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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755.

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Antons Panßa von Mancha
der Wittwen und Waisen - - - Aber, mein Gott,
warum eilen sie so misvergnügt von mir? Den
Ruhm, den sie als ein Beschützer der unterdrückten
Unschuld, als ein Vertheidiger der Verlaßnen, als
ein Christ - - - Gerechter Himmel! Jst denn gar
kein Mittel, sie nur einen Augenblick aufzuhalten?
Nehmen sie diese Börse von mir, mein Herr, und
erwarten sie von meiner schuldigen Erkenntlichkeit
noch ein weit mehrers. - - - Wie gefällig sind sie,
mein Herr! Nunmehr setzen sie sich gar zu uns
nieder, und noch vor einem Augenblicke hatten sie
so viel Zeit nicht, mich nur im Vorbeygehen an-
zuhören. Dieser Mann hat mich, unter dem Vor-
wande, einen Betrüger zu vertheidigen, hier auf
öffentlicher Straße angefallen. - - - Jch werde
gewiß erkenntlich seyn.
- - - Er faßte mich mit
der mörderischen Grausamkeit eines Straßenräu-
bers bey der Brust an. - - - Wie gefällt ihnen
meine Uhr? Jch warte ihnen damit auf.
- - -
Alle glimpfliche Vorstellungen, die ich ihm that,
waren vergebens. - - - Unter uns; eine Gar-
nitur Spitzen vor die Frau Liebste.
- - -
Jch führte diesem Verräther zu Gemüthe - - -
Ereifern sie sich nicht, mein Herr, sie erzürnen
sich zu heftig! So lassen sie den Elenden wirklich
ins Gefängniß führen, ohne ihn zu hören? Wie
gerecht sind sie! Und wie überzeugend muß mein
Vortrag gewesen seyn, da sie meinen Gegner
verdammen, ohne ihm Zeit zu lassen, sich zu ver-
antworten! Jch will gewiß halten, was ich ver-

sprochen

Antons Panßa von Mancha
der Wittwen und Waiſen ‒ ‒ ‒ Aber, mein Gott,
warum eilen ſie ſo misvergnuͤgt von mir? Den
Ruhm, den ſie als ein Beſchuͤtzer der unterdruͤckten
Unſchuld, als ein Vertheidiger der Verlaßnen, als
ein Chriſt ‒ ‒ ‒ Gerechter Himmel! Jſt denn gar
kein Mittel, ſie nur einen Augenblick aufzuhalten?
Nehmen ſie dieſe Boͤrſe von mir, mein Herr, und
erwarten ſie von meiner ſchuldigen Erkenntlichkeit
noch ein weit mehrers. ‒ ‒ ‒ Wie gefaͤllig ſind ſie,
mein Herr! Nunmehr ſetzen ſie ſich gar zu uns
nieder, und noch vor einem Augenblicke hatten ſie
ſo viel Zeit nicht, mich nur im Vorbeygehen an-
zuhoͤren. Dieſer Mann hat mich, unter dem Vor-
wande, einen Betruͤger zu vertheidigen, hier auf
oͤffentlicher Straße angefallen. ‒ ‒ ‒ Jch werde
gewiß erkenntlich ſeyn.
‒ ‒ ‒ Er faßte mich mit
der moͤrderiſchen Grauſamkeit eines Straßenraͤu-
bers bey der Bruſt an. ‒ ‒ ‒ Wie gefaͤllt ihnen
meine Uhr? Jch warte ihnen damit auf.
‒ ‒ ‒
Alle glimpfliche Vorſtellungen, die ich ihm that,
waren vergebens. ‒ ‒ ‒ Unter uns; eine Gar-
nitur Spitzen vor die Frau Liebſte.
‒ ‒ ‒
Jch fuͤhrte dieſem Verraͤther zu Gemuͤthe ‒ ‒ ‒
Ereifern ſie ſich nicht, mein Herr, ſie erzuͤrnen
ſich zu heftig! So laſſen ſie den Elenden wirklich
ins Gefaͤngniß fuͤhren, ohne ihn zu hoͤren? Wie
gerecht ſind ſie! Und wie uͤberzeugend muß mein
Vortrag geweſen ſeyn, da ſie meinen Gegner
verdammen, ohne ihm Zeit zu laſſen, ſich zu ver-
antworten! Jch will gewiß halten, was ich ver-

ſprochen
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[336/0358] Antons Panßa von Mancha der Wittwen und Waiſen ‒ ‒ ‒ Aber, mein Gott, warum eilen ſie ſo misvergnuͤgt von mir? Den Ruhm, den ſie als ein Beſchuͤtzer der unterdruͤckten Unſchuld, als ein Vertheidiger der Verlaßnen, als ein Chriſt ‒ ‒ ‒ Gerechter Himmel! Jſt denn gar kein Mittel, ſie nur einen Augenblick aufzuhalten? Nehmen ſie dieſe Boͤrſe von mir, mein Herr, und erwarten ſie von meiner ſchuldigen Erkenntlichkeit noch ein weit mehrers. ‒ ‒ ‒ Wie gefaͤllig ſind ſie, mein Herr! Nunmehr ſetzen ſie ſich gar zu uns nieder, und noch vor einem Augenblicke hatten ſie ſo viel Zeit nicht, mich nur im Vorbeygehen an- zuhoͤren. Dieſer Mann hat mich, unter dem Vor- wande, einen Betruͤger zu vertheidigen, hier auf oͤffentlicher Straße angefallen. ‒ ‒ ‒ Jch werde gewiß erkenntlich ſeyn. ‒ ‒ ‒ Er faßte mich mit der moͤrderiſchen Grauſamkeit eines Straßenraͤu- bers bey der Bruſt an. ‒ ‒ ‒ Wie gefaͤllt ihnen meine Uhr? Jch warte ihnen damit auf. ‒ ‒ ‒ Alle glimpfliche Vorſtellungen, die ich ihm that, waren vergebens. ‒ ‒ ‒ Unter uns; eine Gar- nitur Spitzen vor die Frau Liebſte. ‒ ‒ ‒ Jch fuͤhrte dieſem Verraͤther zu Gemuͤthe ‒ ‒ ‒ Ereifern ſie ſich nicht, mein Herr, ſie erzuͤrnen ſich zu heftig! So laſſen ſie den Elenden wirklich ins Gefaͤngniß fuͤhren, ohne ihn zu hoͤren? Wie gerecht ſind ſie! Und wie uͤberzeugend muß mein Vortrag geweſen ſeyn, da ſie meinen Gegner verdammen, ohne ihm Zeit zu laſſen, ſich zu ver- antworten! Jch will gewiß halten, was ich ver- ſprochen

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/358>, abgerufen am 22.11.2024.