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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755.

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macht, welche den Stolz des menschlichen Her-
zens so sehr demüthigt, welche macht, dass wir
das Bittre dieses kümmerlichen Lebens vergessen,
welche ganze Laender bereichert, und die Seele
eines Staats belebt, müssen Sie nicht gestehn,
sage ich, dass eine solche Handlung keinen ge-
ringern Ursprung, als die Menschenliebe, haben
kann, und dass derjenige wohl verdient, als
ein wahrer Patriot verehrt zu werden, der sich
angelegen seyn laesst, diese Handlung allgemein
zu machen?

Ich ersuche Sie, meine Herren, noch um
eine kleine Aufmerksamkeit, und bitte mir die
Erlaubniss aus, gelehrt zu seyn. Ich habe mir
diese ganze Zeit über Gewalt angethan, mit mei-
ner Gelehrsamkeit an mich zu halten: Laenger
ist mir es nicht moeglich. Ich stehe zu viel aus.
Ich muss mich schlechterdings meiner Belesen-
heit entschütten, oder ich erlebe den Preis ge-
wiss nicht, den ich von Ihrer Academie erwarte.
Ich will Ihnen die Wahrheit meines Satzes aus
dem Alterthume unterstützen. Mit einem Worte,
ich muss allegiren; denn ich bin ein Gelehrter.
Ich werde Ihre Gedult nicht misbrauchen, dar-
auf koennen Sie sich verlassen.

Die Goetter würden ohne den Momus a)
einen sehr unvollkommenen Himmel gehabt ha-

ben.
a) Momus, momos, Deus reprehensor Hesiodo in
Theogonia. Was ich sonst noch hievon haette

sagen



macht, welche den Stolz des menſchlichen Her-
zens ſo ſehr demüthigt, welche macht, daſs wir
das Bittre dieſes kümmerlichen Lebens vergeſſen,
welche ganze Laender bereichert, und die Seele
eines Staats belebt, müſſen Sie nicht geſtehn,
ſage ich, daſs eine ſolche Handlung keinen ge-
ringern Urſprung, als die Menſchenliebe, haben
kann, und daſs derjenige wohl verdient, als
ein wahrer Patriot verehrt zu werden, der ſich
angelegen ſeyn laeſst, dieſe Handlung allgemein
zu machen?

Ich erſuche Sie, meine Herren, noch um
eine kleine Aufmerkſamkeit, und bitte mir die
Erlaubniſs aus, gelehrt zu ſeyn. Ich habe mir
dieſe ganze Zeit über Gewalt angethan, mit mei-
ner Gelehrſamkeit an mich zu halten: Laenger
iſt mir es nicht moeglich. Ich ſtehe zu viel aus.
Ich muſs mich ſchlechterdings meiner Beleſen-
heit entſchütten, oder ich erlebe den Preis ge-
wiſs nicht, den ich von Ihrer Academie erwarte.
Ich will Ihnen die Wahrheit meines Satzes aus
dem Alterthume unterſtützen. Mit einem Worte,
ich muſs allegiren; denn ich bin ein Gelehrter.
Ich werde Ihre Gedult nicht misbrauchen, dar-
auf koennen Sie ſich verlaſſen.

Die Goetter würden ohne den Momus a)
einen ſehr unvollkommenen Himmel gehabt ha-

ben.
a) Momus, μωμος, Deus reprehenſor Heſiodo in
Theogonia. Was ich ſonſt noch hievon haette

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[420/0442] macht, welche den Stolz des menſchlichen Her- zens ſo ſehr demüthigt, welche macht, daſs wir das Bittre dieſes kümmerlichen Lebens vergeſſen, welche ganze Laender bereichert, und die Seele eines Staats belebt, müſſen Sie nicht geſtehn, ſage ich, daſs eine ſolche Handlung keinen ge- ringern Urſprung, als die Menſchenliebe, haben kann, und daſs derjenige wohl verdient, als ein wahrer Patriot verehrt zu werden, der ſich angelegen ſeyn laeſst, dieſe Handlung allgemein zu machen? Ich erſuche Sie, meine Herren, noch um eine kleine Aufmerkſamkeit, und bitte mir die Erlaubniſs aus, gelehrt zu ſeyn. Ich habe mir dieſe ganze Zeit über Gewalt angethan, mit mei- ner Gelehrſamkeit an mich zu halten: Laenger iſt mir es nicht moeglich. Ich ſtehe zu viel aus. Ich muſs mich ſchlechterdings meiner Beleſen- heit entſchütten, oder ich erlebe den Preis ge- wiſs nicht, den ich von Ihrer Academie erwarte. Ich will Ihnen die Wahrheit meines Satzes aus dem Alterthume unterſtützen. Mit einem Worte, ich muſs allegiren; denn ich bin ein Gelehrter. Ich werde Ihre Gedult nicht misbrauchen, dar- auf koennen Sie ſich verlaſſen. Die Goetter würden ohne den Momus a) einen ſehr unvollkommenen Himmel gehabt ha- ben. a) Momus, μωμος, Deus reprehenſor Heſiodo in Theogonia. Was ich ſonſt noch hievon haette ſagen

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 420. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/442>, abgerufen am 22.11.2024.