"Ein sehr wichtiger Beweis von der Größe "und Stärke unsrer Religion ist gewiß "dieser, daß sie auch an denenjenigen Or- "ten gewaltig und fruchtbar ist, wo die geistlichen "Aemter zu ihrer Schande durch die Vorsorge sol- "cher Männer besetzt werden, welche kaum unver- "nünftiger seyn könnten, als sie sind, wenn sie "auch gar keine Religion hätten.
"Jch habe schon sonst Gelegenheit gehabt, mei- "ne Gedanken davon bekannt zu machen *. Da- "mit das Unsinnige desto besser in die Augen falle, "welches diejenigen begehn, die auf eine so unvor- "sichtige Art das wichtige Recht misbrauchen, "welches die Obrigkeit ihren vernünftigern Vor- "fahren gegönnt hat; und damit das Unanstän- "dige denen desto mehr in die Augen falle, welche, "ungeachtet ihrer ungesitteten Lebensart und pö- "belhaften Unwissenheit, unverschämt gnug sind, "die ewigen Wahrheiten eine Gemeine zu leh- "ren, die ihnen nicht einmal ihr Vieh zu hü- "ten anvertrauen würde: so habe ich die Zü- "ge in nachstehenden beiden Briefen ziemlich "stark und deutlich gemacht, und von einem ieden "dergleichen Charaktere einen Strich entlehnt, um
meine
* Siehe Antons Panßa von Mancha Abhandlung von dem Sprüchworte: Wem Gott ein Amt giebt, dem giebt er auch den Verstand, in der Sammlung vermischter Schriften zum Vergnügen des Verstandes und Witzes. II Th. 33 S.
C 3
Satyriſche Briefe.
„Ein ſehr wichtiger Beweis von der Groͤße „und Staͤrke unſrer Religion iſt gewiß „dieſer, daß ſie auch an denenjenigen Or- „ten gewaltig und fruchtbar iſt, wo die geiſtlichen „Aemter zu ihrer Schande durch die Vorſorge ſol- „cher Maͤnner beſetzt werden, welche kaum unver- „nuͤnftiger ſeyn koͤnnten, als ſie ſind, wenn ſie „auch gar keine Religion haͤtten.
„Jch habe ſchon ſonſt Gelegenheit gehabt, mei- „ne Gedanken davon bekannt zu machen *. Da- „mit das Unſinnige deſto beſſer in die Augen falle, „welches diejenigen begehn, die auf eine ſo unvor- „ſichtige Art das wichtige Recht misbrauchen, „welches die Obrigkeit ihren vernuͤnftigern Vor- „fahren gegoͤnnt hat; und damit das Unanſtaͤn- „dige denen deſto mehr in die Augen falle, welche, „ungeachtet ihrer ungeſitteten Lebensart und poͤ- „belhaften Unwiſſenheit, unverſchaͤmt gnug ſind, „die ewigen Wahrheiten eine Gemeine zu leh- „ren, die ihnen nicht einmal ihr Vieh zu huͤ- „ten anvertrauen wuͤrde: ſo habe ich die Zuͤ- „ge in nachſtehenden beiden Briefen ziemlich „ſtark und deutlich gemacht, und von einem ieden „dergleichen Charaktere einen Strich entlehnt, um
meine
* Siehe Antons Panßa von Mancha Abhandlung von dem Spruͤchworte: Wem Gott ein Amt giebt, dem giebt er auch den Verſtand, in der Sammlung vermiſchter Schriften zum Vergnuͤgen des Verſtandes und Witzes. II Th. 33 S.
