männlichen Jahren, alle Märchen von den Ver- diensten gewisser Gelehrten, von neuen tiefsinni- gen Wahrheiten, und von der Einsicht einiger Pri- vatpersonen in die Cabinette der Prinzen mit eben dem Vergnügen habe lesen und anhören können, wie dein Märchen vom redenden Affen. Jch bin an Höfen gewesen, und man hat mich lieb gewon- nen, da ich auf ihre Märchen von Gnadenversi- cherungen, von Freundschaft, von Verdiensten um das Vaterland eben so aufmerksam war, als ich auf dich hörte, wenn du uns das lustige Mär- chen vom bezauberten Schlosse in der Luft erzähl- test. Du siehest wohl, liebe Amme, daß dein Säugling sich aller deiner Wohlthaten mit Ver- gnügen erinnert. Damit du aber auch sehen sollst, daß ich nicht unerkenntlich bin; so schenke ich dir hier ein Märchen vom ersten Aprile, welches ich bey meinem letzten Aufenthalte in Batavia von einem Braminen bekommen habe. Nimm es an, und lies es, und behalte mich lieb. Lebe wohl.
Erstes
maͤnnlichen Jahren, alle Maͤrchen von den Ver- dienſten gewiſſer Gelehrten, von neuen tiefſinni- gen Wahrheiten, und von der Einſicht einiger Pri- vatperſonen in die Cabinette der Prinzen mit eben dem Vergnuͤgen habe leſen und anhoͤren koͤnnen, wie dein Maͤrchen vom redenden Affen. Jch bin an Hoͤfen geweſen, und man hat mich lieb gewon- nen, da ich auf ihre Maͤrchen von Gnadenverſi- cherungen, von Freundſchaft, von Verdienſten um das Vaterland eben ſo aufmerkſam war, als ich auf dich hoͤrte, wenn du uns das luſtige Maͤr- chen vom bezauberten Schloſſe in der Luft erzaͤhl- teſt. Du ſieheſt wohl, liebe Amme, daß dein Saͤugling ſich aller deiner Wohlthaten mit Ver- gnuͤgen erinnert. Damit du aber auch ſehen ſollſt, daß ich nicht unerkenntlich bin; ſo ſchenke ich dir hier ein Maͤrchen vom erſten Aprile, welches ich bey meinem letzten Aufenthalte in Batavia von einem Braminen bekommen habe. Nimm es an, und lies es, und behalte mich lieb. Lebe wohl.
Erſtes
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[460[458]/0482]
maͤnnlichen Jahren, alle Maͤrchen von den Ver-
dienſten gewiſſer Gelehrten, von neuen tiefſinni-
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vatperſonen in die Cabinette der Prinzen mit eben
dem Vergnuͤgen habe leſen und anhoͤren koͤnnen,
wie dein Maͤrchen vom redenden Affen. Jch bin
an Hoͤfen geweſen, und man hat mich lieb gewon-
nen, da ich auf ihre Maͤrchen von Gnadenverſi-
cherungen, von Freundſchaft, von Verdienſten
um das Vaterland eben ſo aufmerkſam war, als
ich auf dich hoͤrte, wenn du uns das luſtige Maͤr-
chen vom bezauberten Schloſſe in der Luft erzaͤhl-
teſt. Du ſieheſt wohl, liebe Amme, daß dein
Saͤugling ſich aller deiner Wohlthaten mit Ver-
gnuͤgen erinnert. Damit du aber auch ſehen ſollſt,
daß ich nicht unerkenntlich bin; ſo ſchenke ich dir
hier ein Maͤrchen vom erſten Aprile, welches
ich bey meinem letzten Aufenthalte in Batavia
von einem Braminen bekommen habe. Nimm
es an, und lies es, und behalte mich lieb.
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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 460[458]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/482>, abgerufen am 22.11.2024.
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