Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752.

Bild:
<< vorherige Seite
Satyrische Briefe.
so geschickt anrichten kann. Er will 50 Thaler,
und alle Fuchsbälge. Fängt auch Hamster.
8.) N. N. ist kurz, untersetzt, und im Durch-
schnitte wenigstens zwey und eine halbe Elle stark,
welches er dem fetten Biere zu danken hat. Als
er bey mir war, konnte ich nicht erfahren, ob er
etwas gelernt hatte, weil er ein wenig taumelte,
doch habe ich viele schöne testimonia von ihm ge-
sehen, die er von Schulen mit gebracht. Jch
glaube, wenn er als Hofmeister nicht sonderlich zu
brauchen ist, so wird er doch alsdann sehr gut seyn,
wenn Ew. Excellenz Gäste haben. Denn ob er
gleich nur ein schlechter Bürger ist, so säuft er doch
Trotz manchem Cavalier. Er ist mit 50 Gulden
zufrieden, wenn er einen Ducaten für ieden Rausch
bekömmt, den er sich trinkt, so oft er die hon-
neurs
vom Hause macht.
9.) N. N. ein guter, stiller, ehrlicher Mensch.
Jch habe ihn zwo Stunden bey mir gehabt, aber auf
alle meine Fragen keine Antwort erhalten können,
als: O ja! Hochedler Patron! Jch glaube,
daß er grundgelehrt ist, weil er gar keine Condui-
te hat. Ew. Excellenz werden mit ihm anfangen
können, was Sie wollen, und er wird sich alles ge-
fallen lassen. Jch fragte, was er zur Besoldung
haben wollte; aber er bückte sich sehr tief, und sag-
te: Wie sie befehlen, Hochedler Patron! NB.
Trägt keine Manschetten.
10.) N.
Satyriſche Briefe.
ſo geſchickt anrichten kann. Er will 50 Thaler,
und alle Fuchsbaͤlge. Faͤngt auch Hamſter.
8.) N. N. iſt kurz, unterſetzt, und im Durch-
ſchnitte wenigſtens zwey und eine halbe Elle ſtark,
welches er dem fetten Biere zu danken hat. Als
er bey mir war, konnte ich nicht erfahren, ob er
etwas gelernt hatte, weil er ein wenig taumelte,
doch habe ich viele ſchoͤne teſtimonia von ihm ge-
ſehen, die er von Schulen mit gebracht. Jch
glaube, wenn er als Hofmeiſter nicht ſonderlich zu
brauchen iſt, ſo wird er doch alsdann ſehr gut ſeyn,
wenn Ew. Excellenz Gaͤſte haben. Denn ob er
gleich nur ein ſchlechter Buͤrger iſt, ſo ſaͤuft er doch
Trotz manchem Cavalier. Er iſt mit 50 Gulden
zufrieden, wenn er einen Ducaten fuͤr ieden Rauſch
bekoͤmmt, den er ſich trinkt, ſo oft er die hon-
neurs
vom Hauſe macht.
9.) N. N. ein guter, ſtiller, ehrlicher Menſch.
Jch habe ihn zwo Stunden bey mir gehabt, aber auf
alle meine Fragen keine Antwort erhalten koͤnnen,
als: O ja! Hochedler Patron! Jch glaube,
daß er grundgelehrt iſt, weil er gar keine Condui-
te hat. Ew. Excellenz werden mit ihm anfangen
koͤnnen, was Sie wollen, und er wird ſich alles ge-
fallen laſſen. Jch fragte, was er zur Beſoldung
haben wollte; aber er buͤckte ſich ſehr tief, und ſag-
te: Wie ſie befehlen, Hochedler Patron! NB.
Traͤgt keine Manſchetten.
