[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752.Satyrische Briefe. "ben, ich mein Glück, und meine Hoffnung auf-"geopfert habe. Fürchten Sie Sich vor der Ver- "zweiflung eines beleidigten Frauenzimmers. "Noch itzt redet meine Liebe für Sie; bald aber "wird sie müde seyn, es zu thun. Wenn ich be- "trogen werden soll, so ruhe ich nicht, bis sie ganz "unglücklich sind. Hier haben Sie Liebe und Ra- "che. Wählen Sie Sich! Jch gebe Jhnen vier "Wochen Zeit, länger nicht. Bedenken Sie "Jhr eignes Wohl. Jch bin, Mein Herr, [Spaltenumbruch] - - - - am 27. des Christmonats 1750. [Spaltenumbruch] Jhre Dienerinn, F - - - Hätte ich wohl vor fünf Jahren glauben kön- kom-
Satyriſche Briefe. „ben, ich mein Gluͤck, und meine Hoffnung auf-„geopfert habe. Fuͤrchten Sie Sich vor der Ver- „zweiflung eines beleidigten Frauenzimmers. „Noch itzt redet meine Liebe fuͤr Sie; bald aber „wird ſie muͤde ſeyn, es zu thun. Wenn ich be- „trogen werden ſoll, ſo ruhe ich nicht, bis ſie ganz „ungluͤcklich ſind. Hier haben Sie Liebe und Ra- „che. Waͤhlen Sie Sich! Jch gebe Jhnen vier „Wochen Zeit, laͤnger nicht. Bedenken Sie „Jhr eignes Wohl. Jch bin, Mein Herr, [Spaltenumbruch] ‒ ‒ ‒ ‒ am 27. des Chriſtmonats 1750. [Spaltenumbruch] Jhre Dienerinn, F ‒ ‒ ‒ Haͤtte ich wohl vor fuͤnf Jahren glauben koͤn- kom-
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Satyriſche Briefe.
„ben, ich mein Gluͤck, und meine Hoffnung auf-
„geopfert habe. Fuͤrchten Sie Sich vor der Ver-
„zweiflung eines beleidigten Frauenzimmers.
„Noch itzt redet meine Liebe fuͤr Sie; bald aber
„wird ſie muͤde ſeyn, es zu thun. Wenn ich be-
„trogen werden ſoll, ſo ruhe ich nicht, bis ſie ganz
„ungluͤcklich ſind. Hier haben Sie Liebe und Ra-
„che. Waͤhlen Sie Sich! Jch gebe Jhnen vier
„Wochen Zeit, laͤnger nicht. Bedenken Sie
„Jhr eignes Wohl. Jch bin,
Mein Herr,
‒ ‒ ‒ ‒
am 27. des Chriſtmonats
1750.
Jhre Dienerinn,
F ‒ ‒ ‒
Haͤtte ich wohl vor fuͤnf Jahren glauben koͤn-
nen, daß ich in ſo traurige Umſtaͤnde kommen
wuͤrde, einen Mann mir mit Feuer und Schwerdt
zu ertrotzen, und die Obrigkeit um Huͤlfe anzu-
flehn, daß ſie einen Wuͤrzkraͤmer in R ‒ ‒ zwin-
gen moͤchte, mich zur Frau zu nehmen? Es war
mein Ernſt zwar nicht, die Sache ſo weit zu treiben,
und ich wuͤrde vielleicht wenig ausgerichtet haben;
aber es war ſchon ſchlimm genug, daß ich mich ſo
grimmig anſtellen mußte, einen Mann zu ſchre-
cken, den ich ſonſt ſo veraͤchtlich von mir gewie-
ſen hatte. Jch hoffte, er wuͤrde aus Furcht vor
einem Proceſſe mit Sacke und Packe angezogen
kom-
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