als es uns der finstre Eigensinn einiger milzsüch- tigen Moralisten bereden will. Jch behalte mir vor, dieses in einer besondern Abhandlung zu thun, und freue mich, daß ich alsdenn mein menschen- freundliches Amt ausüben, und diejenigen, welche entweder durch traurige Vorurtheile eingenom- men, oder doch auf die Tugenden anderer Men- schen so aufmerksam nicht sind, als ich es bin; daß ich diese überführen kann, wie ängstlich unsere Nebenmenschen sich angelegen seyn lassen, in allen Ständen die große Pflicht zu erfüllen, welche mein Sprüchwort predigt.
Jtzo bitte ich mir nur die Erlaubniß aus, ei- nige Betrachtungen über die gewöhnlichsten Ursa- chen anzustellen, welche die Menschen bewegen, andern zu dienen.
Hiezu gehört mehr nicht, als eine nur mittel- mäßige Aufmerksamkeit auf die Handlungen, wel- che täglich um uns herum vorgehen; so wird man sehen, daß beynahe alle Dienstgefälligkeiten, wel- che ein Mensch dem andern leistet, vornehmlich in der Absicht geschehen, sich selbst einen noch grössern Dienst zu leisten. Eine Pflicht, die uns die Na- tur lehret! Der Philosoph erfindet neue Wahrhei- ten, lauter neue, wichtige Wahrheiten; aber seine Schüler und der Verleger müssen sie bezahlen. Der Advocat zankt sich und lästert für unsere ge- rechte oder ungerechte Sache; etwan nur aus Lie- be zu uns? Nein, er liquidirt. Umsonst töd-
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Ant. Panßa von Mancha Abh. ꝛc.
als es uns der finſtre Eigenſinn einiger milzſuͤch- tigen Moraliſten bereden will. Jch behalte mir vor, dieſes in einer beſondern Abhandlung zu thun, und freue mich, daß ich alsdenn mein menſchen- freundliches Amt ausuͤben, und diejenigen, welche entweder durch traurige Vorurtheile eingenom- men, oder doch auf die Tugenden anderer Men- ſchen ſo aufmerkſam nicht ſind, als ich es bin; daß ich dieſe uͤberfuͤhren kann, wie aͤngſtlich unſere Nebenmenſchen ſich angelegen ſeyn laſſen, in allen Staͤnden die große Pflicht zu erfuͤllen, welche mein Spruͤchwort predigt.
Jtzo bitte ich mir nur die Erlaubniß aus, ei- nige Betrachtungen uͤber die gewoͤhnlichſten Urſa- chen anzuſtellen, welche die Menſchen bewegen, andern zu dienen.
Hiezu gehoͤrt mehr nicht, als eine nur mittel- maͤßige Aufmerkſamkeit auf die Handlungen, wel- che taͤglich um uns herum vorgehen; ſo wird man ſehen, daß beynahe alle Dienſtgefaͤlligkeiten, wel- che ein Menſch dem andern leiſtet, vornehmlich in der Abſicht geſchehen, ſich ſelbſt einen noch groͤſſern Dienſt zu leiſten. Eine Pflicht, die uns die Na- tur lehret! Der Philoſoph erfindet neue Wahrhei- ten, lauter neue, wichtige Wahrheiten; aber ſeine Schuͤler und der Verleger muͤſſen ſie bezahlen. Der Advocat zankt ſich und laͤſtert fuͤr unſere ge- rechte oder ungerechte Sache; etwan nur aus Lie- be zu uns? Nein, er liquidirt. Umſonſt toͤd-
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Ant. Panßa von Mancha Abh. ꝛc.
als es uns der finſtre Eigenſinn einiger milzſuͤch-
tigen Moraliſten bereden will. Jch behalte mir
vor, dieſes in einer beſondern Abhandlung zu thun,
und freue mich, daß ich alsdenn mein menſchen-
freundliches Amt ausuͤben, und diejenigen, welche
entweder durch traurige Vorurtheile eingenom-
men, oder doch auf die Tugenden anderer Men-
ſchen ſo aufmerkſam nicht ſind, als ich es bin; daß
ich dieſe uͤberfuͤhren kann, wie aͤngſtlich unſere
Nebenmenſchen ſich angelegen ſeyn laſſen, in allen
Staͤnden die große Pflicht zu erfuͤllen, welche
mein Spruͤchwort predigt.
Jtzo bitte ich mir nur die Erlaubniß aus, ei-
nige Betrachtungen uͤber die gewoͤhnlichſten Urſa-
chen anzuſtellen, welche die Menſchen bewegen,
andern zu dienen.
Hiezu gehoͤrt mehr nicht, als eine nur mittel-
maͤßige Aufmerkſamkeit auf die Handlungen, wel-
che taͤglich um uns herum vorgehen; ſo wird man
ſehen, daß beynahe alle Dienſtgefaͤlligkeiten, wel-
che ein Menſch dem andern leiſtet, vornehmlich in
der Abſicht geſchehen, ſich ſelbſt einen noch groͤſſern
Dienſt zu leiſten. Eine Pflicht, die uns die Na-
tur lehret! Der Philoſoph erfindet neue Wahrhei-
ten, lauter neue, wichtige Wahrheiten; aber ſeine
Schuͤler und der Verleger muͤſſen ſie bezahlen.
Der Advocat zankt ſich und laͤſtert fuͤr unſere ge-
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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/143>, abgerufen am 27.11.2024.
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