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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755.

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Antons Panßa von Mancha
Weg zu wählen, der einsam ist, auf welchem sie
aber auch desto besser bemerkt werden. Sie ver-
achten alle diejenigen, welche diesen Weg nicht
gehen, und sind mit sich selbst sehr zufrieden, daß
sie alles dasjenige nicht wissen, was ein Rechtsge-
lehrter unsrer Zeit wissen muß: Aber dafür wissen
sie von den Alterthümern der römischen Rechte die
kleinsten Umstände, die man bey unsern Zeiten gar
füglich nicht wissen kann. Es ist ein Unglück,
daß sie keinen Unterschied zwischen einem Zungen-
drescher, und einem vernünftigen Rechtsgelehrten
zu machen wissen. Dieser würden sie seyn kön-
nen, ohne in den ersten Fehler zu fallen. Ein
ganzes Land braucht kaum zween Gelehrte von
ihrer Art: Aber niemals kann man zu viel ge-
schickte, und ungewissenhafte Rechtsgelehrte haben.
Daß sie in ihrer Art gelehrt, und, wenn ich so
sagen darf, sehr gut sind, eine Universität aufzu-
putzen, das will ich ihnen noch wohl einräumen:
Aber, daß sie ein Recht zu haben glauben, andre
neben sich zu verachten; daß sie glauben, sie wären
dem Vaterlande nützlicher, als ein Rechtsgelehr-
ter, der sich seiner Clienten vor Gerichte anzuneh-
men weis, welches sie, mein Herr, bey allen ihren
Alterthümern nicht verstehen, wie ich leider er-
fahren muß; daß sie sich schmeicheln, von der
spätesten Nachwelt mit Bewunderung gelesen zu
werden, wenn sie über die wahre Lesart eines
alten vergeßnen Gesetzes kritische Anmerkungen
schreiben, die nicht einmal itzt iemand lesen mag;

wenn

Antons Panßa von Mancha
Weg zu waͤhlen, der einſam iſt, auf welchem ſie
aber auch deſto beſſer bemerkt werden. Sie ver-
achten alle diejenigen, welche dieſen Weg nicht
gehen, und ſind mit ſich ſelbſt ſehr zufrieden, daß
ſie alles dasjenige nicht wiſſen, was ein Rechtsge-
lehrter unſrer Zeit wiſſen muß: Aber dafuͤr wiſſen
ſie von den Alterthuͤmern der roͤmiſchen Rechte die
kleinſten Umſtaͤnde, die man bey unſern Zeiten gar
fuͤglich nicht wiſſen kann. Es iſt ein Ungluͤck,
daß ſie keinen Unterſchied zwiſchen einem Zungen-
dreſcher, und einem vernuͤnftigen Rechtsgelehrten
zu machen wiſſen. Dieſer wuͤrden ſie ſeyn koͤn-
nen, ohne in den erſten Fehler zu fallen. Ein
ganzes Land braucht kaum zween Gelehrte von
ihrer Art: Aber niemals kann man zu viel ge-
ſchickte, und ungewiſſenhafte Rechtsgelehrte haben.
Daß ſie in ihrer Art gelehrt, und, wenn ich ſo
ſagen darf, ſehr gut ſind, eine Univerſitaͤt aufzu-
putzen, das will ich ihnen noch wohl einraͤumen:
Aber, daß ſie ein Recht zu haben glauben, andre
neben ſich zu verachten; daß ſie glauben, ſie waͤren
dem Vaterlande nuͤtzlicher, als ein Rechtsgelehr-
ter, der ſich ſeiner Clienten vor Gerichte anzuneh-
men weis, welches ſie, mein Herr, bey allen ihren
Alterthuͤmern nicht verſtehen, wie ich leider er-
fahren muß; daß ſie ſich ſchmeicheln, von der
ſpaͤteſten Nachwelt mit Bewunderung geleſen zu
werden, wenn ſie uͤber die wahre Lesart eines
alten vergeßnen Geſetzes kritiſche Anmerkungen
ſchreiben, die nicht einmal itzt iemand leſen mag;

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[334/0356] Antons Panßa von Mancha Weg zu waͤhlen, der einſam iſt, auf welchem ſie aber auch deſto beſſer bemerkt werden. Sie ver- achten alle diejenigen, welche dieſen Weg nicht gehen, und ſind mit ſich ſelbſt ſehr zufrieden, daß ſie alles dasjenige nicht wiſſen, was ein Rechtsge- lehrter unſrer Zeit wiſſen muß: Aber dafuͤr wiſſen ſie von den Alterthuͤmern der roͤmiſchen Rechte die kleinſten Umſtaͤnde, die man bey unſern Zeiten gar fuͤglich nicht wiſſen kann. Es iſt ein Ungluͤck, daß ſie keinen Unterſchied zwiſchen einem Zungen- dreſcher, und einem vernuͤnftigen Rechtsgelehrten zu machen wiſſen. Dieſer wuͤrden ſie ſeyn koͤn- nen, ohne in den erſten Fehler zu fallen. Ein ganzes Land braucht kaum zween Gelehrte von ihrer Art: Aber niemals kann man zu viel ge- ſchickte, und ungewiſſenhafte Rechtsgelehrte haben. Daß ſie in ihrer Art gelehrt, und, wenn ich ſo ſagen darf, ſehr gut ſind, eine Univerſitaͤt aufzu- putzen, das will ich ihnen noch wohl einraͤumen: Aber, daß ſie ein Recht zu haben glauben, andre neben ſich zu verachten; daß ſie glauben, ſie waͤren dem Vaterlande nuͤtzlicher, als ein Rechtsgelehr- ter, der ſich ſeiner Clienten vor Gerichte anzuneh- men weis, welches ſie, mein Herr, bey allen ihren Alterthuͤmern nicht verſtehen, wie ich leider er- fahren muß; daß ſie ſich ſchmeicheln, von der ſpaͤteſten Nachwelt mit Bewunderung geleſen zu werden, wenn ſie uͤber die wahre Lesart eines alten vergeßnen Geſetzes kritiſche Anmerkungen ſchreiben, die nicht einmal itzt iemand leſen mag; wenn

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/356>, abgerufen am 22.11.2024.