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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 2. Leipzig, 1787.

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Villa Medicis.

Erläuterung der Statuen dienen, abbilden. Der
Verfasser ist der Cav. Angelo Fabroni, provvedi-
tore Generale dello Studio di Pisa.
Außer eini-
gen historischen Nachrichten, die vielleicht die Probe
nicht aushalten, giebt diese Abhandlung nicht
viel mehr als Auszüge aus dem Winkelmann. Die
Lobeserhebungen sind, nach Art der Italiener, auch
an das Unbeträchtlichste verschwendet. Die Zeich-
nungen sind nicht immer richtig, und die Köpfe
durchaus verfehlt. Da sie inzwischen zur Wieder-
erkennung dienen, so will ich die Nummern der
Kupfer meiner Beschreibung beifügen.
Die Figuren stehen jetzt jede einzeln an den Wän-
den eines Saales herumgestellt, der ein länglichtes
Viereck ausmacht. Die eine der kürzern Seiten
nimmt die Mutter ein; vor ihr liegt der sterbende
Sohn. An der gegen über befindlichen kurzen
Seite steht der Vater oder auch der Pädagog, und
an den beiden längern Seitenwänden stehen die
übrigen Figuren, zwölfe an der Zahl.
Niobe die Mutter. In dem Augenblicke der
Betäubung, in die sie durch das Gefühl des erlit-
tenen und des kommenden Uebels geworfen wird.
Sie blickt gen Himmel, den Ort, von dem die
Strafe der stolzen Mutter herabkömmt. Ihre
jüngste Tochter sucht Schutz in ihrem Schooße, sie
lehnt sich über dies ihr Liebstes her, und ohne in
ihrer Verwirrung zu bedenken, daß kein Mittel vor
den unvermeidlichen Pfeilen der erzürnten Gotthei-
ten schütze, greift sie nach dem unzulänglichsten:
Sie zieht den Schleier von hinten über, ihr Kind
zu bedecken.
Der Eindruck des Ganzen ist feierlich schön; die
colossalische Gestalt unterstützt den Eindruck der er-
greifen-

Villa Medicis.

Erlaͤuterung der Statuen dienen, abbilden. Der
Verfaſſer iſt der Cav. Angelo Fabroni, provvedi-
tore Generale dello Studio di Piſa.
Außer eini-
gen hiſtoriſchen Nachrichten, die vielleicht die Probe
nicht aushalten, giebt dieſe Abhandlung nicht
viel mehr als Auszuͤge aus dem Winkelmann. Die
Lobeserhebungen ſind, nach Art der Italiener, auch
an das Unbetraͤchtlichſte verſchwendet. Die Zeich-
nungen ſind nicht immer richtig, und die Koͤpfe
durchaus verfehlt. Da ſie inzwiſchen zur Wieder-
erkennung dienen, ſo will ich die Nummern der
Kupfer meiner Beſchreibung beifuͤgen.
Die Figuren ſtehen jetzt jede einzeln an den Waͤn-
den eines Saales herumgeſtellt, der ein laͤnglichtes
Viereck ausmacht. Die eine der kuͤrzern Seiten
nimmt die Mutter ein; vor ihr liegt der ſterbende
Sohn. An der gegen uͤber befindlichen kurzen
Seite ſteht der Vater oder auch der Paͤdagog, und
an den beiden laͤngern Seitenwaͤnden ſtehen die
uͤbrigen Figuren, zwoͤlfe an der Zahl.
Niobe die Mutter. In dem Augenblicke der
Betaͤubung, in die ſie durch das Gefuͤhl des erlit-
tenen und des kommenden Uebels geworfen wird.
Sie blickt gen Himmel, den Ort, von dem die
Strafe der ſtolzen Mutter herabkoͤmmt. Ihre
juͤngſte Tochter ſucht Schutz in ihrem Schooße, ſie
lehnt ſich uͤber dies ihr Liebſtes her, und ohne in
ihrer Verwirrung zu bedenken, daß kein Mittel vor
den unvermeidlichen Pfeilen der erzuͤrnten Gotthei-
ten ſchuͤtze, greift ſie nach dem unzulaͤnglichſten:
Sie zieht den Schleier von hinten uͤber, ihr Kind
zu bedecken.
Der Eindruck des Ganzen iſt feierlich ſchoͤn; die
coloſſaliſche Geſtalt unterſtuͤtzt den Eindruck der er-
greifen-
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[138/0152] Villa Medicis. 1) 1) Erlaͤuterung der Statuen dienen, abbilden. Der Verfaſſer iſt der Cav. Angelo Fabroni, provvedi- tore Generale dello Studio di Piſa. Außer eini- gen hiſtoriſchen Nachrichten, die vielleicht die Probe nicht aushalten, giebt dieſe Abhandlung nicht viel mehr als Auszuͤge aus dem Winkelmann. Die Lobeserhebungen ſind, nach Art der Italiener, auch an das Unbetraͤchtlichſte verſchwendet. Die Zeich- nungen ſind nicht immer richtig, und die Koͤpfe durchaus verfehlt. Da ſie inzwiſchen zur Wieder- erkennung dienen, ſo will ich die Nummern der Kupfer meiner Beſchreibung beifuͤgen. Die Figuren ſtehen jetzt jede einzeln an den Waͤn- den eines Saales herumgeſtellt, der ein laͤnglichtes Viereck ausmacht. Die eine der kuͤrzern Seiten nimmt die Mutter ein; vor ihr liegt der ſterbende Sohn. An der gegen uͤber befindlichen kurzen Seite ſteht der Vater oder auch der Paͤdagog, und an den beiden laͤngern Seitenwaͤnden ſtehen die uͤbrigen Figuren, zwoͤlfe an der Zahl. Niobe die Mutter. In dem Augenblicke der Betaͤubung, in die ſie durch das Gefuͤhl des erlit- tenen und des kommenden Uebels geworfen wird. Sie blickt gen Himmel, den Ort, von dem die Strafe der ſtolzen Mutter herabkoͤmmt. Ihre juͤngſte Tochter ſucht Schutz in ihrem Schooße, ſie lehnt ſich uͤber dies ihr Liebſtes her, und ohne in ihrer Verwirrung zu bedenken, daß kein Mittel vor den unvermeidlichen Pfeilen der erzuͤrnten Gotthei- ten ſchuͤtze, greift ſie nach dem unzulaͤnglichſten: Sie zieht den Schleier von hinten uͤber, ihr Kind zu bedecken. Der Eindruck des Ganzen iſt feierlich ſchoͤn; die coloſſaliſche Geſtalt unterſtuͤtzt den Eindruck der er- greifen-

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Zitationshilfe: Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 2. Leipzig, 1787, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei02_1787/152>, abgerufen am 27.11.2024.