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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 2. Leipzig, 1787.

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Pallast Doria.
an, in denen der Christ mit der Würde des Charak-
ters und der Schönheit der Bildung dargestellet sey,
mit denen sich der Künstler den eingebohrnen Sohn
Gottes denken müsse.

Man kennt noch zwei Wiederholungen von die-
sem Bilde, die eine in der Kirche zu St. Francesco
a Ripa zu Rom, die andere in der Gallerie zu Capo
die Monte bei Neapel. Die erste unterscheidet sich
von der unsrigen durch mehrere in die Zusammen-
setzung aufgenommene Figuren. Die letzte scheint
mit der unsrigen sehr genau übereinzustimmen, nur,
wenn ich mich nicht irre, hat das Bild von Capo
di Monte mehr Anzeigen des Caraccischen Stils.
Das Colorit, welches an dem unsrigen ziemlich leb-
haft ist, fällt dort mehr ins Graue. Die Zeichnung
hier ist incorrekt, die Schulter des Christs scheint
ausgesetzt zu seyn, und läuft nicht natürlich genug
in den Wirbelknochen. Auch ist die Haltung an
jenem Bilde besser. An beiden scheint man der Er-
findung vorwerfen zu können, daß der eine Engel
durch sein kindisches Versuchen des Stachels der
Dornenkrone die ernsthafte Stimmung der Seele des
Zuschauers unterbricht.

Die Anordnung ist unvergleichlich. Eine der
schönsten Kegelgruppen, die man sehen kann. Der
Ausdruck ist in den Figuren der Mutter Gottes und
des Christs wahr, edel und anziehend. Die erste
zeigt klagenden Schmerz: sie haben den erschlagen,
den meine Seele liebt! Von dem Ausdrucke im
Christ habe ich schon gesprochen.

Hagar und Ismael von Vouet.

Eben
J 3

Pallaſt Doria.
an, in denen der Chriſt mit der Wuͤrde des Charak-
ters und der Schoͤnheit der Bildung dargeſtellet ſey,
mit denen ſich der Kuͤnſtler den eingebohrnen Sohn
Gottes denken muͤſſe.

Man kennt noch zwei Wiederholungen von die-
ſem Bilde, die eine in der Kirche zu St. Franceſco
a Ripa zu Rom, die andere in der Gallerie zu Capo
die Monte bei Neapel. Die erſte unterſcheidet ſich
von der unſrigen durch mehrere in die Zuſammen-
ſetzung aufgenommene Figuren. Die letzte ſcheint
mit der unſrigen ſehr genau uͤbereinzuſtimmen, nur,
wenn ich mich nicht irre, hat das Bild von Capo
di Monte mehr Anzeigen des Caracciſchen Stils.
Das Colorit, welches an dem unſrigen ziemlich leb-
haft iſt, faͤllt dort mehr ins Graue. Die Zeichnung
hier iſt incorrekt, die Schulter des Chriſts ſcheint
ausgeſetzt zu ſeyn, und laͤuft nicht natuͤrlich genug
in den Wirbelknochen. Auch iſt die Haltung an
jenem Bilde beſſer. An beiden ſcheint man der Er-
findung vorwerfen zu koͤnnen, daß der eine Engel
durch ſein kindiſches Verſuchen des Stachels der
Dornenkrone die ernſthafte Stimmung der Seele des
Zuſchauers unterbricht.

Die Anordnung iſt unvergleichlich. Eine der
ſchoͤnſten Kegelgruppen, die man ſehen kann. Der
Ausdruck iſt in den Figuren der Mutter Gottes und
des Chriſts wahr, edel und anziehend. Die erſte
zeigt klagenden Schmerz: ſie haben den erſchlagen,
den meine Seele liebt! Von dem Ausdrucke im
Chriſt habe ich ſchon geſprochen.

Hagar und Iſmael von Vouet.

Eben
J 3
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[133/0147] Pallaſt Doria. an, in denen der Chriſt mit der Wuͤrde des Charak- ters und der Schoͤnheit der Bildung dargeſtellet ſey, mit denen ſich der Kuͤnſtler den eingebohrnen Sohn Gottes denken muͤſſe. Man kennt noch zwei Wiederholungen von die- ſem Bilde, die eine in der Kirche zu St. Franceſco a Ripa zu Rom, die andere in der Gallerie zu Capo die Monte bei Neapel. Die erſte unterſcheidet ſich von der unſrigen durch mehrere in die Zuſammen- ſetzung aufgenommene Figuren. Die letzte ſcheint mit der unſrigen ſehr genau uͤbereinzuſtimmen, nur, wenn ich mich nicht irre, hat das Bild von Capo di Monte mehr Anzeigen des Caracciſchen Stils. Das Colorit, welches an dem unſrigen ziemlich leb- haft iſt, faͤllt dort mehr ins Graue. Die Zeichnung hier iſt incorrekt, die Schulter des Chriſts ſcheint ausgeſetzt zu ſeyn, und laͤuft nicht natuͤrlich genug in den Wirbelknochen. Auch iſt die Haltung an jenem Bilde beſſer. An beiden ſcheint man der Er- findung vorwerfen zu koͤnnen, daß der eine Engel durch ſein kindiſches Verſuchen des Stachels der Dornenkrone die ernſthafte Stimmung der Seele des Zuſchauers unterbricht. Die Anordnung iſt unvergleichlich. Eine der ſchoͤnſten Kegelgruppen, die man ſehen kann. Der Ausdruck iſt in den Figuren der Mutter Gottes und des Chriſts wahr, edel und anziehend. Die erſte zeigt klagenden Schmerz: ſie haben den erſchlagen, den meine Seele liebt! Von dem Ausdrucke im Chriſt habe ich ſchon geſprochen. Hagar und Iſmael von Vouet. Eben J 3

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Zitationshilfe: Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 2. Leipzig, 1787, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei02_1787/147>, abgerufen am 27.11.2024.