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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 2. Leipzig, 1787.

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Villa Medicis.

einem gelehrten, und von Charakter vortrefflichen
Manne hinzugefügte Figur, ist von Fabroni nicht
mit aufgezeichnet. Sie stand ehemals in der
Großherzoglichen Gallerie unter dem Nahmen En-
dymion. Allein sie scheint so wenig die ältere als
die neuere Bestimmung auszufüllen. Die gemeine
keinesweges heldenmäßige Natur, die starken Mus-
keln bezeichnen den gewöhnlichen Ringer, nicht die
Söhne der Niobe, die sich zur Zeit der Catastrophe
im Ringen übten. Der Kopf und der obere Arm
scheinen neu.
Lanzi hat die Figur nur hinzugefügt, um den
vierzehnten Sohn herauszubringen. Eine Ver-
bindlichkeit, die ihm nicht einst die Autorität der
Basreliefs, die ähnliche Vorstellungen liefern, auf-
legte.
Zuletzt bemerke ich noch eine weibliche Figur,
(Fabroni nr. 11.) an der alle Extremitäten neu zu
seyn scheinen. Der bloße Anblick lehrt, wie wenig
diese Figur bestimmt gewesen sey, mit den übrigen
ein Ganzes auszumachen.
Man rechnet zu Theilen dieser Gruppe, das
Pferd das in der Gallerie steht, und die Ringer in
der Tribune. Das Pferd ist Meilenweit von den
übrigen Figuren gefunden, sonst würde es nach dem
Basrelief in dem Museo Clementino, worauf bei
der Vorstellung eben dieser Fabel das Pferd ange-
troffen wird, gut hieher passen.
Die Ringer gehören nicht hieher. Nicht weil
sonst sechzehn Söhne herauskämen, denn die übri-
gen vierzehn sind sehr zweifelhaft, sondern weil
Marmor und Stil nicht übereinstimmen, und die
Vorstellung äußerst unschicklich an sich selbst, und
unpassend zu dem Augenblicke der Catastrophe wäre.
So ernsthaft meinten es doch wohl die Brüder
nicht,

Villa Medicis.

einem gelehrten, und von Charakter vortrefflichen
Manne hinzugefuͤgte Figur, iſt von Fabroni nicht
mit aufgezeichnet. Sie ſtand ehemals in der
Großherzoglichen Gallerie unter dem Nahmen En-
dymion. Allein ſie ſcheint ſo wenig die aͤltere als
die neuere Beſtimmung auszufuͤllen. Die gemeine
keinesweges heldenmaͤßige Natur, die ſtarken Mus-
keln bezeichnen den gewoͤhnlichen Ringer, nicht die
Soͤhne der Niobe, die ſich zur Zeit der Cataſtrophe
im Ringen uͤbten. Der Kopf und der obere Arm
ſcheinen neu.
Lanzi hat die Figur nur hinzugefuͤgt, um den
vierzehnten Sohn herauszubringen. Eine Ver-
bindlichkeit, die ihm nicht einſt die Autoritaͤt der
Basreliefs, die aͤhnliche Vorſtellungen liefern, auf-
legte.
Zuletzt bemerke ich noch eine weibliche Figur,
(Fabroni nr. 11.) an der alle Extremitaͤten neu zu
ſeyn ſcheinen. Der bloße Anblick lehrt, wie wenig
dieſe Figur beſtimmt geweſen ſey, mit den uͤbrigen
ein Ganzes auszumachen.
Man rechnet zu Theilen dieſer Gruppe, das
Pferd das in der Gallerie ſteht, und die Ringer in
der Tribune. Das Pferd iſt Meilenweit von den
uͤbrigen Figuren gefunden, ſonſt wuͤrde es nach dem
Basrelief in dem Muſeo Clementino, worauf bei
der Vorſtellung eben dieſer Fabel das Pferd ange-
troffen wird, gut hieher paſſen.
Die Ringer gehoͤren nicht hieher. Nicht weil
ſonſt ſechzehn Soͤhne herauskaͤmen, denn die uͤbri-
gen vierzehn ſind ſehr zweifelhaft, ſondern weil
Marmor und Stil nicht uͤbereinſtimmen, und die
Vorſtellung aͤußerſt unſchicklich an ſich ſelbſt, und
unpaſſend zu dem Augenblicke der Cataſtrophe waͤre.
So ernſthaft meinten es doch wohl die Bruͤder
nicht,
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[144/0158] Villa Medicis. 1) 1) einem gelehrten, und von Charakter vortrefflichen Manne hinzugefuͤgte Figur, iſt von Fabroni nicht mit aufgezeichnet. Sie ſtand ehemals in der Großherzoglichen Gallerie unter dem Nahmen En- dymion. Allein ſie ſcheint ſo wenig die aͤltere als die neuere Beſtimmung auszufuͤllen. Die gemeine keinesweges heldenmaͤßige Natur, die ſtarken Mus- keln bezeichnen den gewoͤhnlichen Ringer, nicht die Soͤhne der Niobe, die ſich zur Zeit der Cataſtrophe im Ringen uͤbten. Der Kopf und der obere Arm ſcheinen neu. Lanzi hat die Figur nur hinzugefuͤgt, um den vierzehnten Sohn herauszubringen. Eine Ver- bindlichkeit, die ihm nicht einſt die Autoritaͤt der Basreliefs, die aͤhnliche Vorſtellungen liefern, auf- legte. Zuletzt bemerke ich noch eine weibliche Figur, (Fabroni nr. 11.) an der alle Extremitaͤten neu zu ſeyn ſcheinen. Der bloße Anblick lehrt, wie wenig dieſe Figur beſtimmt geweſen ſey, mit den uͤbrigen ein Ganzes auszumachen. Man rechnet zu Theilen dieſer Gruppe, das Pferd das in der Gallerie ſteht, und die Ringer in der Tribune. Das Pferd iſt Meilenweit von den uͤbrigen Figuren gefunden, ſonſt wuͤrde es nach dem Basrelief in dem Muſeo Clementino, worauf bei der Vorſtellung eben dieſer Fabel das Pferd ange- troffen wird, gut hieher paſſen. Die Ringer gehoͤren nicht hieher. Nicht weil ſonſt ſechzehn Soͤhne herauskaͤmen, denn die uͤbri- gen vierzehn ſind ſehr zweifelhaft, ſondern weil Marmor und Stil nicht uͤbereinſtimmen, und die Vorſtellung aͤußerſt unſchicklich an ſich ſelbſt, und unpaſſend zu dem Augenblicke der Cataſtrophe waͤre. So ernſthaft meinten es doch wohl die Bruͤder nicht,

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Zitationshilfe: Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 2. Leipzig, 1787, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei02_1787/158>, abgerufen am 28.11.2024.