Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752.

Bild:
<< vorherige Seite
Satyrische Briefe.
Hochwohlgebohrner Herr,
Gnädiger Herr,

Ew. Excellenz gnädigst mir ertheiltem Befehle un-
terthänigst nachzuleben, habe ich mir Mühe
gegeben, alle diejenigen subjecta quovis modo
zu sondiren, von denen ich geglaubt, daß sie der
hohen Gnade nicht ganz unwürdig wären,
welche Ew. Hochwohlgebohrne Excellenz, als ein
wahrer Mäcenat, und Beschützer der schönen Kün-
ste und Wissenschaften, so großmüthig zu offeri-
r
en geruht haben. Es fehlt nicht an Leuten, wel-
che conditiones suchen, aber es ist zu beklagen,
daß heut zu Tage junge Leute zu zeitig vornehm
seyn, und sich nicht gefallen lassen wollen, durch
einen kleinen Anfang den gewissen Grund zu ihrem
größern Glücke zu legen. Die wenigen Wissen-
schaften so sie etwan besitzen, machen sie so stolz, daß
sie unverschämt genug sind, für ihre kleinen Bemü-
hungen, die doch in weiter nichts bestehen, als
Kinder zu informiren, so viel zu fordern, daß man
dafür gar reichlich drey Bediente in Livrey halten
könnte. Jch habe einen jungen Mensch bey mir
gehabt, welcher in der That alle diejenigen Fä-

higkei-
Satyriſche Briefe.
Hochwohlgebohrner Herr,
Gnaͤdiger Herr,

Ew. Excellenz gnaͤdigſt mir ertheiltem Befehle un-
terthaͤnigſt nachzuleben, habe ich mir Muͤhe
gegeben, alle diejenigen ſubjecta quovis modo
zu ſondiren, von denen ich geglaubt, daß ſie der
hohen Gnade nicht ganz unwuͤrdig waͤren,
welche Ew. Hochwohlgebohrne Excellenz, als ein
wahrer Maͤcenat, und Beſchuͤtzer der ſchoͤnen Kuͤn-
ſte und Wiſſenſchaften, ſo großmuͤthig zu offeri-
r
en geruht haben. Es fehlt nicht an Leuten, wel-
che conditiones ſuchen, aber es iſt zu beklagen,
daß heut zu Tage junge Leute zu zeitig vornehm
ſeyn, und ſich nicht gefallen laſſen wollen, durch
einen kleinen Anfang den gewiſſen Grund zu ihrem
groͤßern Gluͤcke zu legen. Die wenigen Wiſſen-
ſchaften ſo ſie etwan beſitzen, machen ſie ſo ſtolz, daß
ſie unverſchaͤmt genug ſind, fuͤr ihre kleinen Bemuͤ-
hungen, die doch in weiter nichts beſtehen, als
Kinder zu informiren, ſo viel zu fordern, daß man
dafuͤr gar reichlich drey Bediente in Livrey halten
koͤnnte. Jch habe einen jungen Menſch bey mir
gehabt, welcher in der That alle diejenigen Faͤ-

higkei-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <floatingText>
          <body>
            <pb facs="#f0041" n="13"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Satyri&#x017F;che Briefe.</hi> </fw><lb/>
            <div type="letter">
              <salute> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#fr">Hochwohlgebohrner Herr,<lb/>
Gna&#x0364;diger Herr,</hi> </hi> </salute><lb/>
              <p><hi rendition="#in">E</hi>w. Excellenz gna&#x0364;dig&#x017F;t mir ertheiltem Befehle un-<lb/>
tertha&#x0364;nig&#x017F;t nachzuleben, habe ich mir Mu&#x0364;he<lb/>
gegeben, alle diejenigen <hi rendition="#aq">&#x017F;ubjecta quovis modo</hi><lb/>
zu <hi rendition="#aq">&#x017F;ondir</hi>en, von denen ich geglaubt, daß &#x017F;ie der<lb/>
hohen Gnade nicht ganz unwu&#x0364;rdig wa&#x0364;ren,<lb/>
welche Ew. Hochwohlgebohrne Excellenz, als ein<lb/>
wahrer Ma&#x0364;cenat, und Be&#x017F;chu&#x0364;tzer der &#x017F;cho&#x0364;nen Ku&#x0364;n-<lb/>
&#x017F;te und Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften, &#x017F;o großmu&#x0364;thig zu <hi rendition="#aq">offeri-<lb/>
r</hi>en geruht haben. Es fehlt nicht an Leuten, wel-<lb/>
che <hi rendition="#aq">conditiones</hi> &#x017F;uchen, aber es i&#x017F;t zu beklagen,<lb/>
daß heut zu Tage junge Leute zu zeitig vornehm<lb/>
&#x017F;eyn, und &#x017F;ich nicht gefallen la&#x017F;&#x017F;en wollen, durch<lb/>
einen kleinen Anfang den gewi&#x017F;&#x017F;en Grund zu ihrem<lb/>
gro&#x0364;ßern Glu&#x0364;cke zu legen. Die wenigen Wi&#x017F;&#x017F;en-<lb/>
&#x017F;chaften &#x017F;o &#x017F;ie etwan be&#x017F;itzen, machen &#x017F;ie &#x017F;o &#x017F;tolz, daß<lb/>
&#x017F;ie unver&#x017F;cha&#x0364;mt genug &#x017F;ind, fu&#x0364;r ihre kleinen Bemu&#x0364;-<lb/>
hungen, die doch in weiter nichts be&#x017F;tehen, als<lb/>
Kinder zu informiren, &#x017F;o viel zu fordern, daß man<lb/>
dafu&#x0364;r gar reichlich drey Bediente in Livrey halten<lb/>
ko&#x0364;nnte. Jch habe einen jungen Men&#x017F;ch bey mir<lb/>
gehabt, welcher in der That alle diejenigen Fa&#x0364;-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">higkei-</fw><lb/></p>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[13/0041] Satyriſche Briefe. Hochwohlgebohrner Herr, Gnaͤdiger Herr, Ew. Excellenz gnaͤdigſt mir ertheiltem Befehle un- terthaͤnigſt nachzuleben, habe ich mir Muͤhe gegeben, alle diejenigen ſubjecta quovis modo zu ſondiren, von denen ich geglaubt, daß ſie der hohen Gnade nicht ganz unwuͤrdig waͤren, welche Ew. Hochwohlgebohrne Excellenz, als ein wahrer Maͤcenat, und Beſchuͤtzer der ſchoͤnen Kuͤn- ſte und Wiſſenſchaften, ſo großmuͤthig zu offeri- ren geruht haben. Es fehlt nicht an Leuten, wel- che conditiones ſuchen, aber es iſt zu beklagen, daß heut zu Tage junge Leute zu zeitig vornehm ſeyn, und ſich nicht gefallen laſſen wollen, durch einen kleinen Anfang den gewiſſen Grund zu ihrem groͤßern Gluͤcke zu legen. Die wenigen Wiſſen- ſchaften ſo ſie etwan beſitzen, machen ſie ſo ſtolz, daß ſie unverſchaͤmt genug ſind, fuͤr ihre kleinen Bemuͤ- hungen, die doch in weiter nichts beſtehen, als Kinder zu informiren, ſo viel zu fordern, daß man dafuͤr gar reichlich drey Bediente in Livrey halten koͤnnte. Jch habe einen jungen Menſch bey mir gehabt, welcher in der That alle diejenigen Faͤ- higkei-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung03_1752
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung03_1752/41
Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung03_1752/41>, abgerufen am 23.11.2024.