C 3
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0065"n="37"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Satyriſche Briefe.</hi></fw><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><p>„<hirendition="#in">E</hi>in ſehr wichtiger Beweis von der Groͤße<lb/>„und Staͤrke unſrer Religion iſt gewiß<lb/>„dieſer, daß ſie auch an denenjenigen Or-<lb/>„ten gewaltig und fruchtbar iſt, wo die geiſtlichen<lb/>„Aemter zu ihrer Schande durch die Vorſorge ſol-<lb/>„cher Maͤnner beſetzt werden, welche kaum unver-<lb/>„nuͤnftiger ſeyn koͤnnten, als ſie ſind, wenn ſie<lb/>„auch gar keine Religion haͤtten.</p><lb/><p>„Jch habe ſchon ſonſt Gelegenheit gehabt, mei-<lb/>„ne Gedanken davon bekannt zu machen <noteplace="foot"n="*">Siehe Antons Panßa von Mancha Abhandlung von dem<lb/>
Spruͤchworte: <hirendition="#fr">Wem Gott ein Amt giebt, dem giebt er auch<lb/>
den Verſtand,</hi> in der Sammlung vermiſchter Schriften zum<lb/>
Vergnuͤgen des Verſtandes und Witzes. <hirendition="#aq">II</hi> Th. 33 S.</note>. Da-<lb/>„mit das Unſinnige deſto beſſer in die Augen falle,<lb/>„welches diejenigen begehn, die auf eine ſo unvor-<lb/>„ſichtige Art das wichtige Recht misbrauchen,<lb/>„welches die Obrigkeit ihren vernuͤnftigern Vor-<lb/>„fahren gegoͤnnt hat; und damit das Unanſtaͤn-<lb/>„dige denen deſto mehr in die Augen falle, welche,<lb/>„ungeachtet ihrer ungeſitteten Lebensart und poͤ-<lb/>„belhaften Unwiſſenheit, unverſchaͤmt gnug ſind,<lb/>„die ewigen Wahrheiten eine Gemeine zu leh-<lb/>„ren, die ihnen nicht einmal ihr Vieh zu huͤ-<lb/>„ten anvertrauen wuͤrde: ſo habe ich die Zuͤ-<lb/>„ge in nachſtehenden beiden Briefen ziemlich<lb/>„ſtark und deutlich gemacht, und von einem ieden<lb/>„dergleichen Charaktere einen Strich entlehnt, um<lb/><fwplace="bottom"type="sig">C 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">meine</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[37/0065]
Satyriſche Briefe.
„Ein ſehr wichtiger Beweis von der Groͤße
„und Staͤrke unſrer Religion iſt gewiß
„dieſer, daß ſie auch an denenjenigen Or-
„ten gewaltig und fruchtbar iſt, wo die geiſtlichen
„Aemter zu ihrer Schande durch die Vorſorge ſol-
„cher Maͤnner beſetzt werden, welche kaum unver-
„nuͤnftiger ſeyn koͤnnten, als ſie ſind, wenn ſie
„auch gar keine Religion haͤtten.
„Jch habe ſchon ſonſt Gelegenheit gehabt, mei-
„ne Gedanken davon bekannt zu machen *. Da-
„mit das Unſinnige deſto beſſer in die Augen falle,
„welches diejenigen begehn, die auf eine ſo unvor-
„ſichtige Art das wichtige Recht misbrauchen,
„welches die Obrigkeit ihren vernuͤnftigern Vor-
„fahren gegoͤnnt hat; und damit das Unanſtaͤn-
„dige denen deſto mehr in die Augen falle, welche,
„ungeachtet ihrer ungeſitteten Lebensart und poͤ-
„belhaften Unwiſſenheit, unverſchaͤmt gnug ſind,
„die ewigen Wahrheiten eine Gemeine zu leh-
„ren, die ihnen nicht einmal ihr Vieh zu huͤ-
„ten anvertrauen wuͤrde: ſo habe ich die Zuͤ-
„ge in nachſtehenden beiden Briefen ziemlich
„ſtark und deutlich gemacht, und von einem ieden
„dergleichen Charaktere einen Strich entlehnt, um
meine
* Siehe Antons Panßa von Mancha Abhandlung von dem
Spruͤchworte: Wem Gott ein Amt giebt, dem giebt er auch
den Verſtand, in der Sammlung vermiſchter Schriften zum
Vergnuͤgen des Verſtandes und Witzes. II Th. 33 S.
C 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung03_1752/65>, abgerufen am 17.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.