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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755.

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Abhandlung von Sprüchwörtern.
nun bald in Ordnung. Anfänglich wollte er, zur
Ehre der christlichen Religion, den Prinz Hera-
klius auf den Thron bringen: Da er aber von
guter Hand erfuhr, daß derselbe der protestanti-
schen Religion nicht zugethan sey, so schickte er
ihn wieder nach Hause. Der König Theodor
macht ihm viel Sorge. Er möchte ihn, als sei-
nen Landesmann, gern wieder auf den corsischen
Thron bringen; nur kann er noch kein Mittel aus-
finden, die Schulden desselben in England zu
bezahlen. Er überlegt diese Sache mit seinem
Barbier, den er in wichtigen Fällen zu Rathe
zieht, wenn er es mit seinem Markthelfer nicht
allein bestreiten kann.

Was soll ich mit diesem politischen Don Qvi-
xote machen? Weil er bey seiner Faulheit der
Welt gar nichts nützt: so soll er doch wenigstens
seine Staatsgedanken verzollen.

Für jeden feindlichen Einfall, den er in frem-
de Staaten thut, giebt er - - 5 fl.

Den Aachner Frieden soll er nicht wohlfeiler,
als für - - - 20 fl. brechen.

Für die asiatischen Händel zahlt er in Pausch
und Bogen - - 50 fl.

Erfahre ich, wie ich es vermuthe, daß er mit
den spanischen Küstenbewahrern unter einer Decke
liegt: so soll er sich entweder zu den Engländern
schlagen, oder jährlich für seine Kaperey 15 fl.
erlegen.

So

Abhandlung von Spruͤchwoͤrtern.
nun bald in Ordnung. Anfaͤnglich wollte er, zur
Ehre der chriſtlichen Religion, den Prinz Hera-
klius auf den Thron bringen: Da er aber von
guter Hand erfuhr, daß derſelbe der proteſtanti-
ſchen Religion nicht zugethan ſey, ſo ſchickte er
ihn wieder nach Hauſe. Der Koͤnig Theodor
macht ihm viel Sorge. Er moͤchte ihn, als ſei-
nen Landesmann, gern wieder auf den corſiſchen
Thron bringen; nur kann er noch kein Mittel aus-
finden, die Schulden deſſelben in England zu
bezahlen. Er uͤberlegt dieſe Sache mit ſeinem
Barbier, den er in wichtigen Faͤllen zu Rathe
zieht, wenn er es mit ſeinem Markthelfer nicht
allein beſtreiten kann.

Was ſoll ich mit dieſem politiſchen Don Qvi-
xote machen? Weil er bey ſeiner Faulheit der
Welt gar nichts nuͤtzt: ſo ſoll er doch wenigſtens
ſeine Staatsgedanken verzollen.

Fuͤr jeden feindlichen Einfall, den er in frem-
de Staaten thut, giebt er ‒ ‒ 5 fl.

Den Aachner Frieden ſoll er nicht wohlfeiler,
als fuͤr ‒ ‒ ‒ 20 fl. brechen.

Fuͤr die aſiatiſchen Haͤndel zahlt er in Pauſch
und Bogen ‒ ‒ 50 fl.

Erfahre ich, wie ich es vermuthe, daß er mit
den ſpaniſchen Kuͤſtenbewahrern unter einer Decke
liegt: ſo ſoll er ſich entweder zu den Englaͤndern
ſchlagen, oder jaͤhrlich fuͤr ſeine Kaperey 15 fl.
erlegen.

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[299/0321] Abhandlung von Spruͤchwoͤrtern. nun bald in Ordnung. Anfaͤnglich wollte er, zur Ehre der chriſtlichen Religion, den Prinz Hera- klius auf den Thron bringen: Da er aber von guter Hand erfuhr, daß derſelbe der proteſtanti- ſchen Religion nicht zugethan ſey, ſo ſchickte er ihn wieder nach Hauſe. Der Koͤnig Theodor macht ihm viel Sorge. Er moͤchte ihn, als ſei- nen Landesmann, gern wieder auf den corſiſchen Thron bringen; nur kann er noch kein Mittel aus- finden, die Schulden deſſelben in England zu bezahlen. Er uͤberlegt dieſe Sache mit ſeinem Barbier, den er in wichtigen Faͤllen zu Rathe zieht, wenn er es mit ſeinem Markthelfer nicht allein beſtreiten kann. Was ſoll ich mit dieſem politiſchen Don Qvi- xote machen? Weil er bey ſeiner Faulheit der Welt gar nichts nuͤtzt: ſo ſoll er doch wenigſtens ſeine Staatsgedanken verzollen. Fuͤr jeden feindlichen Einfall, den er in frem- de Staaten thut, giebt er ‒ ‒ 5 fl. Den Aachner Frieden ſoll er nicht wohlfeiler, als fuͤr ‒ ‒ ‒ 20 fl. brechen. Fuͤr die aſiatiſchen Haͤndel zahlt er in Pauſch und Bogen ‒ ‒ 50 fl. Erfahre ich, wie ich es vermuthe, daß er mit den ſpaniſchen Kuͤſtenbewahrern unter einer Decke liegt: ſo ſoll er ſich entweder zu den Englaͤndern ſchlagen, oder jaͤhrlich fuͤr ſeine Kaperey 15 fl. erlegen. So

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/321>, abgerufen am 22.11.2024.