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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752.

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Vorbericht.
schönen Sinnbildern anmuthig, und
wenn sie endlich unter Mühe und Angst
sechs Bogen zusammen gepredigt haben:
so setzen sie darüber:
Hochedelgebohrner Herr,
Hochzuehrender Herr, und
vornehmer Gönner!

den Augenblick wird dieses gelehrte
Werk ein Brief!

Das ist das große Geheimniß, und
der wahre Kunstgriff, dessen sich ein ar-
beitsamer Deutscher bedienen kann,
wenn er ein gelehrter Briefsteller von
vier Quartbänden werden will. Durch
dieses vortreffliche Mittel getraue ich
mir aus allen Folianten meines Vater-
landes Briefe zu machen. Sollte die-
ses nicht ein Weg seyn, der asiatischen
Banise, welche bey Kennern und an-
dern ihren vorigen Werth verlohren
hat, zu ihrem alten Ansehn wieder zu

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Vorbericht.
ſchoͤnen Sinnbildern anmuthig, und
wenn ſie endlich unter Muͤhe und Angſt
ſechs Bogen zuſammen gepredigt haben:
ſo ſetzen ſie daruͤber:
Hochedelgebohrner Herr,
Hochzuehrender Herr, und
vornehmer Goͤnner!

den Augenblick wird dieſes gelehrte
Werk ein Brief!

Das iſt das große Geheimniß, und
der wahre Kunſtgriff, deſſen ſich ein ar-
beitſamer Deutſcher bedienen kann,
wenn er ein gelehrter Briefſteller von
vier Quartbaͤnden werden will. Durch
dieſes vortreffliche Mittel getraue ich
mir aus allen Folianten meines Vater-
landes Briefe zu machen. Sollte die-
ſes nicht ein Weg ſeyn, der aſiatiſchen
Baniſe, welche bey Kennern und an-
dern ihren vorigen Werth verlohren
hat, zu ihrem alten Anſehn wieder zu

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[0007] Vorbericht. ſchoͤnen Sinnbildern anmuthig, und wenn ſie endlich unter Muͤhe und Angſt ſechs Bogen zuſammen gepredigt haben: ſo ſetzen ſie daruͤber: Hochedelgebohrner Herr, Hochzuehrender Herr, und vornehmer Goͤnner! den Augenblick wird dieſes gelehrte Werk ein Brief! Das iſt das große Geheimniß, und der wahre Kunſtgriff, deſſen ſich ein ar- beitſamer Deutſcher bedienen kann, wenn er ein gelehrter Briefſteller von vier Quartbaͤnden werden will. Durch dieſes vortreffliche Mittel getraue ich mir aus allen Folianten meines Vater- landes Briefe zu machen. Sollte die- ſes nicht ein Weg ſeyn, der aſiatiſchen Baniſe, welche bey Kennern und an- dern ihren vorigen Werth verlohren hat, zu ihrem alten Anſehn wieder zu ver- * 4

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung03_1752/7>, abgerufen am 30.04.2024.