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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755.

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Antons Panßa von Mancha
Stunde kömmt, wo er sich die Zeit nehmen wird,
mir das große Geheimniß zu entdecken. Bis da-
hin müssen sich meine Leser gedulden; ich kann ih-
nen nicht helfen.

Damit ich aber doch etwas thue, so will ich
der Welt eine kurze Nachricht von diesem patrio-
tischen Müßiggänger geben. Sein Vater, welchen
die Nachbarschaft nur unter dem Namen des alten
Junkers kannte, war wegen seiner Wuchereyen
berühmt. Er hielt die empfindlichsten Vorwürfe
aus, um ein pro Cent mehr zu gewinnen. Sein
Haus war ein Magazin von Geräthe, und andern
Sachen, welche die Nothdürftigen in dasiger Ge-
gend bey ihm, als Pfänder, versetzten. Durch
beständige Processe gewann er beynahe noch mehr,
als sein Advocat; er stritt mit allen Nachbarn, und
brachte die ansehnlichsten Familien an den Bettel-
stab. Mit einem Worte; er scharrte ein erstau-
nendes Vermögen zusammen, welches er seinem
einzigen Sohne, meinem großen Mäcenaten, hin-
terließ. Dieser kam auf die Welt, da sein Vater
schon fünf und sechzig Jahr alt war. Die Feinde
seiner Mutter, einer jungen, und liebenswürdigen
Frau, hielten seine Geburt für sehr problematisch,
und machten seinen Vater, nicht sowohl durch
die Vorstellungen, daß er ein Hahnrey seyn könnte,
als vielmehr dadurch unruhig, daß er einen ziem-
lichen Theil seines Vermögens auf die Erziehung
dieses ungehofften Kindes würde verwenden müs-
sen. Jn dieser ängstlichen Ungewißheit blieb er

fast

Antons Panßa von Mancha
Stunde koͤmmt, wo er ſich die Zeit nehmen wird,
mir das große Geheimniß zu entdecken. Bis da-
hin muͤſſen ſich meine Leſer gedulden; ich kann ih-
nen nicht helfen.

Damit ich aber doch etwas thue, ſo will ich
der Welt eine kurze Nachricht von dieſem patrio-
tiſchen Muͤßiggaͤnger geben. Sein Vater, welchen
die Nachbarſchaft nur unter dem Namen des alten
Junkers kannte, war wegen ſeiner Wuchereyen
beruͤhmt. Er hielt die empfindlichſten Vorwuͤrfe
aus, um ein pro Cent mehr zu gewinnen. Sein
Haus war ein Magazin von Geraͤthe, und andern
Sachen, welche die Nothduͤrftigen in daſiger Ge-
gend bey ihm, als Pfaͤnder, verſetzten. Durch
beſtaͤndige Proceſſe gewann er beynahe noch mehr,
als ſein Advocat; er ſtritt mit allen Nachbarn, und
brachte die anſehnlichſten Familien an den Bettel-
ſtab. Mit einem Worte; er ſcharrte ein erſtau-
nendes Vermoͤgen zuſammen, welches er ſeinem
einzigen Sohne, meinem großen Maͤcenaten, hin-
terließ. Dieſer kam auf die Welt, da ſein Vater
ſchon fuͤnf und ſechzig Jahr alt war. Die Feinde
ſeiner Mutter, einer jungen, und liebenswuͤrdigen
Frau, hielten ſeine Geburt fuͤr ſehr problematiſch,
und machten ſeinen Vater, nicht ſowohl durch
die Vorſtellungen, daß er ein Hahnrey ſeyn koͤnnte,
als vielmehr dadurch unruhig, daß er einen ziem-
lichen Theil ſeines Vermoͤgens auf die Erziehung
dieſes ungehofften Kindes wuͤrde verwenden muͤſ-
ſen. Jn dieſer aͤngſtlichen Ungewißheit blieb er

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[176/0198] Antons Panßa von Mancha Stunde koͤmmt, wo er ſich die Zeit nehmen wird, mir das große Geheimniß zu entdecken. Bis da- hin muͤſſen ſich meine Leſer gedulden; ich kann ih- nen nicht helfen. Damit ich aber doch etwas thue, ſo will ich der Welt eine kurze Nachricht von dieſem patrio- tiſchen Muͤßiggaͤnger geben. Sein Vater, welchen die Nachbarſchaft nur unter dem Namen des alten Junkers kannte, war wegen ſeiner Wuchereyen beruͤhmt. Er hielt die empfindlichſten Vorwuͤrfe aus, um ein pro Cent mehr zu gewinnen. Sein Haus war ein Magazin von Geraͤthe, und andern Sachen, welche die Nothduͤrftigen in daſiger Ge- gend bey ihm, als Pfaͤnder, verſetzten. Durch beſtaͤndige Proceſſe gewann er beynahe noch mehr, als ſein Advocat; er ſtritt mit allen Nachbarn, und brachte die anſehnlichſten Familien an den Bettel- ſtab. Mit einem Worte; er ſcharrte ein erſtau- nendes Vermoͤgen zuſammen, welches er ſeinem einzigen Sohne, meinem großen Maͤcenaten, hin- terließ. Dieſer kam auf die Welt, da ſein Vater ſchon fuͤnf und ſechzig Jahr alt war. Die Feinde ſeiner Mutter, einer jungen, und liebenswuͤrdigen Frau, hielten ſeine Geburt fuͤr ſehr problematiſch, und machten ſeinen Vater, nicht ſowohl durch die Vorſtellungen, daß er ein Hahnrey ſeyn koͤnnte, als vielmehr dadurch unruhig, daß er einen ziem- lichen Theil ſeines Vermoͤgens auf die Erziehung dieſes ungehofften Kindes wuͤrde verwenden muͤſ- ſen. Jn dieſer aͤngſtlichen Ungewißheit blieb er faſt

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/198>, abgerufen am 23.11.2024.