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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 2. Leipzig, 1787.

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Villa Medicis.

Eine Tochter der Niobe. Sie hält das Ge-
wand in die Höhe, und dem vorgebeugten Kör-
per nach zu urtheilen, scheint sie eines ihrer bereits
erlegten Geschwister zu betrauren. (Fabroni nr. 5.)
Mich dünkt, der Kopf ist ohne Ausdruck, die
neue Nase nicht recht ins Kreuz gesetzt; vielleicht
liegt es daran, daß der Mund zu grimassiren scheint,
vielleicht war derselbe aber auch ursprünglich an
der linken Seite zu sehr geöffnet. Das Erhobene
der. Brüste ist wenig angegeben. Das Gewand,
welches über den Schultern zusammengeheftet ist,
wird unter der Brust durch einen Gürtel zusammen-
gefaßt. Es ist weniger steif, als an der Mutter.
Neu sind: die Nase, beide Arme, der Theil des
in die Höhe gehaltenen Gewandes, der rechte Fuß,
verschiedene Falten.
Eine andere Tochter. (Fabr. nr. 13.) Der Aus-
druck ist beinahe derselbe mit dem der Mutter,
nur in geringerer Maaße. Ueberhaupt scheint sie
der Mutter Bild im jungfräulichen Alter. Meinem
Urtheile nach, ist sie die schönste Figur der Gruppe.
Schwerlich wird man ein vollkommeneres Oval fin-
den. Sie hat nur schwellende Brüste. Auch ihr
Gewand klebt zu stark an den Körper. Arme und
Füße scheinen neu zu seyn. Man verläßt diese
schöne Gestalt nicht ohne Mühe.
Der sterbende Sohn zwischen diesen drei Figu-
ren sehr glücklich in die Mitte gelegt, um den Aus-
druck ihrer Empfindungen besser zu rechtfertigen.
(Fabroni nr. 3.)
Es ist eine der schönsten und ausdruckvollesten
Figuren in Marmor. Der Pfeil hat ihn unter
der Brust durch die Rippen getroffen, man bemerkt
beide Oeffnungen, die er beim hinein und heraus-
fahren geschlagen hat. Der Jüngling scheint zu
röcheln.

Villa Medicis.

Eine Tochter der Niobe. Sie haͤlt das Ge-
wand in die Hoͤhe, und dem vorgebeugten Koͤr-
per nach zu urtheilen, ſcheint ſie eines ihrer bereits
erlegten Geſchwiſter zu betrauren. (Fabroni nr. 5.)
Mich duͤnkt, der Kopf iſt ohne Ausdruck, die
neue Naſe nicht recht ins Kreuz geſetzt; vielleicht
liegt es daran, daß der Mund zu grimaſſiren ſcheint,
vielleicht war derſelbe aber auch urſpruͤnglich an
der linken Seite zu ſehr geoͤffnet. Das Erhobene
der. Bruͤſte iſt wenig angegeben. Das Gewand,
welches uͤber den Schultern zuſammengeheftet iſt,
wird unter der Bruſt durch einen Guͤrtel zuſammen-
gefaßt. Es iſt weniger ſteif, als an der Mutter.
Neu ſind: die Naſe, beide Arme, der Theil des
in die Hoͤhe gehaltenen Gewandes, der rechte Fuß,
verſchiedene Falten.
Eine andere Tochter. (Fabr. nr. 13.) Der Aus-
druck iſt beinahe derſelbe mit dem der Mutter,
nur in geringerer Maaße. Ueberhaupt ſcheint ſie
der Mutter Bild im jungfraͤulichen Alter. Meinem
Urtheile nach, iſt ſie die ſchoͤnſte Figur der Gruppe.
Schwerlich wird man ein vollkommeneres Oval fin-
den. Sie hat nur ſchwellende Bruͤſte. Auch ihr
Gewand klebt zu ſtark an den Koͤrper. Arme und
Fuͤße ſcheinen neu zu ſeyn. Man verlaͤßt dieſe
ſchoͤne Geſtalt nicht ohne Muͤhe.
Der ſterbende Sohn zwiſchen dieſen drei Figu-
ren ſehr gluͤcklich in die Mitte gelegt, um den Aus-
druck ihrer Empfindungen beſſer zu rechtfertigen.
(Fabroni nr. 3.)
Es iſt eine der ſchoͤnſten und ausdruckvolleſten
Figuren in Marmor. Der Pfeil hat ihn unter
der Bruſt durch die Rippen getroffen, man bemerkt
beide Oeffnungen, die er beim hinein und heraus-
fahren geſchlagen hat. Der Juͤngling ſcheint zu
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[140/0154] Villa Medicis. 1) 1) Eine Tochter der Niobe. Sie haͤlt das Ge- wand in die Hoͤhe, und dem vorgebeugten Koͤr- per nach zu urtheilen, ſcheint ſie eines ihrer bereits erlegten Geſchwiſter zu betrauren. (Fabroni nr. 5.) Mich duͤnkt, der Kopf iſt ohne Ausdruck, die neue Naſe nicht recht ins Kreuz geſetzt; vielleicht liegt es daran, daß der Mund zu grimaſſiren ſcheint, vielleicht war derſelbe aber auch urſpruͤnglich an der linken Seite zu ſehr geoͤffnet. Das Erhobene der. Bruͤſte iſt wenig angegeben. Das Gewand, welches uͤber den Schultern zuſammengeheftet iſt, wird unter der Bruſt durch einen Guͤrtel zuſammen- gefaßt. Es iſt weniger ſteif, als an der Mutter. Neu ſind: die Naſe, beide Arme, der Theil des in die Hoͤhe gehaltenen Gewandes, der rechte Fuß, verſchiedene Falten. Eine andere Tochter. (Fabr. nr. 13.) Der Aus- druck iſt beinahe derſelbe mit dem der Mutter, nur in geringerer Maaße. Ueberhaupt ſcheint ſie der Mutter Bild im jungfraͤulichen Alter. Meinem Urtheile nach, iſt ſie die ſchoͤnſte Figur der Gruppe. Schwerlich wird man ein vollkommeneres Oval fin- den. Sie hat nur ſchwellende Bruͤſte. Auch ihr Gewand klebt zu ſtark an den Koͤrper. Arme und Fuͤße ſcheinen neu zu ſeyn. Man verlaͤßt dieſe ſchoͤne Geſtalt nicht ohne Muͤhe. Der ſterbende Sohn zwiſchen dieſen drei Figu- ren ſehr gluͤcklich in die Mitte gelegt, um den Aus- druck ihrer Empfindungen beſſer zu rechtfertigen. (Fabroni nr. 3.) Es iſt eine der ſchoͤnſten und ausdruckvolleſten Figuren in Marmor. Der Pfeil hat ihn unter der Bruſt durch die Rippen getroffen, man bemerkt beide Oeffnungen, die er beim hinein und heraus- fahren geſchlagen hat. Der Juͤngling ſcheint zu roͤcheln.

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Zitationshilfe: Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 2. Leipzig, 1787, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei02_1787/154>, abgerufen am 09.11.2024.