Urtheilen Sie selbst, wie groß mein Verlangen seyn muß, adlich zu werden, da mich nicht einmal Jhr Brief hat beleidigen können, so grob und pöbelmäßig er auch abgefaßt ist. Jch verzei- he Jhnen diese Kleinigkeiten, um bey meinen großen Absichten desto glücklicher zu seyn. Da ich schon so lange vergebens auf einen dergleichen ernsthaften Antrag gewartet habe: so greife ich itzt mit beiden Händen zu, ohne auf Jhre Person zu sehn, die zu einem Manne, und wozu ich Sie brauchen will, gut genug, im übrigen aber ganz unerträglich ist. Nehme ich die hohe und unver- schämte Mine aus, die Sie haben: so finde ich gar nichts, was Sie von den Livreybedienten unterscheiden könnte. Selbst in den prächtigsten Kleidern behalten Sie den Anstand eines Kutschers, und Sie haben nöthig, allen Leuten, wie Sie es in dem Briefe an mich gethan, sehr umständlich zu sagen, wie sorgfältig Jhre Aeltern sich gehütet, ihr adliches Blut mit keinem Bürgerblute zu be- flecken; sonst würde, wenn man dieses nicht weiß, Jhre selige Frau Mutter in einen Verdacht kom- men, der ihr weniger Ehre machte, als ihrem Vorreiter. Jhre Aufführung, Gnädiger Herr, mag vielleicht zu manchen Zeiten der Antichamber Ehre machen, wie Sie mich versichern; ausserdem
aber
Satyriſche Briefe.
Antwort von einem andern Jnhalte.
Gnaͤdiger Herr,
Urtheilen Sie ſelbſt, wie groß mein Verlangen ſeyn muß, adlich zu werden, da mich nicht einmal Jhr Brief hat beleidigen koͤnnen, ſo grob und poͤbelmaͤßig er auch abgefaßt iſt. Jch verzei- he Jhnen dieſe Kleinigkeiten, um bey meinen großen Abſichten deſto gluͤcklicher zu ſeyn. Da ich ſchon ſo lange vergebens auf einen dergleichen ernſthaften Antrag gewartet habe: ſo greife ich itzt mit beiden Haͤnden zu, ohne auf Jhre Perſon zu ſehn, die zu einem Manne, und wozu ich Sie brauchen will, gut genug, im uͤbrigen aber ganz unertraͤglich iſt. Nehme ich die hohe und unver- ſchaͤmte Mine aus, die Sie haben: ſo finde ich gar nichts, was Sie von den Livreybedienten unterſcheiden koͤnnte. Selbſt in den praͤchtigſten Kleidern behalten Sie den Anſtand eines Kutſchers, und Sie haben noͤthig, allen Leuten, wie Sie es in dem Briefe an mich gethan, ſehr umſtaͤndlich zu ſagen, wie ſorgfaͤltig Jhre Aeltern ſich gehuͤtet, ihr adliches Blut mit keinem Buͤrgerblute zu be- flecken; ſonſt wuͤrde, wenn man dieſes nicht weiß, Jhre ſelige Frau Mutter in einen Verdacht kom- men, der ihr weniger Ehre machte, als ihrem Vorreiter. Jhre Auffuͤhrung, Gnaͤdiger Herr, mag vielleicht zu manchen Zeiten der Antichamber Ehre machen, wie Sie mich verſichern; auſſerdem
aber
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Satyriſche Briefe.
Antwort von einem andern Jnhalte.
Gnaͤdiger Herr,
Urtheilen Sie ſelbſt, wie groß mein Verlangen
ſeyn muß, adlich zu werden, da mich nicht
einmal Jhr Brief hat beleidigen koͤnnen, ſo grob
und poͤbelmaͤßig er auch abgefaßt iſt. Jch verzei-
he Jhnen dieſe Kleinigkeiten, um bey meinen
großen Abſichten deſto gluͤcklicher zu ſeyn. Da
ich ſchon ſo lange vergebens auf einen dergleichen
ernſthaften Antrag gewartet habe: ſo greife ich itzt
mit beiden Haͤnden zu, ohne auf Jhre Perſon zu
ſehn, die zu einem Manne, und wozu ich Sie
brauchen will, gut genug, im uͤbrigen aber ganz
unertraͤglich iſt. Nehme ich die hohe und unver-
ſchaͤmte Mine aus, die Sie haben: ſo finde ich
gar nichts, was Sie von den Livreybedienten
unterſcheiden koͤnnte. Selbſt in den praͤchtigſten
Kleidern behalten Sie den Anſtand eines Kutſchers,
und Sie haben noͤthig, allen Leuten, wie Sie es
in dem Briefe an mich gethan, ſehr umſtaͤndlich
zu ſagen, wie ſorgfaͤltig Jhre Aeltern ſich gehuͤtet,
ihr adliches Blut mit keinem Buͤrgerblute zu be-
flecken; ſonſt wuͤrde, wenn man dieſes nicht weiß,
Jhre ſelige Frau Mutter in einen Verdacht kom-
men, der ihr weniger Ehre machte, als ihrem
Vorreiter. Jhre Auffuͤhrung, Gnaͤdiger Herr,
mag vielleicht zu manchen Zeiten der Antichamber
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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752, S. 384. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung03_1752/412>, abgerufen am 23.11.2024.
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