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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752.

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Satyrische Briefe.

CHRIA APHTHONIANA.
Wird um eine Rectoratstelle in einem kleinen
Städtchen gebeten.

Hochedelgebohrne Frau,
Hochzuehrende Frau Bürgermeisterinn,
Laus auto-
ris & di-
ctum.

Sokrates, die Zierde Griechenlandes, der Phö-
nix seiner Zeit, der Weise, welcher unter den
andern Weisen hervor leuchtete, gleichsam als der
Mond unter den kleinen Feuern, tanquam inter
ignes luna minores,
Sokrates, sage ich, den
Hochedelgebohrne Frau, Xantippe selbst nicht von
seiner philosophischen Höhe herunter zanken konnte;
dieser hat sehr wohl und gelehrt gesagt apud Xe-
nophontem, memor. Lib. IV. c. I.

Ai aristai dokousai einai phuseis, malista paideias
deontai,

zu deutsch also lautend:

Drum glaubet mir zu dieser Frist,
Daß die Natur, so schön sie ist,
Dennoch den Unterricht vermißt.
Paraphra-
sis.

Er wollte damit gleichsam andeuten, daß die
vortrefflichsten Gemüther der Jugend die meiste
Zucht nöthig hätten, oder, wie es nach dem eigent-
lichen Verstande unsers Grundtextes lauten möch-

te,
Satyriſche Briefe.

CHRIA APHTHONIANA.
Wird um eine Rectoratſtelle in einem kleinen
Staͤdtchen gebeten.

Hochedelgebohrne Frau,
Hochzuehrende Frau Buͤrgermeiſterinn,
Laus auto-
ris & di-
ctum.

Sokrates, die Zierde Griechenlandes, der Phoͤ-
nix ſeiner Zeit, der Weiſe, welcher unter den
andern Weiſen hervor leuchtete, gleichſam als der
Mond unter den kleinen Feuern, tanquam inter
ignes luna minores,
Sokrates, ſage ich, den
Hochedelgebohrne Frau, Xantippe ſelbſt nicht von
ſeiner philoſophiſchen Hoͤhe herunter zanken konnte;
dieſer hat ſehr wohl und gelehrt geſagt apud Xe-
nophontem, memor. Lib. IV. c. I.

Αἱ ἀρισται δοκουσαι εἰναι φυσεις, μαλιστα παιδειας
δεονται,

zu deutſch alſo lautend:

Drum glaubet mir zu dieſer Friſt,
Daß die Natur, ſo ſchoͤn ſie iſt,
Dennoch den Unterricht vermißt.
Paraphra-
ſis.

Er wollte damit gleichſam andeuten, daß die
vortrefflichſten Gemuͤther der Jugend die meiſte
Zucht noͤthig haͤtten, oder, wie es nach dem eigent-
lichen Verſtande unſers Grundtextes lauten moͤch-

te,
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[52/0080] Satyriſche Briefe. CHRIA APHTHONIANA. Wird um eine Rectoratſtelle in einem kleinen Staͤdtchen gebeten. Hochedelgebohrne Frau, Hochzuehrende Frau Buͤrgermeiſterinn, Sokrates, die Zierde Griechenlandes, der Phoͤ- nix ſeiner Zeit, der Weiſe, welcher unter den andern Weiſen hervor leuchtete, gleichſam als der Mond unter den kleinen Feuern, tanquam inter ignes luna minores, Sokrates, ſage ich, den Hochedelgebohrne Frau, Xantippe ſelbſt nicht von ſeiner philoſophiſchen Hoͤhe herunter zanken konnte; dieſer hat ſehr wohl und gelehrt geſagt apud Xe- nophontem, memor. Lib. IV. c. I. Αἱ ἀρισται δοκουσαι εἰναι φυσεις, μαλιστα παιδειας δεονται, zu deutſch alſo lautend: Drum glaubet mir zu dieſer Friſt, Daß die Natur, ſo ſchoͤn ſie iſt, Dennoch den Unterricht vermißt. Er wollte damit gleichſam andeuten, daß die vortrefflichſten Gemuͤther der Jugend die meiſte Zucht noͤthig haͤtten, oder, wie es nach dem eigent- lichen Verſtande unſers Grundtextes lauten moͤch- te,

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung03_1752/80>, abgerufen am 27.11.2024.