumbruch] Jhr Diener.

Gewiß, mein Herr, das war zu arg! Es
stund ihm frey, mich nicht zu lieben; aber dazu
hatte er kein Recht, mich auf eine so plumpe Art
zu beleidigen, und mir Vorwürfe zu machen, die
man der geringsten Weibsperson zu sagen sich
schämen muß. Allein, was wollte ich anfangen?
Es war noch eine sehr große Barmherzigkeit von
ihm, daß er meine Schande nicht in der Stadt
ausbreitete, sondern mir seine Grobheiten nur ins
Ohr sagte. Dieser unerwartete Zufall war mir
so schrecklich, daß meine Krankheit anfieng, gefähr-
lich zu werden, und ich war genöthiget, einige Mo-

nate

Satyriſche Briefe.
„davor ekelte? Der Himmel erwecke Jhnen doch
„bald wieder einen Officier, der ſich uͤberwinden
„kann, den traurigen Reſt Jhrer Schoͤnheit zu
„bewundern. Ein guter dauerhafter Lieutenant
„wird das beſte Recept wider Jhre Krankheit ſeyn.
„Koͤmmt dieſer nicht, ſo rathe ich Jhnen, nehmen
„Sie den erſten den beſten Muſketier. Es hilft
„gewiß, oder ich muß mein Handwerk gar nicht
„verſtehn. Nicht wahr das iſt die beſte Kur? Le-
„ben Sie wohl, und helfen Sie Sich ſo gut, als
„Sie koͤnnen. Alles was ich thun kann, iſt die-
„ſes, daß ich ſage, ich ſey,

Mademoiſelle,
[Spaltenumbruch] vom Hauſe,
am 8. Januar
1749.
[Spaltenumbruch] Jhr Diener.

Gewiß, mein Herr, das war zu arg! Es
ſtund ihm frey, mich nicht zu lieben; aber dazu
hatte er kein Recht, mich auf eine ſo plumpe Art
zu beleidigen, und mir Vorwuͤrfe zu machen, die
man der geringſten Weibsperſon zu ſagen ſich
ſchaͤmen muß. Allein, was wollte ich anfangen?
Es war noch eine ſehr große Barmherzigkeit von
ihm, daß er meine Schande nicht in der Stadt
ausbreitete, ſondern mir ſeine Grobheiten nur ins
Ohr ſagte. Dieſer unerwartete Zufall war mir
ſo ſchrecklich, daß meine Krankheit anfieng, gefaͤhr-
lich zu werden, und ich war genoͤthiget, einige Mo-

nate
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[239/0267] Satyriſche Briefe. „davor ekelte? Der Himmel erwecke Jhnen doch „bald wieder einen Officier, der ſich uͤberwinden „kann, den traurigen Reſt Jhrer Schoͤnheit zu „bewundern. Ein guter dauerhafter Lieutenant „wird das beſte Recept wider Jhre Krankheit ſeyn. „Koͤmmt dieſer nicht, ſo rathe ich Jhnen, nehmen „Sie den erſten den beſten Muſketier. Es hilft „gewiß, oder ich muß mein Handwerk gar nicht „verſtehn. Nicht wahr das iſt die beſte Kur? Le- „ben Sie wohl, und helfen Sie Sich ſo gut, als „Sie koͤnnen. Alles was ich thun kann, iſt die- „ſes, daß ich ſage, ich ſey, Mademoiſelle, vom Hauſe, am 8. Januar 1749. Jhr Diener. Gewiß, mein Herr, das war zu arg! Es ſtund ihm frey, mich nicht zu lieben; aber dazu hatte er kein Recht, mich auf eine ſo plumpe Art zu beleidigen, und mir Vorwuͤrfe zu machen, die man der geringſten Weibsperſon zu ſagen ſich ſchaͤmen muß. Allein, was wollte ich anfangen? Es war noch eine ſehr große Barmherzigkeit von ihm, daß er meine Schande nicht in der Stadt ausbreitete, ſondern mir ſeine Grobheiten nur ins Ohr ſagte. Dieſer unerwartete Zufall war mir ſo ſchrecklich, daß meine Krankheit anfieng, gefaͤhr- lich zu werden, und ich war genoͤthiget, einige Mo- nate

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung03_1752/267>, abgerufen am 25.11.2024.