10.) N.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <floatingText>
          <body>
            <div>
              <list>
                <item><pb facs="#f0050" n="22"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Satyri&#x017F;che Briefe.</hi></fw><lb/>
&#x017F;o ge&#x017F;chickt anrichten kann. Er will 50 Thaler,<lb/>
und alle Fuchsba&#x0364;lge. Fa&#x0364;ngt auch Ham&#x017F;ter.</item><lb/>
                <item>8.) N. N. i&#x017F;t kurz, unter&#x017F;etzt, und im Durch-<lb/>
&#x017F;chnitte wenig&#x017F;tens zwey und eine halbe Elle &#x017F;tark,<lb/>
welches er dem fetten Biere zu danken hat. Als<lb/>
er bey mir war, konnte ich nicht erfahren, ob er<lb/>
etwas gelernt hatte, weil er ein wenig taumelte,<lb/>
doch habe ich viele &#x017F;cho&#x0364;ne <hi rendition="#aq">te&#x017F;timonia</hi> von ihm ge-<lb/>
&#x017F;ehen, die er von Schulen mit gebracht. Jch<lb/>
glaube, wenn er als Hofmei&#x017F;ter nicht &#x017F;onderlich zu<lb/>
brauchen i&#x017F;t, &#x017F;o wird er doch alsdann &#x017F;ehr gut &#x017F;eyn,<lb/>
wenn Ew. Excellenz Ga&#x0364;&#x017F;te haben. Denn ob er<lb/>
gleich nur ein &#x017F;chlechter Bu&#x0364;rger i&#x017F;t, &#x017F;o &#x017F;a&#x0364;uft er doch<lb/>
Trotz manchem Cavalier. Er i&#x017F;t mit 50 Gulden<lb/>
zufrieden, wenn er einen Ducaten fu&#x0364;r ieden Rau&#x017F;ch<lb/>
beko&#x0364;mmt, den er &#x017F;ich trinkt, &#x017F;o oft er die <hi rendition="#aq">hon-<lb/>
neurs</hi> vom Hau&#x017F;e macht.</item><lb/>
                <item>9.) N. N. ein guter, &#x017F;tiller, ehrlicher Men&#x017F;ch.<lb/>
Jch habe ihn zwo Stunden bey mir gehabt, aber auf<lb/>
alle meine Fragen keine Antwort erhalten ko&#x0364;nnen,<lb/>
als: <hi rendition="#fr">O ja! Hochedler Patron!</hi> Jch glaube,<lb/>
daß er grundgelehrt i&#x017F;t, weil er gar keine Condui-<lb/>
te hat. Ew. Excellenz werden mit ihm anfangen<lb/>
ko&#x0364;nnen, was Sie wollen, und er wird &#x017F;ich alles ge-<lb/>
fallen la&#x017F;&#x017F;en. Jch fragte, was er zur Be&#x017F;oldung<lb/>
haben wollte; aber er bu&#x0364;ckte &#x017F;ich &#x017F;ehr tief, und &#x017F;ag-<lb/>
te: <hi rendition="#fr">Wie &#x017F;ie befehlen, Hochedler Patron!</hi> <hi rendition="#aq">NB.</hi><lb/>
Tra&#x0364;gt keine Man&#x017F;chetten.</item>
              </list><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">10.) N.</fw><lb/>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[22/0050] Satyriſche Briefe. ſo geſchickt anrichten kann. Er will 50 Thaler, und alle Fuchsbaͤlge. Faͤngt auch Hamſter. 8.) N. N. iſt kurz, unterſetzt, und im Durch- ſchnitte wenigſtens zwey und eine halbe Elle ſtark, welches er dem fetten Biere zu danken hat. Als er bey mir war, konnte ich nicht erfahren, ob er etwas gelernt hatte, weil er ein wenig taumelte, doch habe ich viele ſchoͤne teſtimonia von ihm ge- ſehen, die er von Schulen mit gebracht. Jch glaube, wenn er als Hofmeiſter nicht ſonderlich zu brauchen iſt, ſo wird er doch alsdann ſehr gut ſeyn, wenn Ew. Excellenz Gaͤſte haben. Denn ob er gleich nur ein ſchlechter Buͤrger iſt, ſo ſaͤuft er doch Trotz manchem Cavalier. Er iſt mit 50 Gulden zufrieden, wenn er einen Ducaten fuͤr ieden Rauſch bekoͤmmt, den er ſich trinkt, ſo oft er die hon- neurs vom Hauſe macht. 9.) N. N. ein guter, ſtiller, ehrlicher Menſch. Jch habe ihn zwo Stunden bey mir gehabt, aber auf alle meine Fragen keine Antwort erhalten koͤnnen, als: O ja! Hochedler Patron! Jch glaube, daß er grundgelehrt iſt, weil er gar keine Condui- te hat. Ew. Excellenz werden mit ihm anfangen koͤnnen, was Sie wollen, und er wird ſich alles ge- fallen laſſen. Jch fragte, was er zur Beſoldung haben wollte; aber er buͤckte ſich ſehr tief, und ſag- te: Wie ſie befehlen, Hochedler Patron! NB. Traͤgt keine Manſchetten. 10.) N.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung03_1752
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung03_1752/50
Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung03_1752/50>, abgerufen am 30.04.2024.