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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 1. Leipzig, 1787.

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Der Vaticanische Pallast.
Behältniß einer Begräbnißurne gedient hätte. Sie
ist rund umher mit Figuren von halberhobener Arbeit
geziert, und diese Arbeit ist vortrefflich. Es sind
Störche, die neben Vasen und Bäumen stehen, und
Schlangen verzehren.

Ein Sarcophag. Das Basrelief stellt einen
Imperator vor, den eine Victorie krönt. Zu seinen
Füßen ein gefangener Barbar: Ein anderer bringt
ihm ein Kind, andere liegen in Fesseln; überher Wa-
gen mit Beute beladen, Trophäen u. s. w. Die Ar-
beit scheint aus späterer Zeit zu seyn, aber aus einer
solchen, in der der gute Stil noch nicht verlohren
gegangen war.

Um dieses Stils willen können Werke, die übri-In welcher
Rücksicht
Werke aus
der spätern
Zeit, bei
deutlichen
Spuren des
Verfalls der
Kunst, den-
noch interes-
sant bleiben
können?

gens in der Ausführung mittelmäßig sind, dem Lieb-
haber merkwürdig werden. Er macht sich mit der
Denkungsart der alten Künstler mit ihrer Vorstel-
lungsart bekannt, und gewöhnt sein Auge an richtige
Verhältnisse, leicht in einander laufender Junkturen,
Simplicität der Stellungen, und guten Wurf der
Gewänder.

+ Ein Sarcophag mit einem Bacchanal
von vortrefflichem Stile, und zum Erstaunen fleißiger
Ausführung. Schade! daß dieser Fleiß an Trocken-
heit gränzt, und daß die Zeichnung mehrere Unrich-
tigkeiten hat. Er ist außerdem stark ergänzt.

+ Eine Vase von schwarzem Basalt, der
wie angelaufene Bronze aussieht.
Sie ist mit
Masken geziert, und von schönster Arbeit und Form.
Ob sie gleich in mehrere Stücke zerbrochen gefunden
wurde, so hat man sie doch sehr gut wieder zusammen-
gesetzt.

Zwei
E 5

Der Vaticaniſche Pallaſt.
Behaͤltniß einer Begraͤbnißurne gedient haͤtte. Sie
iſt rund umher mit Figuren von halberhobener Arbeit
geziert, und dieſe Arbeit iſt vortrefflich. Es ſind
Stoͤrche, die neben Vaſen und Baͤumen ſtehen, und
Schlangen verzehren.

Ein Sarcophag. Das Basrelief ſtellt einen
Imperator vor, den eine Victorie kroͤnt. Zu ſeinen
Fuͤßen ein gefangener Barbar: Ein anderer bringt
ihm ein Kind, andere liegen in Feſſeln; uͤberher Wa-
gen mit Beute beladen, Trophaͤen u. ſ. w. Die Ar-
beit ſcheint aus ſpaͤterer Zeit zu ſeyn, aber aus einer
ſolchen, in der der gute Stil noch nicht verlohren
gegangen war.

Um dieſes Stils willen koͤnnen Werke, die uͤbri-In welcher
Ruͤckſicht
Werke aus
der ſpaͤtern
Zeit, bei
deutlichen
Spuren des
Verfalls der
Kunſt, den-
noch intereſ-
ſant bleiben
koͤnnen?

gens in der Ausfuͤhrung mittelmaͤßig ſind, dem Lieb-
haber merkwuͤrdig werden. Er macht ſich mit der
Denkungsart der alten Kuͤnſtler mit ihrer Vorſtel-
lungsart bekannt, und gewoͤhnt ſein Auge an richtige
Verhaͤltniſſe, leicht in einander laufender Junkturen,
Simplicitaͤt der Stellungen, und guten Wurf der
Gewaͤnder.

Ein Sarcophag mit einem Bacchanal
von vortrefflichem Stile, und zum Erſtaunen fleißiger
Ausfuͤhrung. Schade! daß dieſer Fleiß an Trocken-
heit graͤnzt, und daß die Zeichnung mehrere Unrich-
tigkeiten hat. Er iſt außerdem ſtark ergaͤnzt.

Eine Vaſe von ſchwarzem Baſalt, der
wie angelaufene Bronze ausſieht.
Sie iſt mit
Maſken geziert, und von ſchoͤnſter Arbeit und Form.
Ob ſie gleich in mehrere Stuͤcke zerbrochen gefunden
wurde, ſo hat man ſie doch ſehr gut wieder zuſammen-
geſetzt.

Zwei
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[73/0095] Der Vaticaniſche Pallaſt. Behaͤltniß einer Begraͤbnißurne gedient haͤtte. Sie iſt rund umher mit Figuren von halberhobener Arbeit geziert, und dieſe Arbeit iſt vortrefflich. Es ſind Stoͤrche, die neben Vaſen und Baͤumen ſtehen, und Schlangen verzehren. Ein Sarcophag. Das Basrelief ſtellt einen Imperator vor, den eine Victorie kroͤnt. Zu ſeinen Fuͤßen ein gefangener Barbar: Ein anderer bringt ihm ein Kind, andere liegen in Feſſeln; uͤberher Wa- gen mit Beute beladen, Trophaͤen u. ſ. w. Die Ar- beit ſcheint aus ſpaͤterer Zeit zu ſeyn, aber aus einer ſolchen, in der der gute Stil noch nicht verlohren gegangen war. Um dieſes Stils willen koͤnnen Werke, die uͤbri- gens in der Ausfuͤhrung mittelmaͤßig ſind, dem Lieb- haber merkwuͤrdig werden. Er macht ſich mit der Denkungsart der alten Kuͤnſtler mit ihrer Vorſtel- lungsart bekannt, und gewoͤhnt ſein Auge an richtige Verhaͤltniſſe, leicht in einander laufender Junkturen, Simplicitaͤt der Stellungen, und guten Wurf der Gewaͤnder. In welcher Ruͤckſicht Werke aus der ſpaͤtern Zeit, bei deutlichen Spuren des Verfalls der Kunſt, den- noch intereſ- ſant bleiben koͤnnen? † Ein Sarcophag mit einem Bacchanal von vortrefflichem Stile, und zum Erſtaunen fleißiger Ausfuͤhrung. Schade! daß dieſer Fleiß an Trocken- heit graͤnzt, und daß die Zeichnung mehrere Unrich- tigkeiten hat. Er iſt außerdem ſtark ergaͤnzt. † Eine Vaſe von ſchwarzem Baſalt, der wie angelaufene Bronze ausſieht. Sie iſt mit Maſken geziert, und von ſchoͤnſter Arbeit und Form. Ob ſie gleich in mehrere Stuͤcke zerbrochen gefunden wurde, ſo hat man ſie doch ſehr gut wieder zuſammen- geſetzt. Zwei E 5

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Zitationshilfe: Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 1. Leipzig, 1787, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei01_1787/95>, abgerufen am 21.11.2024.