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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755.

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Ant. Panßa von Mancha Abh. etc.
keit, die Erziehung der Jugend auferlegt, sehr un-
verantwortlich handeln, daß sie diese Pflichten
mit der Gleichgültigkeit erfüllen, die man fast in
allen Familien, und in den meisten Schulen wahr-
nimmt. Weil aber die Welt diese Folgen nicht
glaubt, so ist es sehr billig, diesen Leichtsinn zu
entschuldigen, der ohnedem nunmehr eine Art
des Wohlstandes, und eine Hauptregel von der-
jenigen Kunst geworden ist, die heut zu Tage die
Kunst zu leben heißt. Jch habe schon bey einer
andern Gelegenheit das Vergnügen gehabt, die
Einsicht der Menschen zu loben, welche sich die
Pflichten der Erziehung so bequem zu machen
wissen, und der guten Natur alles überlassen, ohne
sich mit einer vorwitzigen Verwegenheit in ihre
Wirkung zu mengen.

Wie mühsam ist man, junge Hunde zur Jagd,
junge Pferde zur Pracht und zum Nutzen, und
verschiedne Thiere in Zeiten an Bewegungen
oder Töne zu gewöhnen, die uns belustigen kön-
nen! Es würde ganz vergebens seyn, derglei-
chen Unterweisungen alsdann erst vorzunehmen,
wenn diese Geschöpfe zu alt geworden sind; ja es
würde gar lächerlich seyn, wenn man diese Sa-
chen und Dienste von ihnen fodern wollte, ohne
sie dazu an zu gewöhnen. Alles dieses räume ich
ein; aber was will man daraus folgern? Etwan
dieses, daß man mit der Jugend auch so mühsam
und sorgfältig verfahren müsse? Das heißt die
Vorzüge der Menschheit beleidigen, und vernünf-
tige Geschöpfe bis zum Viehe herab stoßen.

Nur
J 4

Ant. Panßa von Mancha Abh. ꝛc.
keit, die Erziehung der Jugend auferlegt, ſehr un-
verantwortlich handeln, daß ſie dieſe Pflichten
mit der Gleichguͤltigkeit erfuͤllen, die man faſt in
allen Familien, und in den meiſten Schulen wahr-
nimmt. Weil aber die Welt dieſe Folgen nicht
glaubt, ſo iſt es ſehr billig, dieſen Leichtſinn zu
entſchuldigen, der ohnedem nunmehr eine Art
des Wohlſtandes, und eine Hauptregel von der-
jenigen Kunſt geworden iſt, die heut zu Tage die
Kunſt zu leben heißt. Jch habe ſchon bey einer
andern Gelegenheit das Vergnuͤgen gehabt, die
Einſicht der Menſchen zu loben, welche ſich die
Pflichten der Erziehung ſo bequem zu machen
wiſſen, und der guten Natur alles uͤberlaſſen, ohne
ſich mit einer vorwitzigen Verwegenheit in ihre
Wirkung zu mengen.

Wie muͤhſam iſt man, junge Hunde zur Jagd,
junge Pferde zur Pracht und zum Nutzen, und
verſchiedne Thiere in Zeiten an Bewegungen
oder Toͤne zu gewoͤhnen, die uns beluſtigen koͤn-
nen! Es wuͤrde ganz vergebens ſeyn, derglei-
chen Unterweiſungen alsdann erſt vorzunehmen,
wenn dieſe Geſchoͤpfe zu alt geworden ſind; ja es
wuͤrde gar laͤcherlich ſeyn, wenn man dieſe Sa-
chen und Dienſte von ihnen fodern wollte, ohne
ſie dazu an zu gewoͤhnen. Alles dieſes raͤume ich
ein; aber was will man daraus folgern? Etwan
dieſes, daß man mit der Jugend auch ſo muͤhſam
und ſorgfaͤltig verfahren muͤſſe? Das heißt die
Vorzuͤge der Menſchheit beleidigen, und vernuͤnf-
tige Geſchoͤpfe bis zum Viehe herab ſtoßen.

Nur
J 4
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[135/0157] Ant. Panßa von Mancha Abh. ꝛc. keit, die Erziehung der Jugend auferlegt, ſehr un- verantwortlich handeln, daß ſie dieſe Pflichten mit der Gleichguͤltigkeit erfuͤllen, die man faſt in allen Familien, und in den meiſten Schulen wahr- nimmt. Weil aber die Welt dieſe Folgen nicht glaubt, ſo iſt es ſehr billig, dieſen Leichtſinn zu entſchuldigen, der ohnedem nunmehr eine Art des Wohlſtandes, und eine Hauptregel von der- jenigen Kunſt geworden iſt, die heut zu Tage die Kunſt zu leben heißt. Jch habe ſchon bey einer andern Gelegenheit das Vergnuͤgen gehabt, die Einſicht der Menſchen zu loben, welche ſich die Pflichten der Erziehung ſo bequem zu machen wiſſen, und der guten Natur alles uͤberlaſſen, ohne ſich mit einer vorwitzigen Verwegenheit in ihre Wirkung zu mengen. Wie muͤhſam iſt man, junge Hunde zur Jagd, junge Pferde zur Pracht und zum Nutzen, und verſchiedne Thiere in Zeiten an Bewegungen oder Toͤne zu gewoͤhnen, die uns beluſtigen koͤn- nen! Es wuͤrde ganz vergebens ſeyn, derglei- chen Unterweiſungen alsdann erſt vorzunehmen, wenn dieſe Geſchoͤpfe zu alt geworden ſind; ja es wuͤrde gar laͤcherlich ſeyn, wenn man dieſe Sa- chen und Dienſte von ihnen fodern wollte, ohne ſie dazu an zu gewoͤhnen. Alles dieſes raͤume ich ein; aber was will man daraus folgern? Etwan dieſes, daß man mit der Jugend auch ſo muͤhſam und ſorgfaͤltig verfahren muͤſſe? Das heißt die Vorzuͤge der Menſchheit beleidigen, und vernuͤnf- tige Geſchoͤpfe bis zum Viehe herab ſtoßen. Nur J 4

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/157>, abgerufen am 23.11.2024.