chem Eifer kämpft. Inzwischen dürfte dieser hier doch schwerlich der ächte seyn.
Eine Madonna mit dem Kinde, von Ser- monetta. Die Stellung ist übertrieben, und die Farbe fällt ins Rothe.
+ Eine Kreutzabnehmung, von Raphael.Raphaels Kreutzabneh- mung aus seiner zwei- ten Manier. So sagt es die Innschrift und die Jahrzahl 1508. Vasari meldet, er habe das Bild für den großen Al- tar von Perugia gemacht, nachdem er von Florenz zurückgekehrt war. Der Künstler stand noch nicht auf der Höhe der Vollkommenheit, die er nachher er- reicht hat, als er dieses Bild verfertigte, aber er hatte schon den gothischen Geschmack der Schule des Per- rugino verlassen. Man findet kein natürliches Gold mehr, weder in den Glorien um die Köpfe der Heili- gen, noch in den Stickereien auf den Kleidern. Die Hand ist noch etwas furchtsam, demohngeachtet aber der Ausdruck unvergleichlich. Die Köpfe sind schön, die Zeichnung ist fein und correkt, die Färbung, ohne kräftig zu seyn, frisch und durchsichtig; die Behand- lung geleckt, und bis zur Kälte sorgsam in den gering- sten Beiwerken. Hieran, und an dem Stile in den Gewändern, erkennt man die Bekanntschaft des Mei- sters mit den Werken des Leonardo da Vinci, und des Fra Bartholomeo. Die Luftperspektive und das Helldunkle fehlen ganz. Die Umrisse sind etwas hart und nicht genung verschmolzen.
+ Die heilige Catharina, von demselben. Derselbe Stil, ja sogar dieselben Blumen auf der Erde. Der Kopf voller Ausdruck hat viel von sei- ner Galathee im kleinen Pallast Farnese, der sogenann- ten Farnesina.
+ Die
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Pallaſt Borgheſe.
chem Eifer kaͤmpft. Inzwiſchen duͤrfte dieſer hier doch ſchwerlich der aͤchte ſeyn.
Eine Madonna mit dem Kinde, von Ser- monetta. Die Stellung iſt uͤbertrieben, und die Farbe faͤllt ins Rothe.
† Eine Kreutzabnehmung, von Raphael.Raphaels Kreutzabneh- mung aus ſeiner zwei- ten Manier. So ſagt es die Innſchrift und die Jahrzahl 1508. Vaſari meldet, er habe das Bild fuͤr den großen Al- tar von Perugia gemacht, nachdem er von Florenz zuruͤckgekehrt war. Der Kuͤnſtler ſtand noch nicht auf der Hoͤhe der Vollkommenheit, die er nachher er- reicht hat, als er dieſes Bild verfertigte, aber er hatte ſchon den gothiſchen Geſchmack der Schule des Per- rugino verlaſſen. Man findet kein natuͤrliches Gold mehr, weder in den Glorien um die Koͤpfe der Heili- gen, noch in den Stickereien auf den Kleidern. Die Hand iſt noch etwas furchtſam, demohngeachtet aber der Ausdruck unvergleichlich. Die Koͤpfe ſind ſchoͤn, die Zeichnung iſt fein und correkt, die Faͤrbung, ohne kraͤftig zu ſeyn, friſch und durchſichtig; die Behand- lung geleckt, und bis zur Kaͤlte ſorgſam in den gering- ſten Beiwerken. Hieran, und an dem Stile in den Gewaͤndern, erkennt man die Bekanntſchaft des Mei- ſters mit den Werken des Leonardo da Vinci, und des Fra Bartholomeo. Die Luftperſpektive und das Helldunkle fehlen ganz. Die Umriſſe ſind etwas hart und nicht genung verſchmolzen.
† Die heilige Catharina, von demſelben. Derſelbe Stil, ja ſogar dieſelben Blumen auf der Erde. Der Kopf voller Ausdruck hat viel von ſei- ner Galathee im kleinen Pallaſt Farneſe, der ſogenann- ten Farneſina.
† Die
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Pallaſt Borgheſe.
chem Eifer kaͤmpft. Inzwiſchen duͤrfte dieſer hier
doch ſchwerlich der aͤchte ſeyn.
Eine Madonna mit dem Kinde, von Ser-
monetta. Die Stellung iſt uͤbertrieben, und die
Farbe faͤllt ins Rothe.
† Eine Kreutzabnehmung, von Raphael.
So ſagt es die Innſchrift und die Jahrzahl 1508.
Vaſari meldet, er habe das Bild fuͤr den großen Al-
tar von Perugia gemacht, nachdem er von Florenz
zuruͤckgekehrt war. Der Kuͤnſtler ſtand noch nicht
auf der Hoͤhe der Vollkommenheit, die er nachher er-
reicht hat, als er dieſes Bild verfertigte, aber er hatte
ſchon den gothiſchen Geſchmack der Schule des Per-
rugino verlaſſen. Man findet kein natuͤrliches Gold
mehr, weder in den Glorien um die Koͤpfe der Heili-
gen, noch in den Stickereien auf den Kleidern. Die
Hand iſt noch etwas furchtſam, demohngeachtet aber
der Ausdruck unvergleichlich. Die Koͤpfe ſind ſchoͤn,
die Zeichnung iſt fein und correkt, die Faͤrbung, ohne
kraͤftig zu ſeyn, friſch und durchſichtig; die Behand-
lung geleckt, und bis zur Kaͤlte ſorgſam in den gering-
ſten Beiwerken. Hieran, und an dem Stile in den
Gewaͤndern, erkennt man die Bekanntſchaft des Mei-
ſters mit den Werken des Leonardo da Vinci, und des
Fra Bartholomeo. Die Luftperſpektive und das
Helldunkle fehlen ganz. Die Umriſſe ſind etwas hart
und nicht genung verſchmolzen.
Raphaels
Kreutzabneh-
mung aus
ſeiner zwei-
ten Manier.
† Die heilige Catharina, von demſelben.
Derſelbe Stil, ja ſogar dieſelben Blumen auf der
Erde. Der Kopf voller Ausdruck hat viel von ſei-
ner Galathee im kleinen Pallaſt Farneſe, der ſogenann-
ten Farneſina.
† Die
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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 1. Leipzig, 1787, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei01_1787/315>, abgerufen am 16.07.2024.
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