Rechter Hand entscheidet sich der Streit zum Siege für Constantin. Das mächtige Roß des Ueberwinders stampft mit seinen Hufen die Feinde zu Boden. Er selbst auf der Stelle, wo ihn das Auge frei erblickt, hebt den Speer, ihn auf seinen Neben- buhler zu schleudern. Aber sicherer kämpfen für ihn höhere Geister, die über seinem Haupte schweben.
Maxenz hat durch die Tiber mit seinem Pferde gesetzt, und wie dies sich eben auf das gegenseitige Ufer heben will, erschrickt es vor dem obern Glanz, und stürzt rücklings in die Fluthen zurück. Sein Reuter umklemmt noch mit wüthender Todesangst sei- nen Nacken, als schon Constantins Soldaten auf ihren Anführer zusprengen, und für die abgehauenen Köpfe, die sie ihm entgegen halten, den Preis zu er- langen hoffen, der auf das Haupt des feindlichen Im- perators gesetzt war. Aber ein Dritter, neidisch auf diesen Vorzug, zeigt dem Constantin den wahren Maxenz, im Begriff, ein Opfer der Wellen zu werden.
Weiterhin suchen sich Maxenzens Anhänger auf der Flucht in Schiffen über die Tiber zu retten. In ihrer Angst vergessen sie, daß sie Genossen hatten, die mit ihnen denselben Fahnen folgten. Sie stoßen un- barmherzig diejenigen zurück, die sich mit ihnen retten wollen. Im Hintergrunde zieht die siegreiche Armee schon über die Brücke Ponte Molle.
Auf der andern Seite sieht man noch das ganze Gewühl der unentschiedenen Schlacht. Der Reuter streitet gegen den Reuter, der Reisig gegen den Rei-
sigen.
Der Vaticaniſche Pallaſt.
Rechter Hand entſcheidet ſich der Streit zum Siege fuͤr Conſtantin. Das maͤchtige Roß des Ueberwinders ſtampft mit ſeinen Hufen die Feinde zu Boden. Er ſelbſt auf der Stelle, wo ihn das Auge frei erblickt, hebt den Speer, ihn auf ſeinen Neben- buhler zu ſchleudern. Aber ſicherer kaͤmpfen fuͤr ihn hoͤhere Geiſter, die uͤber ſeinem Haupte ſchweben.
Maxenz hat durch die Tiber mit ſeinem Pferde geſetzt, und wie dies ſich eben auf das gegenſeitige Ufer heben will, erſchrickt es vor dem obern Glanz, und ſtuͤrzt ruͤcklings in die Fluthen zuruͤck. Sein Reuter umklemmt noch mit wuͤthender Todesangſt ſei- nen Nacken, als ſchon Conſtantins Soldaten auf ihren Anfuͤhrer zuſprengen, und fuͤr die abgehauenen Koͤpfe, die ſie ihm entgegen halten, den Preis zu er- langen hoffen, der auf das Haupt des feindlichen Im- perators geſetzt war. Aber ein Dritter, neidiſch auf dieſen Vorzug, zeigt dem Conſtantin den wahren Maxenz, im Begriff, ein Opfer der Wellen zu werden.
Weiterhin ſuchen ſich Maxenzens Anhaͤnger auf der Flucht in Schiffen uͤber die Tiber zu retten. In ihrer Angſt vergeſſen ſie, daß ſie Genoſſen hatten, die mit ihnen denſelben Fahnen folgten. Sie ſtoßen un- barmherzig diejenigen zuruͤck, die ſich mit ihnen retten wollen. Im Hintergrunde zieht die ſiegreiche Armee ſchon uͤber die Bruͤcke Ponte Molle.
Auf der andern Seite ſieht man noch das ganze Gewuͤhl der unentſchiedenen Schlacht. Der Reuter ſtreitet gegen den Reuter, der Reiſig gegen den Rei-
ſigen.
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Der Vaticaniſche Pallaſt.
Rechter Hand entſcheidet ſich der Streit zum
Siege fuͤr Conſtantin. Das maͤchtige Roß des
Ueberwinders ſtampft mit ſeinen Hufen die Feinde zu
Boden. Er ſelbſt auf der Stelle, wo ihn das Auge
frei erblickt, hebt den Speer, ihn auf ſeinen Neben-
buhler zu ſchleudern. Aber ſicherer kaͤmpfen fuͤr ihn
hoͤhere Geiſter, die uͤber ſeinem Haupte ſchweben.
Maxenz hat durch die Tiber mit ſeinem Pferde
geſetzt, und wie dies ſich eben auf das gegenſeitige
Ufer heben will, erſchrickt es vor dem obern Glanz,
und ſtuͤrzt ruͤcklings in die Fluthen zuruͤck. Sein
Reuter umklemmt noch mit wuͤthender Todesangſt ſei-
nen Nacken, als ſchon Conſtantins Soldaten auf
ihren Anfuͤhrer zuſprengen, und fuͤr die abgehauenen
Koͤpfe, die ſie ihm entgegen halten, den Preis zu er-
langen hoffen, der auf das Haupt des feindlichen Im-
perators geſetzt war. Aber ein Dritter, neidiſch auf
dieſen Vorzug, zeigt dem Conſtantin den wahren
Maxenz, im Begriff, ein Opfer der Wellen zu
werden.
Weiterhin ſuchen ſich Maxenzens Anhaͤnger auf
der Flucht in Schiffen uͤber die Tiber zu retten. In
ihrer Angſt vergeſſen ſie, daß ſie Genoſſen hatten, die
mit ihnen denſelben Fahnen folgten. Sie ſtoßen un-
barmherzig diejenigen zuruͤck, die ſich mit ihnen retten
wollen. Im Hintergrunde zieht die ſiegreiche Armee
ſchon uͤber die Bruͤcke Ponte Molle.
Auf der andern Seite ſieht man noch das ganze
Gewuͤhl der unentſchiedenen Schlacht. Der Reuter
ſtreitet gegen den Reuter, der Reiſig gegen den Rei-
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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 1. Leipzig, 1787, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei01_1787/163>, abgerufen am 16.02.2025.
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